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Er hatte laut gesprochen, Wein genossen,
Und lauter stets zu sprechen sich beflissen,
Bestaunt von seinem Freund und Kunstgenossen;
So hoffend, wie das Herz ihm auch zerrissen,
Er werde dessen Stimme überschrei'n
Und sich und jenen zu betrügen wissen.
Und in der öden Wohnung nun allein,
Im stillen Schoß der düstern Mitternacht,
Bei seiner Lampe spärlich blassem Schein,
Da war der innre Zwist neu angefacht;
Er ging mit heft'gen Schritten durch das Zimmer,
Durchwühlend grimmig seines Busens Schacht:
Maria, reine! dich verlassen? nimmer!
Bist ja mein Herz, bist meines Lebens Kern,
Bist meiner treuen Hoffnung ferner Schimmer!
Mein Himmel ist die Kunst, und du mein Stern; –
Und dieser auch und auch der Kunst entsagen?
Nein, nein! es bleibe die Versuchung fern.
Ich werd' euch im getreuen Busen tragen,
Der ich euch sonder Wanken treu geblieben,
So lang' ich atme und die Pulse schlagen.
Und diese Menschen, welche doch mich lieben;
Der Hofrat, welcher fast mir Vater war,
Und schon mich zur Verzweiflung schier getrieben!
Und weise war sein Wort und schien auch wahr,
Und klug der Anschlag, den er fromm ersonnen, –
Wohl ist die Frömmigkeit der beiden klar. –
Von welchen Netzen fühl' ich mich umsponnen?
Wer hat zum Vormund diese mir bestellt?
Daß solche Macht sie über mich gewonnen!
Zum Teufel! – Teufel? – Innehaltend fällt
Ein Pinsel ihm ins Aug', ihn faßt die Hand,
Er hält ihn, wie man den zum Malen hält,
Und malt, und malt den Teufel an die Wand;
Er malt mit Fleiß die fratzenhaften Züge
Und starrt ihn an, den Satan, unverwandt.
Er schilt ihn aus: Versucher! Geist der Lüge!
Wie schon in mir, so auch da draußen hause
Und steh' mir Rede, was ich auch dich früge.
Da rauscht's, da löst sich von der Wand das grause,
Das scheußliche, gespenstische Gesicht;
Es reckt sich, raget in die inn're Klause,
Verdreht die Augen, starrt ihn an und spricht
Mit gräßlich aufgesperrtem, weitem Rachen:
Dir Rede steh'n? nun ja! warum denn nicht?
Dann bricht es aus in schauderhaftes Lachen;
Und bleich und zitternd stand davor der Maler;
Und weiter spricht es: nun? was willst du machen?
Du wolltest Rat und zitterst? Pfui! du Prahler!
Der uns von euch gesondert hält, der Strich
Ist, merkst du nun zu spät, doch nur ein schmaler.
Mein Rat ist der: die Kirche, welche sich
Um dich bewirbt, der Rat, das alte Weib,
Du hast es los, sie sind dir widerlich;
Dir bleibt die Kunst ein bessrer Zeitvertreib,
Und als Maria minder auch behagt
Das dumme Ding dir mit dem weichen Leib.
Wohlan denn! nicht gejammert, noch geklagt;
Du sollst schon, den du brauchest, an mir haben
Und wirst von keinem Frommen mehr geplagt.
Du malst, ich wuchre noch mit deinen Gaben, –
Ein armes Nichts, ein bischen Höllendunst,
Ein Firnis, Aug' und Herz daran zu laben; –
Vor deinen Tafeln fällt die Welt in Brunst,
Mit Lorbeer krönt sie dich nach altem Brauch
Und schreit: o Wunder! über deine Kunst.
Das Wunder, Schatz, bewirket nur ein Hauch,
Ein bloßer Hauch aus deines Knechtes Munde;
Ich bin ja, wie du weißt, ein Künstler auch.
Sei erst, du armer Schelm, mit mir im Bunde,
So schwillt dein Glück; du wirst es nicht bereuen,
Denn viel vermag ich auf dem Erdenrunde.
So muß auch bald Maria dich erfreuen,
Und wirst in ihrem Arm du kalt und wüst,
Will ich zur Sünde dir die Kraft erneuen!
Und hast an ihr du deine Lust gebüßt,
Beschaff' ich and'res für den nächsten Morgen,
Denn erst durch Wechsel wird das Ding versüßt.
Du schwelgest immer zu und läßt mich sorgen;
Dein Freund, der Rat, der heuchlerische Schuft,
Kommt noch zu dir, um Geld von dir zu borgen.
O das Gezücht! ich wittre Höllenduft! –
Sind dir die Frommen so wie mir verhaßt,
So schimpfe mit, es macht der Lunge Luft.
Der Maler: schweig! Verleumder, halte Rast!
Du wirst mich auf die Weise nicht gewinnen,
Wohl Gottes sind, die du gelästert hast.
Was mir zu thun geziemet, werd' ich sinnen;
Doch Scheusal, Satan, wie dich Namen nennen,
Du wirst mir aus dem Garne nicht entrinnen.
Dir auf der Stirne soll mein Zeichen brennen,
Bei Gott! mein rotes Kreuz, und aller Orten
Will ich daran, wie du dich stellst, dich kennen.
Flugs greift er nach dem roten Pinsel dorten:
Zwei Striche, – so! – das Kreuz – des Malers Zeichen,
Er hat es schnell vollführt nach seinen Worten.
Da sieht er wiederum zurückeweichen
Wie schreckhaft das ersterbende Gesicht,
Sich mit der flachen Mauer abzugleichen.
Was Rausch, was Wahnsinn war, er weiß es nicht;
Vom Fieberfroste schlottern seine Glieder,
Er sinkt zu Boden, es erlischt das Licht,
Und endlich träufelt Schlummer auf ihn nieder. |