Gottlieb Conrad Pfeffel
Poetische Versuche
Gottlieb Conrad Pfeffel

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Der
Pfau und die Nachtigall.

        Ein Pfau (man weis, die Harmonie
Ist nicht die Mitgift seiner Kehle)
Sah staunend daß, sobald er schrie,
Des Waldes Muse, Philomele,
Mit ihren Melodien schwieg,
Und schnell mit hochentzückter Seele
Dem Busch, der sie verbarg, entstieg,
Und ihn voll Ehrfurcht zu begrüssen.
Du, deren reitzendes Talent
Selbst Junos Vogel nicht verkennt,
So fragt er einst, o! laß mich wissen,
Warum mein Ruf dich, deren Lied
Mich oft beschämet, an sich zieht?
Ein Glück, dem keins auf Erden gleichet,
Das Glück, daß ich itzt Mutter bin,
Sprach sie, genießt mein Herz durch ihn.
Du weist, sein scharfer Laut verscheuchet
Der Schlangen mörderische Bruth.
Jüngst sas ich still auf meinen Eyern,
Als eins von diesen Ungeheuern,
Mit einem Blick voll schlauer Wuth,
Herbey schlich, um sie auszusaufen.
Ich bat umsonst; doch nun erschallt
Dein mir sonst eckles Krähn im Wald,
Und plötzlich sah ich es entlaufen.
Heil dir, mein Retter! Mein Gesang
Verstummt vor deiner Stimme Klang,
So wenig sie der Spötter schätzet:
Wer nützt, ist mehr, als wer ergötzet.

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