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6.

(Als er insgeheim liebte.)

Was ich in Gedanken küsse,
Macht mir Müh' und Leben süße
Und vertreibt so Gram als Zeit;
Niemand soll es auch erfahren,
Niemand will ichs offenbaren
Als der stummen Einsamkeit.

Ob ich gleich nun, schöne Seele,
Namen, Brand und Schmelz verhehle,
Würd' es doch mein Glücke sein,
Wenn du selbst errathen solltest
Und nur einmal forschen wolltest,
Wem sich meine Flammen weihn.

Merkst du nichts aus Wort und Blicken,
Die viel Sehnsuchtszeichen schicken?
Siehst du mir kein Feuer an,
Wenn mein zärtliches Gemüthe
Bei der Wallung im Geblüte
Diesen Trieb nicht bergen kann?

Freilich mach' ich öfters Grillen,
Aber alles doch im Stillen
Und dabei nicht ohne Lust,
Weil du allzeit meine Sinnen
Durch dein artiges Beginnen
Auch entfernt ergetzen must.

Will ich mich gleich selber zwingen,
Dein Gedächtniß weg zu bringen,
Fühl' ich in mir Widerstand,
Denn ich glaube, dich zu lieben,
War mir schon ins Blut geschrieben,
Eh' ich noch die Wiege fand.

Doch was hilfts, ins Blut geschrieben,
Wenn mir dieß getreue Lieben
Weder Frucht noch Hoffnung zieht?
Kranke mögen sich beklagen,
Nur mein Herz soll gar nichts sagen,
Ob es noch so heftig glüht.

O du ungemeines Leiden,
Schöne Früchte sehn und meiden
Und bei Quellen dürstend stehn!
Wenn die Hauptperson nur wüste,
Was für Seufzer sanfter Lüste
Ihrer Schönheit opfern gehn!

Doch du ungemeines Leiden
Bist auch wahrlich zu beneiden,
Weil dich die Person erweckt,
Die vom Schönsten auf der Erden
Selbst verdient geehrt zu werden
Und schon manchen angesteckt anstecken, entzünden..

Durch ein ehrerbietig Schweigen
Will ich mich gelassen zeigen,
Bis vielleicht ein Tag erscheint,
Da die Flammen heller brennen
Und der Welt entdecken können,
Wie ich es so treu gemeint.

Sollt' auch dieser Wunsch betrügen,
Find' ich dennoch mein Vergnügen
Und die größte Lust daran,
Daß ich nach der klugen Lehre
Dieses Bild geheim verehre,
Was ich nicht besitzen kann.


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