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27.

(An Leonoren.)

Mein Kummer weint allein um dich,
Mit mir ists so verloren,
Die Umständ' überweisen mich,
Ich sei zur Noth geboren.
Ach, spare Seufzer, Wunsch und Flehn,
Du wirst mich wohl nicht wieder sehn
Als etwan in den Auen,
Die Glaub' und Hoffnung schauen.

Vor diesem, da mir Fleiß und Kunst
Auf künftig Glücke blühte,
Und mancher sich um Günthers Gunst
Schon zum Voraus bemühte,
Da dacht' ich, wider Feind und Neid
Die Palmen der Beständigkeit
Mit selbst erworbnem Segen
Dir noch in Schoß zu legen.

Der gute Vorsatz geht in Wind;
Ich soll im Staube liegen
Und als das ärmste Findelkind
Mich unter Leuten schmiegen;
Man läßt mich nicht, man stößt mich gar
Noch stündlich tiefer in Gefahr
Und sucht mein schönstes Leben
Der Marter Preis zu geben.

So wird auch wohl mein Alter sein;
Ich bin des Klagens müde
Und mag nichts mehr gen Himmel schrein
Als: Herr, nun laß im Friede!
Kraft, Muth und Jugend sind fast hin,
Daher ich nicht mehr fähig bin,
Durch auserlesne Sachen
Mir Gut und Ruhm zu machen.

Nimm also, liebstes Kind, dein Herz,
O schweres Wort, zurücke
Und kehre dich an keinen Schmerz,
Womit ichs wieder schicke;
Es ist zu edel und zu treu,
Als daß es mein Gefährte sei
Und wegen fremder Plage
Sein eignes Heil verschlage.

Du kannst dir durch dieß theure Pfand
Was Köstlichers erwerben,
Mir mehrt es nur den Jammerstand
Und läßt mich schwerer sterben;
Denn weil du mich so zärtlich liebst
Und alles vor mein Wohlsein giebst,
So fühl' ich halbe Leiche
Auch zweifach scharfe Streiche.

Ich schwur vor diesem: nur der Tod,
Sonst soll uns wohl nichts trennen,
Verzeih' es jetzo meiner Noth,
Die kann ich dir nicht gönnen;
Ich liebe dich zu rein und scharf,
Als daß ich noch begehren darf,
Daß Lorchen auf der Erde
Durch mich zur Wittwen werde.

So brich nur Bild und Ring entzwei
Und laß die Briefe lodern,
Ich gebe dich dem Ersten frei
Und habe nichts zu fodern;
Es küsse dich ein andrer Mann,
Der zwar nicht treuer küssen kann,
Jedoch mit größerm Glücke
Dein würdig Brautkleid schmücke.

Vergiß mich stets und schlag mein Bild
Von nun an aus dem Sinne,
Mein letztes Wünschen ist erfüllt,
Wofern ich dieß gewinne,
Daß mit der Zeit noch jemand spricht:
Wenn Philimen die Ketten bricht,
So sinds nicht Falschheitstriebe,
Er haßt sie nur aus Liebe.


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