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Drittes Buch.

1.

(Nach der Beichte an seinen Vater.)

Mit dem im Himmel wär' es gut;
Ach, wer versöhnt mir den auf Erden?
Wofern es nicht die Liebe thut,
Wird alles blind und fruchtlos werden.
Wer glaubt wohl, hartes Vaterherz,
Daß so viel Unglück, Flehn und Schmerz
Der Aeltern Blut nicht rühren sollen.
Ich dächt', ich hätt' in kurzer Zeit
Die allerhärtste Grausamkeit
Bloß durch mein Elend beugen wollen.

Ich bin und bin auch nicht verwaist,
Dieß Räthsel kostet mich viel Thränen;
Ach, Vater, bist du, was du heißt,
So höre mein gerechtes Sehnen!
Ich küsse dich mit Mund und Hand,
Du kannst ja wohl dieß Ehrfurchtspfand
Nicht ganz und gar zurückeschlagen.
Verschmähst auch du dieß Lösegeld,
Zu welchem soll ich auf der Welt,
Mehr Neigung, Herz und Zuflucht tragen?

Ich bitte, prüfe Straf' und Schuld,
Dein Eifer streckt sich in die Länge,
Er stiehlt mir aller Gönner Huld,
Er mehrt der Feinde Spott und Menge,
Mein künftig Wohlsein geht in Grund.
Verleumdet uns der Aeltern Mund,
Was wollen Fremde thun und glauben?
Behält dein Herz noch eine Spur
Der ehmals gütigen Natur,
So must du mir die Frag' erlauben:

Wer sündigt mit Entschuldigung,
Der alle Rechte Statt vergönnen?
Die Strafe dient zur Besserung;
Ja, wenn wir sie gebrauchen können;
Allein, wer gar zu Boden liegt
Und nirgends Rath noch Hülfe kriegt,
Der ist den Kranken beizuzählen,
Die, wenn der Brand das Haupt gewinnt,
Ohn' eigne Schuld vernunftlos sind
Und Gift vor Mithridat Mithridat, altes Arzneimittel, als Gegengift angewandt, angeblich von Mithridates VI. von Pontus erfunden. erwählen.

Was bringen dich vor Laster auf,
Und was vor Bosheit reizt die Rache?
Was ist, wodurch mein Lebenslauf
Der Aeltern Zucht zu Schanden mache?
Ich falle; ja, wie jeder fällt,
Dem Fleisch und Jugend Netze stellt;
Und hätt' ich etwas Grobs begangen,
So würde nach bewiesner That
Ein Strafbrief und geheimer Rath
Vielmehr als Fluch und Schimpf verfangen.

Was zwischen uns vor Streit geschehn,
Was darf denn dieß die Misgunst hören?
Sie wird sich desto stolzer blähn;
Auch dir gereicht es nicht zu Ehren;
Sie misbraucht deinen frommen Sinn
Und schwärzt mich anders, als ich bin.
Ach! Schone doch dein eignes Herze,
Der Himmel weiß, ich klage dich,
Du weinst und traurest über mich
Und machst dir Lüg' und List zum Schmerze.

Sieh endlich, wenn du ja so willst,
So will ich mich verloren nennen,
Und, weil du mich in Larven hüllst,
Auch Mehrers, als ich weiß, bekennen.
Hält Demuth oft die Tyrannei,
Und macht die Buße Sklaven frei,
So muß auch dir das Herze brechen;
Ich falle dir in Zorn und Arm:
Ach! Vater, Vater, ach, erbarm
Und laß die Thränen weiter sprechen.

Du hast mit großer Lieb' und Müh
Gezeugt, ernährt, gelehrt, gezogen,
Und daß ich schon an Künsten blüh,
Das zeigt, dein Fleiß sei nicht betrogen.
Verwirfst du jetzo deinen Sohn,
So kommst du endlich um den Lohn;
Wer wird dein Trost im Alter bleiben?
Wer wird dein Frommsein und dein Leid,
Dein Wohlthun, deine Redlichkeit
Der Nachwelt zum Exempel schreiben?

Ach, mach' uns nicht das Ende schwer!
Ich will mit Lust noch größre Plagen,
Und wenn es selbst dein Sterben wär,
Als solchen Haß noch länger tragen;
Der Nothzwang lehrt uns freilich viel.
Versöhnt dich weder Mund noch Kiel,
So ist doch nichts umsonst geschrieben;
Die Welt erfährt den treuen Sinn,
Womit ich dir ergeben bin,
Du magst mich hassen oder lieben.


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