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24.

(Als sie sich endlich zum Lieben bewegen ließ. Leipzig, den 26. Juni 1719.

Eleonore ließ ihr Herze
Nicht länger unempfindlich sein,
Sie räumt' es nach so langem Schmerze
Dem wohl bekannten Dichter ein
Und ließ ihn unter Schwur und Küssen
Den Anfang ihrer Neigung wissen.

Sie nahm ihn in die treuen Armen,
Und sprach bei zärtlicher Gewalt:
Hat ja der Himmel ein Erbarmen,
So gönnt er mir den Aufenthalt,
Bis daß ich in dem sanften Grabe
Das Ziel der Angst erlanget habe.

Drauf schwieg sie mit verwandten Blicken
Und strich des Dichters Angesicht,
Ergetzt' ihn durch ein Händedrücken5
Und sprach von neuem: Ach mein Licht!
Ach, wird auch dieses mein Verbinden
Dein Herz beständig rein erfinden?

Bedenke nur, wie viel ich wage,
Und was ich deinetwegen thu!
Ich eile mit Gefahr und Plage
Nach deinen schönen Lippen zu
Und breche dir allein zu Liebe
Die Ketten deiner ersten Triebe.

Ich habe nichts als dein Gemüthe,
Worauf ich mich verlassen kann:
Verläßt mich jemals dessen Güte,
So ist es ganz um mich gethan,
So werd' ich allen auf der Erden
Ein Märchen und ein Greuel werden.

Dieß sagte sie mit nassen Wangen
Und zog ihn eilends brünstig fort,
Und führte sein bestürzt Verlangen
An den schon oft besuchten Ort,
Wo nichts als Graus und Nacht regieret,
Und Tod und Stille triumphieret.

Hier fing sie brünstig an zu weinen
Und rief: Ihr Todten, zeuget mir,
Bei meiner Aeltern Leichensteinen
Und ihrer Asche schwör' ich dir,
Daß mich dein Herz allein vergnüge,
Bis daß es hier versammlet liege.

Du wirst die Redlichkeit erkennen
Und, bin ich gleich ein armes Kind,
Mir ewig deine Seele gönnen.
Ich weiß zwar, wie die Männer sind;
Aus Liebe glaub' ich deinen Schwüren,
Sie werden mich wohl nicht verführen.

Der Dichter trocknet ihre Thränen
Mit tausend warmen Küssen ab,
Und als das weich' und stumme Sehnen
Ihm endlich Zeit zur Antwort gab,
So zog er die geliebten Glieder
Mit diesem Trost ins Gras darnieder:

Komm her, du Nahrung meiner Flammen,
Komm, lege dich an meine Brust,
Hier wohnen Glut und Treu beisammen,
Hier wallen sie nur dir zur Lust;
Hier wird, so oft das Herze schläget,
Dein Bildniß fester eingepräget.

Ich lebe dir allein zu eigen,
Und leb' ich gleich vorjetzt gedrückt,
So wird sich bald ein Mittel zeigen,
Das unsre Tugend höher rückt,
Alsdann soll unser Rosenbrechen
Die Misgunst in das Auge stechen.

Du bist mein einziges Ergetzen,
Ich bin nächst Gott dein Schutz und Schild,
Und wie der Werth von allen Schätzen
Mir gegen dein Verdienst nicht gilt,
So sollst du auch nach langen Jahren
Die Dauer meiner Lieb' erfahren.


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