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19.

(Auf die Morgenzeit bei Erinnerung Leonorens.)

Ich seh dich zwar, du angenehmer Morgen,
Und zwar nicht sonder Zärtlichkeit,
Und diese zwar zu Lust und Leid
Vergangner Ruh' und gegenwärt'ger Sorgen,
Denn wenn bei deinem Blick mir ins Gedächtniß fällt,
Wie oft dein holder Stern auf Leonorens Wangen
Durch seinen Widerschein mir doppelt aufgegangen,
So fühl' ich einen Trost, der Noth und Kummer hält.

Ich ließ den Schlaf vergebens auf mich warten,
Und wenn mein Fleiß die finstre Nacht
Mit Kuß und Büchern zugebracht,
So zogst du mich gleichwohl noch in den Garten;
Da träufelte mir erst das süße Mannabrot
Noch reicher als dein Thau vom allerliebsten Munde,
Da macht' ich oftermals mit unserm süßen Bunde,
Ich glaub', aus Eifersucht, Auroren noch so roth.

Dieß war ein Rest der ehmals güldnen Zeiten,
Die bloß die Liebe wieder schenkt,
Die Liebe, so auf nichts gedenkt,
Als durch die Bahn des Lebens froh zu schreiten.
Da hatt' ich noch ein Herz, dem konnt' ich mich vertraun,
Da scheut' ich keinen Fall, der unser treu Gespräche
Durch Argwohn oder Neid und Lügen unterbräche:
Da sprach ich oft mit Recht: Hier laßt uns Hütten baun!

Da sagt' ich ihr die heimlichsten Gedanken,
Und was auch ihr von Freud' und Gram
Sonst niemals auf die Zunge kam,
Das brach vor mir des Herzens enge Schranken;
Die Geister übten sich bei selbst gelaßner Ruh,
An Scherz und Redlichkeit einander zu besiegen,
Die Leiber wusten auch ihr Theil davon zu kriegen
Und satzten durch den Kuß einander feurig zu.

Ach Schweidnitz, ach du Bild von Salems Thoren,
Du Lustplatz meiner jungen Zeit,
Die sich den Musen ganz geweiht,
Was hab' ich nicht mit dir vor Fried' und Heil verloren!
Ich seh' durch Thrän' und Angst, und sieh, du bist nicht da,
Des Tages tausendmal mit größrer Angst zurücke,
Als jen gefangnes Volk, das mit betrübtem Blicke
Die Gegend Kanaans aus Babels Fenstern sah.

Jetzt hab' ich nichts, Verdruß und Angst zu stillen,
Als etwan die Verzweiflungslust:
Jedoch, was quäl' ich selbst die Brust?
Verliert euch nur, ihr angenehmen Grillen,
Verliert euch, bis mir einst ein beßrer Glücksstern scheint.
Jetzt will ich durch Gefahr mit Fleiß und Hoffnung wagen,
Zwei Pfeiler helfen mir die schwere Bürde tragen:
Die Vorsicht in der Höh', und hier mein treuer Freund.


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