1. |
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Ich sag euch, lieben Söhne mein,
Es wächst euch weder Korn noch Wein,
Ich weiß euch nicht zu zeigen
Die Lehen noch die Eigen.
Nun gnad euch Gott der gute
Und geb euch Glück und Heil;
gar wohl gelang dem milden Dänen Frute! |
2. |
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Mich reuet Frute überm Meer
Und von Hausen Walther;
Heinrich von Gibichenstein;
Der Staufer mag der vierte sein.
Gott gnade Wernharten,
Der auf Steinberg saß:
der ließ die Werthen nicht vergeblich warten! |
3. |
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Als der gute Wernhart
An diese Welt geboren ward,
Da theilt' er all sein Hab und Gut,
Da gewann er Rüdigers Muth:
Der saß zu Bechelaren
Und pflag der Marke manchen Tag:
man rühmt um Mild ihn noch nach so viel Jahren. |
4. |
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Steinberg hält daran noch fest,
Daß es sich Niemand erben läßt
Als der auf Ehren ist bedacht;
Es hat es nun dahin gebracht,
Es fand nun seinen Erben
Vom werthen Stamm der Oettinger:
der läßt ihm hohen Namen nicht verderben. |
5. |
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Das Alter ringt mich nieder,
Das
Herigern nun wieder
Seine Kräfte gar benahm.
Es soll der bartlose Mann
Berathen sich in Zeiten,
Wenn er am Hofe lästig wird,
wo er zu gewisser Herberg reite. |
6. |
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Wie sich dehnt der reiche Wirth,
Wenn dem Nothhaften klirrt
Der Stegereif durch Feld und Tann!
Daß ich nicht zu bauen sann,
Als mir zu entspringen
Zuerst am Kinn begann der Bart,
das läßt mich nun mit Noth und Sorge ringen. |
7. |
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Weist du wie der Igel sprach?
Gar gut ist eigen Gemach.
Zimmre, Kerling, dir ein Haus,
Da richte deine Sachen aus.
Die Herren alle kargen:
Wer nun nichts daheim besitzt,
wie mancher guten Dinge muß er darben! |
8. |
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Wie das Wetter auch thu,
Der Gast, der muß reiten fruh;
Der Wirth mag trockenen Fuß
Behalten, wenn der Gast ihm muß
Die Herberge räumen:
Wer im Alter werth will sein,
der soll in jungen Jahren sich nicht säumen. |
9. |
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Hunger litt ich harten;
Ich stieg in einen Garten:
Obst war darinnen,
Das konnt ich nicht gewinnen.
Das kam von übelm Heile:
Oftmals schüttelt ich den Ast,
doch wurden mir der Aepfel nicht zu Theile. |
10. |
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Korn sät' ein Baumann,
Davon er keine Frucht gewann.
Den Bauer ärgerte das:
Das andre Jahr er sich vermaß,
Er ließ' es ungebrochen.
Er sollt es gütlich geben,
wer dem andern Lohn für Dienste hat versprochen. |
11. |
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Wer ein gutes Weib gewann,
Und geht zu einer andern dann
Der thut nicht anders denn ein Schwein:
Wie mögt es immer ärger sein?
Er läßt den lautern Bronnen
Und legt sich in den trüben Pfuhl;
die Sitte hat doch mancher Mann gewonnen. |
12. |
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Man hört am Hof wohl sagen
Als hätten sich geschlagen
Kerling und Gebhart:
Sie lügen all, bei meinem Bart!
Zwei Brüder, kommts zum Zorne,
Verzäunen ihre Höfe wohl,
doch laßen sie die Thüren ohne Dornen. |
13. |
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Es mag ein Mann so viel vertragen,
Hört ich Kerlingen sagen,
Daß er in Verachtung lebt;
Doch wird wohl Rath für ihn, erhebt
Er zeitig seine Stimme.
