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An Wolfgang von Goethe.

Wenn der Schnee von jenen Höhen
Niederschmilzt in's stille Thal,
Laß mich Dich noch einmal sehen,
Küße mich zum Letztenmal.

Wenn der Blüthenstaub der Weiden
Dich umfliegt mit zartem Duft,
Werd' ich mit dem Winter scheiden,
Weil der Frühlingshauch mich ruft!

Denn mich locken die Verwandten,
Mich, der Elemente Kind;
Was sie zur Gestalt hier bannten,
Lösen leise sie und lind.

Dann umschmeichl' ich Dich als Welle,
Spiel' als Zephyr Dir im Haar,
Flattre vor Dir als Libelle,
Jung mit jedem jungen Jahr.

Lieg' als Ranke Dir zu Füßen,
Blick' als Blume Dir ins Herz:
Grüße Dich in tausend süßen
Lenzgebilden – ohne Schmerz!

(Diese Verse sind nicht an Wolf gemacht, sondern ihm dediciert, als Geschenk.)


An Wolfgang von Goethe

Handschriftliches Tagebuch Ende 1840, S. 13 f.; ausgenommen als Sang eines Mädchens in Adelens »Haus-, Wald- und Feldmärchen« 1844, S. 168, doch fehlt hier die erste Strophe, und die andern haben folgende Varianten: Strophe 2, Zeile 2-4: »Niederfliegt ins stille Thal, Werd' ich mit dem Frühling scheiden. Küß' ich dich zum letzten Mal«, und Strophe 3, Zeile 3: »Was gestaltend hier sie bannten«. – Signatur Sibyllens: 34.

Vgl. die Anmerkung zum vorigen Gedicht; der Zusatz am Schluß ist offenbar später eingetragen.


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