Gottlieb Conrad Pfeffel
Poetische Versuche
Gottlieb Conrad Pfeffel

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Ludwig von Burgund.

            Heil dem Fürsten, der die Menschheit schäzt,
Der sein höchstes Glück in weise Milde
Und in väterliches Wohlthun setzt.
Ihn gebahr nach Gottes Ebenbilde
Seine Tochter, die Religion.
So war Fenelons geweihter Jünger
Ludwig, zu des Lehrers Füßen schon
Größer, als sein Ahne, der Bezwinger
Beyder Spanien, auf seinem Thron.
Krieg und Mangel und die harten Plagen
Eines Winters, dem noch keiner glich
Drückten Frankreich und des Hungers Klagen
Der mit dürrem Fuß am Stecken schlich,
Hallten bis ins Schloß. Des Volkes Schmerzen
Drangen zu des Königs welkem Herzen
Sanft gerührt, als wärs ein Trauerspiel
Seines After-Euripides Racine,
Gab er straks dem Armen halb so viel
Als ein Bastart seiner Concubine
Montespan zum Eingebind erhielt.
Auch sein Enkel gab, nicht auf den Höhen
Eines Schaugerüsts, gab ungesehen,
Gab als Mensch, der Menschenelend fühlt.
Thränen lohnten ihm, geschminkte Verse
Seinem Ahnen, die erfüllte Pflicht.
Aber bald versiegte seine Börse,
Doch sein grosses Herz versiege nicht.
Der geheime Diener seiner Milde
Malt ihm eins im grauenvollen Bilde
Die vermehrte Noth. Mit rascher Hand
Riß der Prinz sein Kreuz vom Ordensband:
Freund, rief er mit freudigen Gebehrden,
Sprich, daß diese Steine Brode werden.

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