Gottlieb Conrad Pfeffel
Poetische Versuche
Gottlieb Conrad Pfeffel

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Salomo.

                      An einem großen Jubelfest,
Da Salomo des Armen Thränen
Zu trocknen, das Verdienst zu krönen,
Gehör gab und vom Nord und West
Sich alles Volk zum König nahte,
Trat auch der frömmste Mann im Staate,
Ein edler Greis vor seinen Thron
Und sprach: darf ich mich unterstehen
Um eine Gnade dich zu flehen,
So bitt ich dich für einen Sohn
Von deinem Bruder Absolon,
Der krank, verlassen und verachtet,
In einem tiefen Kerker schmachtet:
Du weist, ich bin sein Freund... Dein Flehn
Las ich in deiner schönen Seele;
Kaum sah ich dich im Vorsaal stehn,
So gab ich ahnend die Befehle
Ihn zu befreyn, sprach Davids Sohn –
Und sprach es noch, so stürzte schon
Des Gott gesalbten Hand zu küssen,
Der Jüngling sich zu seinen Füssen.
Ihr Klügler, die ihr das Gebet
Als ungereimt und eitel schmäht,
Weil Menschen Gottes Schluß nicht wenden;
Wie wenn der Geber Jehovah
Von Ewigkeit die Menschen sah
Mit freyen ausgestreckten Händen
Zu seiner Güte Thron sich nahn;
Wie wenn er dann schon seinen Plan
Darnach entwarf und das gewährte,
Was seiner Weisheit Zweck nicht stöhrte?
So bleibt sein Schluß ja ewig stehn
Und wäre doch nicht der gewesen,
Hätt er des Tugendhaften Flehn
Nicht in der Zukunft Buch gelesen.

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