Friedrich Theodor Fischer
Lyrische Gänge
Friedrich Theodor Fischer

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Gesang der Exakten.

       

War's um sechs Uhr oder sieben,
Wann er diesen Vers geschrieben?
War's vielleicht präzis halb achte,
Als er zu Papiere brachte
Diesen Einfall, diesen Witz?

War es vor, war's nach dem Essen,
Als bei Lotten er gesessen?
Was des weitern dann geschehen,
Durfte, fragen wir, es sehen,
Der Geliebten kleiner Fritz?

Wie war's mit Corona Schröter?
Rosenröthlich oder röther?
Was ist Sage, was Geschichte?
Auch auf diesen Streitpunkt richte
Sich die Nase scharf und spitz!

Mariane – wer es wüßte,
Ob er nur die Stirne küßte,
Ob er, um nicht bloß zu nippen,
Kühnlich Lippen drückt' auf Lippen,
Amors älterer Noviz?

Ach, die Knöpf' an seinem Rocke,
Ach, die Haare jeder Locke,
Wer sie pünktlich könnte zählen,
Würde nicht den Weg verfehlen
Zu der Wahrheit tiefstem Sitz.

Nur ein Schwätzer kann verübeln
Dieses Stöbern, Krabbeln, Grübeln,
Diese kritisch feine Beize,
Frucht der süßen Prickelreize,
Diesen edlen Wunderfiz.

Aechter Forschung Morgenröthe
Ueber Lessing, Schiller, Goethe,
Ueber groß und kleine Dichter
Glüh' empor, verkünde Lichter
Neu und blendend wie ein Blitz!

Laß ersterben das Abstrakte,
Laß erblühen das Exakte!
Leuchte, zeuge, ziehe, züchte
Wahrer Literargeschichte
Musterhafteste Miliz!

Laß ersterben die Aesthetik,
Laß erblühn die Arithmetik!
Schüler auf zum Heiligthume
Der addirten Bröselkrume
Walle feierlichen Schritts!

Geist, Entwicklungsgang und Fatum:
Ihr Geheimniß ist das Datum,
Die Geschichte ist Kalender,
Leb' er hoch, der Einsichtspender
Und sein Segen, die Notiz!


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