Henryk Sienkiewicz
Die Familie Polaniecki
Henryk Sienkiewicz

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Siebentes Kapitel

Im Laufe der folgenden Tage fühlte sich Litka zwar nicht krank, aber doch sehr matt. Sie ging trotzdem aus, da der Arzt eine mäßige Bewegung bergauf anempfohlen hatte. Ihr Zustand beunruhigte die Freunde sehr, und daher war Waskowski zu dem Arzte gegangen, um ihn um seine Ansicht zu befragen. Polaniecki, der im Lesezimmer auf ihn wartete, sah sofort an seinem Gesichte, daß er keine guten Nachrichten bringe.

»Der Arzt sieht zwar keine augenblickliche Gefahr,« berichtete der Professor, »aber er prophezeit dem Kinde einen frühen Tod. Seiner Meinung nach sollte Litka stets sorgfältig beobachtet werden, denn ein Tag, eine Stunde können bei einem derartigen Leiden eine Aenderung und damit eine Katastrophe herbeiführen.«

Polaniecki bedeckte seine Augen mit der Hand. »Welch ein Unglück! Welch ein Schlag! . . . Die arme Mutter könnte den Verlust nicht überleben.«

»Ich fragte,« fuhr Waskowski fort, während er sich die Thränen trocknete, »ob sie viel leiden müsse, allein der Arzt hält dies nicht für wahrscheinlich, sondern glaubt eher, daß sie einmal sanft entschlummern wird.«

»Klärte er die Mutter über den Zustand auf?«

»Nein. Er verhehlte ihr zwar nicht, daß Litka herzleidend ist, aber er betonte dabei, solche Erscheinungen verliefen bei Kindern häufig, ohne Folgen zurückzulassen. Er selbst hat jedoch gar keine Hoffnung.«

Polaniecki war keine Natur, die sich so rasch vom Unglück darniederdrücken ließ, »Ein Arzt kann sich auch irren!« rief er. »So lange noch ein Fünkchen Hoffnung vorhanden ist, darf man an der Rettung des Kindes nicht verzweifeln. Litka muß entweder zu einem Spezialisten nach München gebracht, oder ein solcher muß hierher berufen werden. Frau Emilie wird darüber freilich sehr erschrecken, aber was läßt sich thun? Doch halt! Man kann auch das vermeiden. Ich lasse ihn kommen und zwar sofort. Wir können ja dann Frau Emilie sagen, ein hiesiger Kurgast habe den berühmten Arzt konsultiert, sie möge doch die Gelegenheit benützen und ihn wegen Litka beraten. Es muß etwas geschehen. Vielleicht wäre es gut, an ihn zu schreiben, damit er weiß, wie er sich der Mutter gegenüber verhalten soll.«

»An wen wollen Sie denn schreiben?«

»Ich weiß es selbst noch nicht. Der hiesige Arzt kann uns sicherlich einen Spezialisten empfehlen. Gehen wir sofort zu ihm.«

Die Sache wurde noch am gleichen Tage in Gang gebracht. Gegen Abend begaben sich die beiden Freunde zu Frau Emilie. Litka behauptete, sich wieder wohler zu fühlen, aber sie verhielt sich sehr still, und ihre Augen blickten noch trauriger als gewöhnlich. Dankbar lächelte sie zwar der Mutter und den Freunden für die Zartheit zu, mit welcher diese für sie sorgten, aber Polaniecki vermochte trotz der größten Mühe, die er sich gab, nicht wie sonst mit ihr zu scherzen. Der Ausspruch des Arztes ging ihm nicht aus dem Sinn, und so betrachtete er ihre ungewöhnliche Traurigkeit als ein neues Zeichen für das rasche Umsichgreifen der Krankheit, für eine Vorahnung des nahen Todes, ja, sie kam ihm in ihrem Wesen so verändert vor, daß er sich insgeheim voll Schrecken fragte, ob wohl jetzt schon der schwache Faden, der sie noch mit dem Leben verband, zu zerreißen drohe.

