Adelbert von Chamisso
Gedichte
Adelbert von Chamisso

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Recht empfindsam.

Tochter.

           

Meine teuren Eltern, habt Erbarmen,
    Laßt mein Leid erweichen euren Sinn,
Nähm' ich diesen Mann, in seinen Armen
    Welkt' ich, zarte Blume, bald dahin!

Vater.

 

Mutter, sieh', wie sie sich zieret!
    Hör', du dumme Trine, du,
Einen Mann sollst du bekommen,
    Greif' mit beiden Händen zu.

Tochter.

Rauher Wirklichkeit nur mag er fröhnen;
    Ohne Zartheit, ohne Poesie,
Ungebildet, kann er nur mich höhnen,
    Mich verstehen, nein, das wird er nie!

Vater.

Mutter, die verfluchten Bücher
    Müssen ihr den Kopf verdreh'n.
Waren wir denn je gebildet?
    Konnten wir uns je versteh'n?

Tochter.

Wo die Herzen fremd einander blieben,
    Knüpft ihr nicht ein gottgefällig Band;
Weder achten kann ich ihn, noch lieben,
    Nimmermehr erhält er meine Hand!

Vater.

Mutter, hör' die dumme Trine,
    Hör' doch, was es Neues giebt!
Haben wir uns je geachtet?
    Haben wir uns je geliebt?

Tochter.

Lieber will ich in ein Kloster fliehen,
    Giebt's kein Kloster, in mein frühes Grab;
Wohl denn! dieser Schmach mich zu entziehen,
    Stürz' ich in die Wellen mich hinab!

Vater.

Hast du endlich ausgeredet?
    Gut, du bleibst mir heut' zu Haus,
Hältst dein Maul und nimmst den Bengel,
    Punktum, und das Lied ist aus.

 


 


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