Friedrich Theodor Fischer
Lyrische Gänge
Friedrich Theodor Fischer

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Am See.

                   

Wo ist er denn?
Im Gras, im Klee
Sitzt er am See,
Am stillen See,
Die Welle regt gelind
Ein leiser Wind.

Was thut er denn
Dort drüben, schau'!
Taucht rein und blau,
Silbern und blau
Hoch aus der Wolken Flor
Gebirg empor.

Dort blickt er hin.
Er gedenkt der Zeit,
Der gewesenen Zeit,
Da hoch und weit
Ihn trug über Berg und Thal
Der Sehnen Stahl.

Ob milder Tag,
Ob Sturmeswuth,
Sturzregenfluth,
Ob Sonnengluth,
Ob glatt, ob rauh die Bahn,
Vorwärts, hinan!

Der Wildbach bricht,
Daß der Fels erkracht,
Nieder mit Macht
In der Schlünde Nacht,
Aufschrickt der Wiederhall
Vom Donnerschall.

Mit festem Schritt
Vorbei am Tod,
Den der Abgrund droht,
Am jähen Tod,
Den schmalen Steg entlang
Geht's ohne Bang.

So frisch, so leicht
In Wanderlust
Athmet die Brust,
Die freie Brust!
Bei Hirten labt im Thal
Das schlichte Mahl.

Was möcht' er denn?
Er möcht' auch heut
Wie in alter Zeit
Fortwandern weit,
Weit von der Städte Qualm
Zur luft'gen Alm.

Er hat's versucht.
Hinweggerafft
Fand er die Kraft,
Die unerschlafft
Bis über siebzig Jahr
Geblieben war.

Wie wird ihm denn?
Die Sonne sinkt,
Wird Purpur und sinkt,
Die Welle trinkt
Aufzitternd den goldnen Schein,
Den Feuerwein.

Der Himmel flammt,
Berghäupter glüh'n,
Lichtfunken sprüh'n
In des Schilfes Grün,
Es erröthet im Weidenbau
Das kühle Grau.

Ein Ruck, und hinab
Ist sie getaucht,
Ueber's Wasser haucht,
Flüstert und haucht
Wie ein Erinnern lind
Ein leiser Wind.


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