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Hundertstes Kapitel.
Der Gast im Blackhouse

Das Blackhouse ist eine Station zwischen Washington und Alexandria, ein Gasthof, in welchem früher hauptsächlich die Geldlords des Südens verkehrten, wenn diese die Residenz besuchten.

Jetzt aber, da der Verkehr mit dem Süden abgeschnitten war und die Geld-Lords nicht mehr nach Washington kamen, jetzt sprachen nur noch diejenigen Reisenden ein, welche die Eisenbahn, die von Baltimore auf den Potomac hinabführt, nicht benutzten, sondern es vorzogen, eine kurze Reise in ihren eigenen Equipagen zu machen, wozu allerdings die herrlichen Alleen, welche den Potomac entlangführen über schön bewachsene Hügel und reich bebaute Thäler, durch schattige Waldungen und blühende Wiesen einluden.

Da diese Reisenden stets den besseren Ständen anzugehören pflegten, so war der Gasthof Blackhouse fast ausschließlich dem Aufenthalte der americanischen Aristocratie bestimmt und galt weit und breit für ein Hôtel, in dem man nicht nur die leiblichen Bedürfnisse auf das Bequemste und Beste befriedigen konnte, so weit sich diese wenigstens auf Essen, Trinken, Schlafen und Wohnen erstreckten, sondern in welchem man auch sicher war, stets eine gute Gesellschaft anzutreffen.

Obwohl der Amerikaner sich gewöhnlich um die Gesellschaft, welche mit ihm ein Hôtel bewohnt, oder mit ihm an derselben table d'hôtel sitzt, oder mit ihm an demselben Tische im Journal-Zimmer die Zeitungen liest, gar nicht kümmert, und sich stets den Anschein giebt, als ob er nicht bemerkte, daß sich außer ihm noch Jemand im Zimmer befindet, vielmehr stumm und in der nonchalantesten Position Stunden lang in der größten Gesellschaft verbringen kann, so liebt er doch, daß diese Gesellschaft eine gewählte, für ihn passende sei.

Ein Amerikaner von gutem Ton würde es für überflüssig halten, wenn er am Fenster sitzt, auf dem Stuhle sich schaukelnd und die Beine auf der Fensterbrüstung ruhend, sich umzuwenden, wenn Jemand, und wäre es der Staats-Minister selbst, die Thür öffnete und hinter seinem Rücken Platz nähme. Ja, er würde es überhaupt für unpassend halten, von der Anwesenheit dieses Herrn Notiz zu nehmen. – Es würde aber Alles empört und entrüstet aufstehen, wenn etwa ein Neger oder ein Irländer, der mit den guten Manieren und dem guten Tone der besseren Gesellschaft nicht vertraut ist, in das Zimmer träte und in dem bescheidensten Winkel Platz zu nehmen wagte.

Der Wirth vom Blackhouse kannte seine Gesellschaft auch gut genug, und sorgte schon dafür, daß die sogenannten bessern Gäste durch Leute, gegen welche der Amerikaner einmal ein Vorurtheil hat, namentlich Irländer und Neger, nicht behelligt wurden.

Für sie hatte er ein besonderes Logis und Speisehaus in von den übrigen ganz abgesonderten Localitäten eingerichtet, und er hatte einen Kennerblick, zu entscheiden, ob er in seinem Besuche einen Gentleman vor sich habe oder einen Tagearbeiter, oder überhaupt einen Mann, von dem er voraussetzte, daß er der guten Gesellschaft nicht passen würde.

In den großen Städten America's sondern sich zwar gewöhnlich die Stände nicht so scharf von einander ab, wie bei uns in Deutschland, indessen ist die Geldaristokratie doch meistens sehr exclusiv, und namentlich an Orten, wo der Junkerton der Sklavenbarone einmal so eingeführt ist, wie im Blackhouse.

Die Sklavenbarone des Südens hatten die Sitten der Sclavenaristokratie einmal hierher gebracht, und sie waren hier geblieben, und schon aus diesem Grunde fühlten sich namentlich demokratische Geld-Lords hierher gezogen.

Der Wirth vom Blackhouse, obwohl er selbst ein vorzüglicher Patriot war, und von der republikanischen Partei einmal sogar zum Bezirks-Repräsentanten vorgeschlagen wurde, war es demnach gewohnt, vielfach Anhänger des Südens bei sich zu sehen, aber die Demokraten unterhielten sich gern mit ihm, denn er wußte die rücksichtslose Partei-Leidenschaft vorzüglich hinter einer ausgezeichneten Höflichkeit und einer glatten Geschmeidigkeit zu verbergen.

