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29. Walther von der Vogelweide.

6. Deutschlands Ehre.

       

    Heißt mich froh willkommen sein,
Der euch Neues bringet, das bin ich.
    Eitle Worte sinds allein,
Die ihr noch vernahmt; jetzt fraget mich
    Wenn ihr Lohn gewähret
Und den Sold nicht scheut,
Will ich Manches sagen was die Herzen freut
Seht, wie ihr mich würdig ehret.

    Ich verkünde deutschen Fraun
Solche Dinge, daß sie alle Welt
    Noch begierger wird zu schaun:
Dafür nehm ich weder Gut noch Geld.
    Was wollt ich von den Süßen?
Sie sind mir zu hehr:
Drum bescheid ich mich und bitte sie nichts mehr
Als daß sie mich freundlich grüßen.

    Lande hab ich viel gesehn,
Nach den Besten blickt ich allerwärts.
    Uebel möge mir geschehn,
Wenn sich je bereden ließ mein Herz,
    Daß ihm wohlgefalle
Fremder Lande Brauch:
Wenn ich lügen wollte, lohnte mir es auch?
Deutsche Zucht geht über alle.

    Von der Elbe bis zum Rhein
Und zurück bis an der Ungern Land,
    Da mögen wohl die Besten sein,
Die ich irgend auf der Erden fand.
    Weiß ich recht zu schauen
Schönheit, Huld und Zier,
Hilf mir Gott, so schwör ich, sie sind beßer hier
Als der andern Länder Frauen.

Züchtig ist der deutsche Mann,
Deutsche Fraun sind engelschön und rein;
    Thöricht, wer sie schelten kann,
Anders wahrlich mag es nimmer sein:
    Zucht und reine Minne,
Wer die sucht und liebt,
Komm in unser Land, wo es noch beide giebt.
Lebt' ich lange nur darinne!


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