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21. Heinrich von Morungen.

8. Tagelied.

Er.
      O weh, soll mir nicht wieder je
Hell leuchten in der Nacht
    So weiß wie frischer Schnee
Ihr Leib in lichter Pracht!
    Der trog die Augen mein:
Ich wähnt, es sollte sein
Des lichten Mondes Schein,
Da tagt' es.

    O weh, sie küsste sonder Zahl
Im Schlaf mich inniglich.
    Da fielen hin zu Thal
Die Thränen über mich.
    Ich tröstete sie lang:
Sie that den Augen Zwang,
Mich in die Arme schlang:
Da tagt' es.

 
Sie.
    O weh, daß ich ihn nimmer seh
Verweilen all den Morgen,
    Wenn uns die Nacht vergeh,
Daß wir nicht dürfen sorgen.
    O weh, der Tag ist da!
Wie gieng es ihm so nah,
Als er den Tag ersah:
Da tagt' es.

    O weh, daß er so oft sich stahl
Zu mir beim Abendgraun;
    So wollt er allemal
Meine bloßen Arme schaun.
    Und fand die Bitte Statt,
So sah er nie sich satt,
Daß nichts gewundert hat.
Da tagt' es.


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