Seine Angst wuchs noch, als Frau Emilie bemerkte: »Ich bin sehr glücklich, daß sich Litka wohler fühlt. Aber wissen Sie, um was sie mich heute gebeten hat: daß wir nach Warschau zurückkehren.«

Gewaltsam bezwang Polaniecki seine Unruhe, als er sich nun zu Litka wendete. »Was, Du nichtswürdiges Geschöpfchen!« rief er, einen fröhlichen Ton anschlagend, »wäre es Dir denn nicht leid, von dem Thumsee zu scheiden?«

Aber das kleine Mädchen schüttelte den Kopf. »Nein,« antwortete es ohne Zögern, während es rasch sein Gesicht mit den Händen bedeckte, damit niemand sehen könne, wie seine Augen thränenfeucht wurden.

»Was ihr wohl sein mag?« dachte Polaniecki.

Es war eine ganz einfache Geschichte. Am Thumsee hatte sie gehört, daß man ihren Herrn Stach, ihren besten Freund, verheiraten wolle, daß er Marynia Plawicki liebe, daß ihre Mama ihn mit dieser zu verheiraten gedenke. Darein konnte sie sich nicht finden. Bis jetzt war ihr nie der Gedanke gekommen, er könne jemand anders wie sie und ihre Mama lieben, bis jetzt hatte sie ihn als ihr alleiniges Eigentum betrachtet. Sie gab sich keine Rechenschaft darüber, was ihr drohte, sie empfand nur, daß ihr »Herr Stach« von ihr gehen werde und sie einsam zurückbleibe. Und wenn ihr noch jemand anders diesen Schmerz zugefügt hätte als gerade die Mama und »Herr Stach«, dann wäre sie vielleicht noch eher darüber hinweggekommen. So aber konnte das Kind keinen Ausweg aus diesem Irrgarten finden. Bei wem sollte es sich beklagen? Beide, sowohl Mama wie Herr Stach, hofften, die Heirat werde zustande kommen, wären unendlich glücklich, wenn sich ihre Wünsche verwirklichten. Und Herr Stach hatte ja den Ausspruch der Mama, daß er Fräulein Marynia liebe, gar nicht widerlegt. Folglich blieb ihr nichts andres übrig, sie mußte die Thränen unterdrücken und sogar vor Mama schweigen.

Und Litka verschloß den ersten Schmerz in ihrem Leben tief in ihrer Brust. Ja, sie mußte verzichten! Da aber jeder Kummer für ein schon krankes Herz eine schlimme Arznei ist, wirkte dieser Verzicht tiefer und tragischer, als jemand von ihrer Umgebung denken mochte. Der Münchener Spezialist traf nach zwei Tagen ein und erklärte, zweimal vier und zwanzig Stunden bleiben zu können. Mit den Ansichten des Reichenhaller Arztes stimmte er völlig überein. Frau Emilie gegenüber sprach er sich voll Rücksicht, ganz beruhigend aus, Polaniecki hingegen setzte er auseinander, bei einem solchen Leiden lasse sich gar nichts voraussagen, das Kind könne noch Monate, noch Jahre leben, es könne aber auch jeden Augenblick sterben. Jede Aufregung müsse ihm ferngehalten, mit der größten Aufmerksamkeit müsse es überwacht werden.

Die Fürsorge und Zärtlichkeit, mit der Mutter und Freunde die kleine Kranke stets umgaben, steigerten sich womöglich noch. Vor der geringsten Aufregung suchte man sie zu bewahren, aber an die größte Aufregung für sie, an die Briefe Marynias dachte man nicht. Aufmerksam lauschte sie auf jedes Wort, das über den einen oder den andern fiel, und wenn der Inhalt des letzten Schreibens sie auch von ihrer Furcht wegen »Herrn Stach« heilen konnte, erschütterte er sie doch mächtig. Während des ganzen Tages schwankte Frau Emilie, ob sie Polaniecki den Brief zeigen solle oder nicht. Da er sich täglich nach Nachrichten von Krzemien erkundigte, hätte sie ihm einfach das Eintreffen eines solchen verheimlichen müssen, und das wollte sie nicht. Außerdem fühlte sie auch die Verpflichtung, ihm die Wahrheit einzugestehen, wie schwer sie ihn auch treffen mochte. Aber erst am zweiten Abend nach dem Eintreffen des Briefes – sie hatte Litka vorher zu Bett geschickt – brachte sie das Gespräch auf dieses Thema.

