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(An Leonoren bei dem andern Abschiede.)
Du daurest mich, du allerliebstes Kind!
Du fühlst mein Weh, ich leide deine Schmerzen,
Da Glück und Zeit so lange grausam sind
Und mit dem Flehn getreuer Seelen scherzen;
Du leidest viel, doch gieb der Treu Gehör.
Ich leide mehr.
Ich leide mehr, als jemand kann und glaubt,
Ich muß von dir, der Riß macht schwere Plagen;
Ich seh den Trost, den dir mein Abschied raubt,
So wird mein Herz auch zweifach wund geschlagen,
Du liebest mich sowohl getreu als klug,
Das ist genug.
Das ist genug, die Unruh zu verstehn,
Die Lorchen kränkt und mich in ihr verzehret;
Ach, sollt' ich bald davor zu Grabe gehn,
Ich würde wohl so heftig nicht beschweret!
Wer weiß, was kommt? Vielleicht beschließt der Tod
Die lange Noth.
Die lange Noth ist dennoch nicht so stark,
Uns, werther Schatz, dem Geiste nach zu trennen.
Erwart' ich mir statt deiner Schoß den Sarg,
So soll mir doch der Neid den Nachruhm gönnen,
Daß leicht kein Mensch so rein als ich geliebt,
Obgleich betrübt.
Obgleich betrübt, jedennoch unverzagt!
Der Himmel zürnt; wer will mit diesem zanken?
Wohin mich auch mein hart Verhängniß jagt,
Da bleibest du ein Trostbild der Gedanken.
Wirst du mir nicht, so hass' ich Lieb und Eh;
Nun Kind, ich geh.
Nun, Kind, ich geh. Geh' auch und nimm den Kuß,
Wir martern nur einander durch dieß Letzen
Letzen, Abschiednehmen.;
Ich zwinge mich, den ungewissen Fuß,
Den du verweilst
verweilen,
trans., zurückhalten., Gott weiß wohin! zu setzen;
Das Unglück stürmt, die Lästrer stimmen ein,
Ergieb dich drein!
Ergieb dich drein! Es blitz' auch nah und fern,
Ein schneller Wind kann leicht das Wetter ändern;
Mein Vaterland versagt mir Glück und Stern:
Dieß blüht vielleicht in unbekannten Ländern.
Mein Fleiß ist froh, nur dich noch zu erhöhn,
Viel auszustehn.
Viel auszustehn und gleichwohl froh zu sein
Vermag kein Geist, den Lieb' und Ruhm nicht stärken;
Kind, gute Nacht! Mein Anblick mehrt die Pein,
Ich kann die Angst an Farb' und Sprache merken.
Sieh mich noch an und lebe wohl und sprich:
Du dauerst mich.