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»Frau, wo blieb eur schöner Leib,
Wer hat euch, edle Herrin, den benommen?
Ihr wart ein wonnigliches Weib:
Von eurer Farbe seid ihr nun gekommen.
Das ist mir leid und schafft mir Schwere:
Wers verschuldet hat, den fälle
Gott und nehm ihm gar die Ehre.«
»Wovon wär ich schön wohl noch
Und hohen Muthes, wie ein ander Weib?
Hab ich meines Willens doch
Kaum so viel, daß ich Leben mag und Leib
Hüten vor der Bösen Neide,
Die mich beschuldigen und zwingen,
daß ich einen Ritter meide.
»Solche Noth und ander Leid
Hat mir der Farb ein gutes Theil benommen;
Doch freut mich sein gewisser Eid,
Den er gelobte, bald hieher zu kommen.
Wüst ich, daß es also wäre,
So hätt ich nie seit langen Tagen
vernommen also liebe Märe.
»Lachen will ich stäts ihn an,
Kommt mir der Tag, daß ihn mein Aug ersieht,
Wie ich es nicht laßen kann
Vor Freude, daß mir also wohl geschieht.
Eh ich dann mich von ihm scheide,
Will ich zu ihm sprechen: Gehn wir
Blumen brechen auf der Haide.«
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