»Marynia nimmt es sich sehr zu Herzen,« begann sie, »daß Sie Ihren Eintrag auf Krzemien cediert haben.«

»Sie haben einen Brief?«

»Ja.«

»Wollen Sie ihn mir zeigen?«

»Nein. Ich will Ihnen jedoch verschiedene Stellen daraus vorlesen. Marynia schreibt sehr niedergedrückt.«

»Weiß sie, daß ich hier bin?«

»Bis jetzt scheint sie meinen Brief nicht erhalten zu haben, aber es wundert mich, daß Herr Maszko, der doch in Krzemien war, nichts von Ihrem Hiersein erwähnte.«

»Maszko reiste vor mir ab; damals wußte ich es selbst noch nicht, ob ich nach Reichenhall gehe, ja, ich sagte ihm sogar, daß ich wahrscheinlich den Plan aufgeben werde.«

Frau Emilie eilte an ihren Schreibtisch und schloß auf, dann an den Tisch zurückkehrend schraubte sie die Lampe höher, setzte sich Polaniecki gegenüber und nahm den Brief aus dem Umschlag. Ehe sie jedoch vorzulesen begann, bemerkte sie:

»Ich muß Sie vor allem darauf aufmerksam machen, daß es sich bei Marynia nicht nur um den Verkauf des Eintrages handelt, doch Sie wissen dies selbst . . . Sie verdrehten meiner jungen Freundin ein wenig den Kopf, folglich hatte Ihre Handlungsweise für diese noch eine ganz besondere Bedeutung . . . Um Ihnen die Wahrheit zu gestehen, Marynia hoffte auf gewisse Veränderungen.«

»Mit Ihnen,« rief Polaniecki, »rede ich stets aufrichtig. Deshalb gestehe ich Ihnen auch, was ich andern gegenüber niemals bekennen würde: ich beging eine der größten Dummheiten meines Lebens, aber für keine wurde ich jemals so hart gestraft«

Voll innigen Mitgefühls schaute sie ihn au.

»Armer Freund! Marynia ist Ihnen doch nicht gleichgültig? Ich frage nicht aus Neugierde, sondern aus freundschaftlicher Teilnahme. Zu gern würde ich zwischen Euch beiden alles wieder ins Geleise bringen. Selbstverständlich müßte ich aber die Gewißheit haben . . .«

»Wissen Sie, was mir den letzten Stoß versetzte?« unterbrach Polaniecki sie ungestüm. »Jener Brief, den Sie mir zu lesen gaben. In Krzemien gewann ich großes Gefallen an dem jungen Mädchen. Dann beschäftigte ich mich in Gedanken immer mit ihr. Ich sagte mir, daß ich keine bessere Wahl treffen könne, daß Fräulein Plawicki all das vereine, was ich von meiner Frau verlange. Doch ich wollte mich nicht schwach zeigen und nicht nachgeben. Zudem birgt fast jeder Mensch zwei Seelen in sich, von denen die zweite stets das kritisiert, was die erste thut. Und diese zweite flüsterte mir beständig zu: ›Unternimm nichts, was Dich reut, Du verträgst Dich nicht mit dem Vater.‹ Das ist in der That eine geradezu unausstehliche Persönlichkeit. Folglich beschloß ich, mich nicht fortreißen zu lassen, und suchte den Eintrag einem andern zu cedieren. So kam alles. Zu spät sah ich ein, daß ich Fräulein Plawicki nicht mehr aus meinem Sinn zu bannen vermag, daß mich der eine Gedanke fortwährend verfolgt: ›Das ist die Richtige gewesen!‹ Schmerzlich erkannte ich, welche Thorheit ich begangen hatte, und bereute sie tief. Als ich dann noch diesen Brief las, mich überzeugte, daß ich ihr nicht gleichgültig war, daß sie mich hätte lieben lernen, die Meine werden können, da war es mit meinem Vernünfteln zu Ende, ich vermochte nichts mehr gegen die Allgewalt der Liebe. Für die Wahrheit meiner Worte setze ich meinen Kopf zum Pfande. Glauben Sie mir, so lange ein Mensch nur über die eigenen Empfindungen im Klaren ist, will das noch nicht viel bedeuten, erfährt er aber dann plötzlich, welch warme Gefühle ihm entgegengebracht worden wären, dann erscheint ihm alles in einem andern Lichte. Jener Brief versetzte mir den letzten Stoß. Ich weiß mir keinen Rat.«

