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Am Hafen von Hamburg stand ich einmal,
Besah mir der Schiffe gedrängte Zahl;
Kolosse ragten im Wald hervor,
Staunend sah ich daran empor,
Besonders erschien ich mir fast wie ein Zwerg
Genüber einem hölzernen Berg,
Neben dem die andern, die auch nicht klein,
Einschrumpften zu ärmlichen Hügelein.
Es war im gewaltigen Bau kein Regen,
Doch sah ich im Geist ihn schon sich bewegen,
Auf that sich vor mir die große Bahn,
Der unermeßliche Ozean,
Darauf er gefaßt stand ohne Zagen,
Der stolze Schwimmer, die Fahrt zu wagen.
Ich sah ihn schweben durch blaue Luft
Geruhig über der schwarzen Gruft,
Ich sah ihn ringen mit Sturmes Wuth,
Mit der grimmigen, schäumenden Wogenflut,
Und ich sah hervor aus der schrecklichen Schlacht
Als Sieger ihn gehen in seiner Pracht.
Wie ich nun so stand in Gedanken
Und mein Aug' an den stolzen Flanken,
Den Masten hinaufstieg und langsam wieder
Ueber die hohen, breiten Glieder
Herunterlief und das Wasser streifte,
Das den ruhenden Kiel umschweifte,
Da kam spielend auf grünlicher Welle,
Spazierenrutschend mit mäßiger Schnelle,
Sichtbarlich spottend jeglicher Schwere,
Eine baufällige, brüchige, leere
Cigarrenschachtel herangetänzelt,
Leichtfertig zierlich herangeschwänzelt.
Sie rudert grad, sie rudert krumm,
Dreht wirbelnd sich im Kreis herum,
Treibt wieder vorwärts; mit Verdruß
Sieht sie den Riesen, ein Entschluß
Zuckt in ihr auf, der windige Wurm
Schickt sich zum Angriff auf den Thurm,
Läuft an und pufft: »Klipp, klapp, klapp, klipp!
Da hast du ein's am Mammuthsripp!«
– Wupp dich! – »Au! Hart!
Aber wart nur, wart!
Nur zu neuem Anlauf hüpf' ich zurück,
Versuche noch einmal kühn mein Glück!«
Noch einmal wagt es der freche Tropf,
Rennt an mit dem Schädel, dem leeren Kopf:
Wupp dich! O weh!
Ade!
Zerschellt
Ist der flotte Held,
Unbrauchbar selbst für Trödelkram und Schacher
Schwimmen die Splitter ringsumher. –
Da fiel nun so von ungefähr
Mir Goethe ein und seine Widersacher. |