Adelbert von Chamisso
Gedichte
Adelbert von Chamisso

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Die Kartenlegerin

            Schlief die Mutter endlich ein
Über ihrer Hauspostille?
Nadel, liege du nun stille,
Nähen, immer Nähen, nein,
Legen will ich mir die Karten,
Ei, was hab ich zu erwarten,
Ei, was wird das Ende sein?

Trüget mich die Ahnung nicht,
Zeigt sich einer, den ich meine,
Schön, da kommt er ja, der eine,
Coeur-Bub kannte seine Pflicht.
Eine reiche Witwe? Wehe.
Ja, er freit sie, ich vergehe,
O verruchter Bösewicht.

Herzeleid und viel Verdruß,
Eine Schul' und enge Mauern,
Karo-König, der bedauern
Und zuletzt mich trösten muß.
Ein Geschenk auf artge Weise,
Er entführt mich, eine Reise,
Geld und Lust im Überfluß.

Dieser Karo-König da
Muß ein Fürst sein oder König
Und es fehlt daran nur wenig,
Bin ich selber Fürstin ja.
Hier ein Feind, der mir zu schaden
Sich bemüht bei seiner Gnaden,
Und ein Blonder steht mir nah.

Ein Geheimnis kommt zu Tage,
Und ich flüchte noch beizeiten,
Fahret wohl, ihr Herrlichkeiten,
O, das war ein harter Schlag.
Hin ist einer, eine Menge
Bilden um mich ein Gedränge,
Daß ich sie kaum zählen mag.

Kommt das dumme Fraungesicht,
Kommt die Alte da mit Keuchen,
Lieb und Lust mir zu verscheuchen,
Eh, die Jugend mir gebricht?
Ach, die Mutter ist's, die aufwacht,
Und den Mund zu schelten aufmacht.
Nein, die Karten lügen nicht.

 


 


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