»Ich will lieber nicht alles lesen,« ergriff nun Frau Emilie das Wort. »Sie schreibt natürlich, der kurze Traum habe mit einem jähen Erwachen geendigt. Von Herrn Maszko spricht sie sehr lobend; er sei, sagt sie, zwar auch auf seinen Vorteil bedacht, benehme sich aber im großen und ganzen sehr rücksichtsvoll in Geldangelegenheiten.«

»Sie nimmt ihn, bei Gott im Himmel!«

»Ihre Worte zeigen, wie wenig Sie Marynia kennen. Doch hören Sie, was diese über Krzemien schreibt: Papa will absolut das Gut loswerden und nach Warschau ziehen. Du weißt, wie sehr ich Krzemien liebe, wie ich mit allen Fasern meines Herzens daran hänge, aber nach all dem, was geschehen ist, glaube ich nicht, daß ich mit neuen Bemühungen, uns das Gut zu erhalten, etwas erreiche. Was habe ich nicht schon probiert, um das heißgeliebte Stückchen Erde zu schützen. Papa behauptet jedoch, er könne es nicht mit seinem Gewissen vereinigen, mich an das Land zu fesseln, und der Verkauf ist für mich um so schmerzlicher, weil es scheinbar meinethalben geschieht. Wahrhaftig, das Leben ist zuweilen eine Ironie! Herr Maszko bietet Papa dreitausend Rubel als jährliche Rente und die volle Summe für die Parzellierung Magierows. Daß er auf seinen Vorteil bedacht ist, wundert mich nicht, aber durch eine solche Abmachung kommt er fast umsonst in den Besitz des Gutes. Selbst Papa sagte ihm: ›Auf diese Weise bekomme ich für Krzemien, wenn ich ein Jahr lebe, dreitausend Rubel, denn Magierow ist sowieso mein Eigentum.‹ Herr Maszko hingegen meinte, daß bei dem heutigen Stand der Angelegenheit die Gläubiger sofort Beschlag auf das Geld für Magierow legen würden, daß aber Papa, wenn er auf den Vorschlag eingehe, bares Geld in die Hand bekomme, ganz abgesehen davon, daß er ja dreißig Jahre oder noch länger leben könne. Das ist ja richtig, Papa ist im Grunde seines Herzens für das Projekt sehr eingenommen, es handelt sich bei ihm nur noch darum, einen größeren Gewinn zu erzielen. Das einzige, was mich mit einem dauernden Aufenthalt in Warschau versöhnen könnte, ist die Aussicht, Dich, meine liebe Emilie, und Litka häufig sehen zu können. Aufrichtig, mit ganzer Seele bin ich Euch beiden zugethan und ich schmeichle mir, daß ich zu aller Zeit auf Euere Liebe rechnen darf.«

Während einiger Augenblicke herrschte tiefes Schweigen, dann sagte Polaniecki: »Nun ja, ich brachte sie um Krzemien, dafür verschaffte ich ihr aber auch einen Bewerber.« Bei diesem Ausspruch ahnte er nicht, das Marynia in ihrem Briefe fast dieselben Worte brauchte, und daß Frau Emilie sie absichtlich ausgelassen hatte, um ihn nicht zu verletzen. Maszko hatte schon bei seinem letzten Zusammentreffen mit den Plawickis in Warschau um Marynia geworben, es bedurfte daher keines großen Kombinationsvermögens, um den Grund zu erraten, der ihn mit zum Kaufe des Eintrages, zu dem Besuche auf dem Gute bestimmte, und eben diese unleugbare Thatsache verwundete Marynias Herz so tief, erfüllte sie mit schmerzlichem Groll gegen Polaniecki.

