Gottlieb Conrad Pfeffel
Poetische Versuche
Gottlieb Conrad Pfeffel

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Die Fackel.

An Herrn Doctor Less.

                  Als bange Finsterniß Egyptenland
Drey Tage lang auf Moses Wink bedeckte,
Gab Pharao Befehl, daß man am gähen Strand
Des Nils, wo seine Hofburg stand,
Auf einen Obelisk ein großes Windlicht steckte.
Kein Bürger war, wenn er die Straße zog
Und schauernd die Gefahr erwog,
Der den Monarchen nicht gesegnet hätte.
Der Fackel Schein lockt aus der dicken Nacht
Auch einen Narrn herbey, der sich von seiner Kette
Mit wilder Stärke losgemacht.
Er gaft sie lachend an, klimmt auf die Pyramide
Und nimmt sie weg. Gleich einer Eumenide
Schwingt er sie durch die Stadt und steckt mit toller Hand
In einem Augenblick ein ganz Quartier in Brand.
Der Flamme falber Blitz durchstreift die schwarzen Nebel
Und füllt die Luft mit Angst und Graus.
Nur das noch brauchten wir, rief der ergrimmte Pöbel,
Verdammte Fackel, löscht sie aus!
Ihr haben wir dies Unglück zuzuschreiben!
Nein, rief ein weiser Greis, die Fackel ist nicht Schuld;
Euch schenkte sie des Königs Huld
Die Finsternisse zu vertreiben.
Wie manchen irren Fuß hat sie
Dem Strom entwarnt! Ward sie von einem Tollen
Mißbraucht, so bindet ihn, sie hätte nie
In solche Hände fallen sollen.

Freund Gottes und mein Freund, der die Religion
Und ihres Stifters Ehre rächte,
Wenn doch der Spötter Zunft, wie dieser Alte dächte!
Sie schreibt die Bluthochzeit, die Inquisition
Und ganze Myriaden Übel,
Geburten des Betrugs, der Tyranney,
Der Dummheit und der Schwärmerey,
Dreist auf die Rechnung unsrer Bibel,
Die lauter Weisheit lehrt und jede That verdammt,
Die nicht aus Menschenliebe stammt.


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