Friedrich Theodor Fischer
Lyrische Gänge
Friedrich Theodor Fischer

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Auslegung.

               

Wenn Einer mit den Jahren
    Sein Denken korrigirt,
Bekommt er zu erfahren,
    Wie man das kommentirt.

»Er ist gekauft, bestochen
    Mit Titel, Stern und Geld,
Wir haben's gleich gerochen,
    O der Charakterheld!

»Seht den Erfolgsanbeter,
    Seht den Ischarioth,
Er ward an uns Verräther
    Für Silberlingsgebot.

»Es leuchtet sonnenhelle
    Ja ganz von selber ein:
Des Abfalls innre Quelle
    Kann nur Gemeinheit sein.« –

Nun, gute Interpreten,
    Denkt doch ein wenig nach,
Wie ihr da seid betreten
    Auf eurer eignen Schmach.

Beschließt ein Mann, zu retten
    Aus Irrsal die Vernunft,
Und macht sich los von Ketten
    Der Donquixotenzunft,

Und leget ihr als Sünde
    Ihm aus die klare That
Und rufet ohne Gründe:
    »Der schlechte Apostat!« –:

Die Deutung kann nur fließen
    Aus eurem edlen Ich,
Dem eignen Selbst entsprießen
    Der krumme Schluß und Schlich.

Ihr sagt ja deutlich selber:
    Wir wären's nur im Stand
Um Gunst und goldne Kälber
    Und Adlerordensband.

Die du entdeckst, die Jauche,
    Naive Kreatur,
Kommt aus dem eignen Schlauche:
    »Schmutz riecht sich selber nur

Doch wenn ich so betrachte,
    Wie wenig ihr euch kennt,
Mit welchem Unbedachte
    Ihr in die Falle rennt,

So kann es mich ergetzen,
    Das Wort, das Shakespeare spricht,
Auch so zu übersetzen:
    Schmutz riecht sich selber nicht.


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