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9.

(An seine Braut.)

Deine Schönheit, kluges Herze,
Ist kein schlecht und flüchtig Gut,
Das uns mit verbotnem Scherze
Zu den Sünden Vorschub thut,
Wenn sich unsrer Lüste Kraft
An geschminkter Haut vergafft.

Da ich dich recht kennen lerne,
Klag' ich meine Thorheit an,
Die bei manchem Unglückssterne
Mir die Augen aufgethan
Und die Blüten junger Zeit
Mancher Delila geweiht.

Deine rein' und wahre Liebe
Macht den Anfang meiner Reu.
Packt euch fort, ihr bösen Triebe
Der verbuhlten Tyrannei!
Marianens Tugendglanz
Windet mir den Unschuldskranz.

Dieß Gemüthe soll auf Erden
Meines Ehstands Himmel sein
Und mir unter viel Beschwerden
Zuflucht, Rath und Trost verleihn,
Bis ihr treuer Abschiedskuß
Auch den Tod erleichtern muß.

Ach, was blüht mir vor ein Glücke,
Da mich so ein ehrlich Kind
Unter Feinden, Gram und Tücke
Sonder Eigennutz gewinnt!
Da sie mir den Schwur gethan,
Fang' ich erst zu leben an.

Nehmt, ihr Stunden, nehmt doch Flügel,
Nähert mir das holde Licht,
Das mir auf der Lippen Siegel
Völligen Besitz verspricht!
Melde dich, gewünschter Tag,
Da die Keuschheit scherzen mag!

Warte nur, du schöner Engel,
Mit gelaßner Zuversicht!
Hab' ich als ein Mensch gleich Mängel,
Hab' ich doch die Falschheit nicht;
Gottes Aug' und meine Hand
Bürgen vor den Unbestand.

Sollt' ich auch in schlechten Hütten
Mich um Salz und Brot bemühn,
Wird der Umgang deiner Sitten
Dennoch mich zur Wollust ziehn;
Die Gesellschaft deiner Brust
Macht die größte Noth zur Lust.

Meine Freundin, meine Taube,
Meine Schwester, ja mein Ich,
Liebe, leide, schweig' und glaube,
Das Verhängniß bessert sich,
Und sein Rathschluß krönt forthin
Kurze Qual mit viel Gewinn.


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