Während einiger Minuten wendete Frau Emilie den Brief Marynias in ihren Fingern unschlüssig hin und her, dann meinte sie plötzlich: »Meine Freundschaft für Euch beide bewog mich Euch zusammenzubringen, jetzt kommt aber noch ein weiterer Grund hinzu: Ihr Kummer, mein Freund. Ich müßte mir ewig Vorwürfe machen, wenn ich hier nicht eingreifen würde . . . Es giebt ein sehr hübsches französisches Sprichwort und ein sehr häßliches polnisches über die Macht und den Willen der Frauen. Nun denn, in vollem Ernste, ich will diese Macht gebrauchen.«

Polaniecki ergriff ihre beiden Hände und führte sie an seine Lippen. »Sie sind das beste, trefflichste Wesen in der Welt.«

»Ich wäre sehr glücklich, wenn ich Euch helfen könnte,« entgegnete Frau Emilie lächelnd, »und ich glaube, daß es dafür nur einen Weg giebt. Ich muß versuchen, Marynia so bald wie möglich in meine Nähe zu bringen.«

»Sie haben recht, das wird das Beste sein. Da ich nun doch einmal lebe, möchte ich auch vereint mit einem teuren Wesen das Leben genießen.«

»Und ich,« rief Frau Emilie, »die ich zum erstenmale im Leben die Vorsehung spiele, will auch etwas davon haben. Es fragt sich nur, was zuvörderst zu thun sein wird.«

So redend, blickte sie nachdenklich in die Höhe. Das Licht der Lampe fiel voll auf ihr gutes, noch außerordentlich jugendliches Gesicht, auf ihre hellen, über der Stirn ein wenig gelockten Haare, und es lag etwas so Bezauberndes und zugleich so Kindliches in diesem Antlitz, daß Polaniecki, trotzdem sein Kopf von ganz andern Gedanken erfüllt war, sich plötzlich erinnerte, daß Bukacki sie einmal eine »verwitwete Jungfrau« genannt hatte.

»Marynia ist eine gerade, aufrichtige Natur,« ergriff nach kurzem Ueberlegen Frau Emilie wieder das Wort, »und ich halte es für das Beste, wenn ich ihr die volle Wahrheit schreibe. Ich teile ihr all das mit, was Sie mir gesagt haben, und betone, daß Sie bei Ihrem Vorgehen auch völlig im Unklaren über sich selbst waren, daß Sie aber jetzt Ihr Benehmen lebhaft bedauern, herzlich um Verzeihung bitten und die feste Hoffnung auf eine Versöhnung hegen.«

»Und ich schreibe sofort an Maszko. Ich kaufe ihm den Eintrag um jeden Preis wieder ab, den er verlangt.«

Frau Emilie mußte laut lachen.

»So sieht es nun mit diesem nüchternen, berechnenden Polaniecki aus, der sich damit brüstet, weder den polnischen Charakter, noch den polnischen Leichtsinn zu haben.«

»Ach was!« rief in fröhlicherem Tone Polaniecki, »ist das keine Berechnung, wenn man sich über den Wert einer Sache nicht täuscht? Vielleicht schreibt sie Ihnen aber, daß sie sich schon mit Maszko verlobt habe!« fügte er sofort wieder traurig hinzu.

»Das glaube ich nicht. Herr Maszko mag ja ein ganz vortrefflicher Mensch sein, aber für Marynia paßt er nicht. Er gefällt ihr auch gar nicht, das weiß ich, und sie wird sich nie ohne Zuneigung verheiraten. Das ist ganz undenkbar. Sie kennen Marynia nicht. Thun Sie nur Ihrerseits alles, was in Ihrer Macht steht, aber wegen Herrn Maszko dürfen Sie ruhig sein.«

»Wissen Sie, was ich thue! Statt zu schreiben, telegraphiere ich an ihn. Er kann doch unmöglich lange in Krzemien geblieben sein und muß in Warschau mein Telegramm erhalten.«


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