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An meinen Freund.

Täglich durft' ich sonst Dich schauen,
Deiner lieben Nähe mich erfreun,
Jedem Tag das stille Glück vertrauen,
Morgen, wußt' ich, mußt' es sich erneu'n!

Keinen Gruß bringt nun die weite Ferne,
Keinen Blick die todte Nähe mir,
Und kein Himmel trägt die alten Sterne,
Die mir einst so hell gestrahlet hier!

Jede Stelle scheint Euch noch wie immer,
Jeder Tag wie eh'mals hinzugehn,
Keinem mangelt jener Farbenschimmer,
Keiner will den stummen Wink verstehn.

Keiner nennt die alten heilgen Namen, –
Keiner stört der leisen Thränen Lauf –
Alte Bilder steigen aus dem Rahmen,
Alte Träume wachen wieder auf! –

Was ich mühsam, kraftvoll mir errungen,
Nimmt dies ewig starre Schweigen mir –
Alle Lebenstöne sind verklungen,
Denn, ach! Keiner redet mehr von Dir!

Im März 1817.


An meinen Freund

H 1, Seite 82. Die Lesefehler der Abschrift (Strophe 1, Vers 4: »mußt'« statt »wußt'«, Strophe 2, Vers 2: »Mühe« statt »Nähe«, Strophe 4, Vers 3 und 4: »Alle« statt »Alte«) waren zu berichtigen. – Signatur Sibyllens: 57.

Der Freund ist wohl Ferdinand Heinke. – In dem Brief an Sibylle vom 25. Oktober 1849 meint Ottilie, dieses Gedicht könne auch von Gerstenbergk sein.


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