Zwei Hunde stritten um ein Bein,
da trug es hin am Ende der grimme. |
14. |
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Zwei Hunde stritten um ein Bein;
Der feige greint' und ließ es sein.
Was half ihm all sein Greinen?
Das Bein must er vermeiden.
Der grimmere wagt' es:
Vom Tische trug ers zu der Thür
und stand vor seinem Angesicht und nagt' es. |
15. |
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Es war ein Wolf, ein grauer,
Und ein alberner Bauer,
Der ließ, in Ruh zu schlafen,
Den Wolf zu seinen Schafen.
Da hielt der so die Rechte,
Daß man ihn des Morgens hieng;
nun muß er stäts angähnen sein Geschlechte. |
16. |
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Ein Wolf mit einem klugen Mann
Ein Schachzabelspiel begann.
Als sie nun spielten um das Gut,
Den Wolf sah man seinen Muth
Nach seinem Vater wenden.
Denn als ein Widder kam hinzu,
da gab er beide Thürm um einen Fenden. |
17. |
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Ein Wolf, der Sünde zu entfliehn,
Zog sich in ein Kloster hin,
Wo er nun geistlich sollte leben.
Die Schafe gab man ihm zu pflegen.
Statt Messe nun zu lesen
Biß er Schwein und Schafe todt
und sprach, des Pfaffen Rüde seis gewesen. |
18. |
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Er ist gewaltig und stark,
Der Weihnacht geboren ward;
Das ist der heilige Christ.
Ihn lobet Alles was da ist
Bis auf den Teufel alleine:
Um seinen großen Uebermuth
ward ihm die finstre Hölle zu Theile. |
19. |
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Der Marter Christus sich ergab,
Er ließ sich legen in ein Grab.
So wurde Gott der Menschen Schild,
Die Christenheit erlöst' er mild
Von der Hölle Gluten.
Er thut es nicht zum andermal:
daran gedenke Böser so wie Guter. |
20. |
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Am osterlichen Tage
Erhob sich Christ vom Grabe,
König aller Kaiser,
Vater aller Waisen,
Sein Handgebild er löste.
In die Hölle schien ein Licht,
daß er seine lieben Kinder tröste. |
21. |
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Im Himmelreich ein Haus steht,
Zu dem ein Pfad von Golde geht.
Von Marmor sind die Säulen dort,
Die zierte unser Herr und Gott
Mit edelm Gesteine.
Da wird Niemand aufgethan,
er sei von allen Sünden denn gar reine. |
22. |
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In der Höll ist übler Rath:
Wer seine Heimat da hat,
Dem leuchtet nie der Sonne Licht,
Des Mondes Schimmer frommt ihm nicht,
Noch die lichten Sterne.
Ihn martert Alles was er sieht:
wohl wär er nun im Himmel gar zu gerne! |
23. |
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Wer gerne zu der Kirche geht
Und da lautern Sinnes steht,
Der mag wohl fröhlich leben.
Ihm wird zuletzt gegeben
Der Engel Gemeine.
Wohl ihm, daß er geboren ward!
im Himmel ist das Leben schön und reine. |
24. |
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Es hüt' ein Mann der Ehre;
Er soll dabei der Seele
Doch unterweilen pflegen gut,
Daß ihn nie der Uebermuth
Zu ferne mag verlocken:
Wenn er Urlaub einst begehrt,
es brächt ihn auf der Reise leicht ins Stocken. |
25. |
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Ich war zu Diensten lange
Leider einem Manne
Der in der Hölle Herberg hat:
Der weiß all meine Missethat.
Sein Lohn, der ist böse:
Hilf mir, heiliger Geist.
daß ich aus seinen Banden mich erlöse. |
26. |
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Die Kräuter des Waldes,
Die Erze des Goldes
Im tiefsten Abgrunde,
Du hast davon, Herr, Kunde,
Sie stehn in deinen Händen;
Alles himmlische Heer,
das sänge nimmer deinen Preis zu Ende. |