Adelbert von Chamisso
Gedichte
Adelbert von Chamisso

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Treue Liebe.

(Lithauisch.)

     

Es schallten muntre Lieder
    Hell durch den Fichtenwald,
Es kam ein muntrer Reiter
    Zum Försterhause bald.

Frau Muhme, guten Morgen,
    Wo bleibt die Liebste mein?
Sie lieget, krank zum Sterben,
    Im obern Kämmerlein.

Er stieg in bittern Thränen
    Die Treppe wohl hinauf,
Er hemmte, vor der Thüre
    Der Liebsten, ihren Lauf.

Herein, herein, Geliebter,
    Zu schmerzlichem Besuch.
Die heim du holen wolltest,
    Deckt bald das Leichentuch.

Sie schläft in engem Sarge,
    D'rauf liegt der Myrtenkranz;
Du wirst nicht heim sie führen,
    Nicht bei Gesang und Tanz.

Sie werden fort mich tragen
    Und tief mich scharren ein,
Du wirst mir Thränen weinen
    Und eine And're frei'n. –

Die du mich nie betrübet,
    Du meine Zier und Lust,
Wie hast du jetzt geschnitten
    Mir scharf in meine Brust.

D'rauf sahen zu einander
    Die Beiden ernst und mild,
Verschlungen ihre Hände,
    Ein schönes, bleiches Bild.

Da schied sie sanft hinüber,
    Er aber zog zur Stund'
Das Ringlein sich vom Finger
    Und steckt's in ihren Mund.

Ob er geweinet habe,
    Als solches ist gescheh'n? –
Ich selber floß in Thränen,
    Ich hab' es nicht geseh'n.

Es gräbt der Totengräber
    Ein Grab, und noch ein Grab.
Er kommt an ihre Seite,
    Der ihr das Ringlein gab.

 


 


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