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Wer warst du auf dem Narrenrund? Sprach Minos einst im Richtertone Zu weiland einem Erdensohne, Der blaß vor seinem Sopha stund. Narr mit: erwiedert ihm der Schatten; Doch ach! zu späthe nahm ichs wahr: Von zwölf Talenten, die mir baar Die Eltern hinterlassen hatten, Verflog, als ich kaum mündig war, Die Halbscheid auf gelehrten Reisen Nach Cypern, Paphos, Amathunt. Ein blaues Aug, ein rother Mund Bethörten schon die größten Weisen; Warum mich? Aspasia Von Gnidos, eine junge Dirne, Die ich auf einem Balle sah, Verrückte stracks mir das Gehirne. Arm war sie zwar wie Diogen, Doch wie Cythere schlau und schön Und – kurz, ich ließ mich mit ihr trauen Und führte siegreich sie nach Haus. Da lebten wir in Saus und Braus; Sie war die prächtigste der Frauen Und ich war der galantste Mann. Doch lange gieng der Spaß nicht an: In Schmäusen, Spielen, Maskeraden, Juwelen, Salben und Brokaden Zerschmolz der Rest von meinem Gold, Mit ihm die Liebe meines Götzen. Um ihren Aufwand fortzusetzen Begab sie sich in fremden Sold, Und ich – hier grif er nach der Stirne, – »Herr Minos, du verstehst mich schon; Wo lebt der Ehmann, der nicht zürne, Wenn diese jückt? . . Mit Flehn und Drohn Bat ich mein Weib sich zu bekehren. Umsonst, sie wollte mich nicht hören; Und als es einst zu Püffen kam, Schlug sie vier Zähne mir in Rachen. Nun übernahm mich Wuth und Gram; Ich riß vom Putztisch meines Drachen Ein Pudermesser und erstach – – »Das Weib«? – dazu war ich zu schwach, Mich selbst, – ich Pinsel! aber ach! Könnt ich ins Leben wiederkehren, Ich liesse mich nicht mehr bethören.« Wohlan, ich nehme dich beym Wort; So schnell muß kein Karthaunenschuß Ey, ey, das hätt ich nicht gedacht! |