Adelbert von Chamisso
Gedichte
Adelbert von Chamisso

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Lord Byron's letzte Liebe.

             

Byron ist erschienen, der Kamönen
    Und des Ares Zögling strahlt, ein Held,
Unter Hellas heldenmüt'gen Söhnen
    Auf dem blutgedüngten Freiheitsfeld.

Und ihm schlagen aller Griechen Herzen –
    Eines nicht, nach welchem er doch ringt;
Und er schafft sich unablässig Schmerzen,
    Wo er selbst das Heil den Völkern bringt.

»Wie mein Volk, so will ich dich verehren!«
    Mild, doch ungerührt die Jungfrau spricht:
»Magst die Krone von Byzanz begehren,
    Meine Liebe nur begehre nicht!«

Eilig ward er einst zu ihr entboten,
    Die der Stern ist seiner innern Nacht,
Stürmend folgt er, ahnungsvoll, dem Boten, –
    Welch ein Schreckensbild vor ihm erwacht!

Starr lag, regungslos, die Schmerzenreiche,
    Um ein Schwert die rechte Hand geballt;
Langsam richtet sich empor die bleiche,
    Geisterartig herrliche Gestalt.

Sie beginnt: »Du sollst es jetzt erfahren;
    Frühe traf ich schon der Liebe Wahl,
Gab sein Schwert auch meinem Palikaren,
    Als das Vaterland es mir befahl.

Scheidend sprach ich ernst in ernster Stunde:
    Sieg nur oder Tod, das wissen wir;
Auf denn! und ein Wort aus treuem Munde:
    Stirbst du unserm Volke, sterb' ich dir.

Du nun siehst mich dem Gestorb'nen sterben;
    Fallend sandt' er mir zurück sein Schwert;
Nimm es hin, du Dichterheld, zum Erben
    Solchen Gutes bist nur du mir wert.«

Mit Entsetzen forscht er – und gelassen
    Spricht sie: »Gift!« – und atmet, merklich kaum,
Und vollbracht ist's; – seine Arme fassen
    Erst als Leiche seines Lebens Traum.

Byron's Züge seit der Stunde waren
    Trüb' und nächtlich, wie sein düst'res Los;
Und er nahm das Schwert des Palikaren
    Bald mit sich hinab in Grabes Schoß.

 


 


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