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Haid und Aue stand in Blüthe
Bei des süßen Maien Güte:
Die sind beide worden fahl.
Auch will nun der Winter zwingen
Kleiner Vöglein süßes Singen,
Daß sie schweigen allzumal.
Sollt ich auch darüber klagen,
Klag ich doch um andre Noth.
Sollt ich es der Lieben sagen,
Nach ihrer Minne jammr ich mehr
als nach den lichten Rosen roth.
Süße Minne, meine Sinne
Jammert nach der Lieben Minne:
Minne, hilf, es ist wohl Zeit.
Minne, Du magst Trauern wenden,
Herzen Hochgemüthe senden,
Deine Macht ist groß und weit.
Minne, sieh, ich huldge dir,
Minne, der ich eigen bin:
Süße Minne, gäbst du mir
Des minniglichen Weibes Leib,
so wär mein Trauern ganz dahin.
Minne, weist du, wen ich meine?
Minne, Sie ist es alleine,
Der ich mich zu eigen gab;
Minne, sie, die minnigliche,
Minne, sie, die wonnigliche.
Weist du, Minne, was begab
Sich noch neulich erst bei ihr,
Als ich vor der Lieben saß?
Minne, sieh, du thatest mir,
Daß ich kein Wort vor Freuden sprach
und meiner selber ganz vergaß.
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