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22.

(Als er im Lieben unglücklich war, den 8. August 1722.)

O, welch ängstliches Betrüben
Bringt ein Lieben
Sonder Hoffnung schöner Gunst!
O, wie taumeln Witz und Sinnen,
Wenn die Seufzer stummer Pein
Keinen holden Blick gewinnen
Und vergebens Feuer schrein.

Amaranthis! Schau die Thränen
Und das Sehnen
Einer dir geweihten Brust!
Schau die Blässe meiner Wangen
Und die häßliche Gestalt!
Deine Flucht und mein Verlangen
Macht mich vor den Jahren alt.

Nächtlich seh' ich tausend Sterne
In der Ferne,
Die mein Geist zu Hülfe ruft:
Alle sehn mich, alle lachen,
Und nicht einer will noch kann
Mein Verhängniß besser machen.
Ach! Wen ruf' ich sonst mehr an?

Hartes Kind! Gedenke weiter!
Jetzt ists heiter,
Bald versteckt die Sonn' ihr Licht:
Nimm dieß Gleichniß wohl zu Herzen,
Lege legen, zur Ruhe bringen, beruhigen. doch den hohen Geist,
Eh des falschen Glückes Scherzen
Etwan seinen Grund zerschmeißt.

Aus dem blumenreichen Prangen
Junger Wangen
Stiehlt ein jeder Tag ein Blatt.
O wie bald sind Blut und Farben
Durch ein schleunig Gift verzehrt!
Hat der Spiegel einmal Narben,
So verringert sich der Werth.

Leichtlich wirst du keinen finden,
Noch entzünden,
Der es besser meint als ich.
Koste doch nur meine Küsse,
Prüfe die Beständigkeit!
Jene schmecken rein und süße,
Diese trotzt den Sturm der Zeit.

Meine Liebe, meine Jahre
Bis zur Bahre
Sind ein Opfer deiner Lust;
Himmel hast du ein Erbarmen,
So beweis' es meiner Noth!
Bloß in Amaranthis' Armen
Wünsch' ich Leben oder Tod.


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