Im Parlour befand sich nur ein einziger Gast, ein Mann von etwa funfzig Jahren, mit hoch emporgekämmtem, dickem Haar, das schon hin und wieder mit Grau untermischt war.

Sein Kinn oder vielmehr sein ganzes Gesicht ragte zwischen mächtigen, hochstehenden Vatermördern hervor, und seine Hände bedeckten kostbare Ringe. Aus der Tasche seiner Weste hing eine dicke Uhrkette, welche bestimmt war, ein Petschaft zu tragen, das, seiner Größe nach zu urtheilen, vermuthlich das Stadtwappen irgend einer deutschen Provinzialstadt enthielt.

Der Mann saß auf einem Stuhle, den er nach Gewohnheit der Amerikaner so weit nach hinten überbeugte, daß ein, an einen solchen Anblick nicht Gewöhnter jeden Augenblick befürchten mußte, die beiden Hinterbeine würden zusammenbrechen, während er seine Füße, die übrigens mit den feinsten Lackstiefeln bekleidet waren, den einen auf die Galerie einer Etagère, ungefähr im Niveau seines Hauptes, den andern auf der Lehne einer Longchaise ruhte. In den Händen hielt er ein Zeitungsblatt, in dem er sehr aufmerksam las, und über welches hinweg er von Zeit zu Zeit so geschickt spuckte, daß er die Stelle der blauen Wandtapete, die er sich zur Zielscheibe erwählt zu haben schien, nie verfehlte und der ausersehene Fleck, obwohl derselbe sehr häufig von Geschossen der Art getroffen wurde, seine Ausdehnung nicht sichtlich vergrößerte.

Neben diesem Manne stand ein Schwarzer, den feinen Castorhut seines Herrn in der einen, und den Stock mit goldenem Knopfe in der andern Hand, und jedesmal, wenn sein Herr spuckte, eine etwas scheue Seitenbewegung machend, als ob er befürchtete, daß jener einmal sein Ziel wechseln, und statt der blauen Wandtapete sich sein breites Antlitz aussuchen möchte.

Allein, sein Herr beachtete ihn so wenig, als ob er ein hölzerner und nicht ein lebender Hutständer gewesen wäre; nur erst nach einer Weile beehrte er ihn mit einigen Worten.

Als nämlich die Sonne etwas höher stieg und über die Gipfel der Akazien hinwegschien, sagte er, ohne übrigens nur den Kopf umzuwenden, oder auf seiner Zeitung aufzusehen:

»Siehst Du nicht, Hund, daß die Sonne hereinscheint!?«

Er war im Zorn; denn er sandte eine doppelte Ladung gegen die Wandtapete, was auf den Neger einen großen Eindruck machte.

Dieser stellte schleunigst Hut und Stock bei Seite und beeilte sich, das Rouleaux herunter zu lassen; leider aber so weit, daß sein Herr nicht Licht genug zum Lesen hatte, auf welches Versehen ihn derselbe in sehr zarter Weise dadurch aufmerksam machte, daß er denjenigen seiner Lackstiefel, welcher auf der Sophalehne ruhte, mit den Rippen des Schwarzen in eine sehr energische Berührung brachte, die zu dem zarten Stiefel in gar keinem Verhältniß stand.

Der Schwarze machte seinen Fehler wieder gut. Sein Herr warf ihm ein Battist-Taschentuch zu, mit dem er ihm den Schweiß abzutrocknen hatte, falls die Hitze größer werden sollte, eine Arbeit, die sehr riskant war, da sie ihn zwang, stets in der gefährlichen Nähe seines übelgelaunten Herrn zu sein.

Der Neger war daher dem Wirth des Hôtels gewiß sehr dankbar, als dieser eintrat und seinem Herrn eine andere Zerstreuung bereitete, als die, den Sclaven zu maltraitiren.

»Der Bote ist so eben zurückgekommen, Mr. Mudd,« sagte er, »Ihr Herr College, Mr. Blackburn kann jede Minute eintreffen.«

Mr. Mudd nickte herablassend mit dem Kopfe, ließ sich aber in der Lectüre der Zeitung nicht stören, sondern gab dadurch, daß er das Blatt noch näher an sein Gesicht rückte, zu verstehen, daß er eine Unterhaltung nicht wünsche.

Hier traf aber offenbar sein Wunsch nicht mit demjenigen des Wirthes zusammen; dieser vielmehr ließ seinen etwas umfangreichen Körper in einen Lehnstuhl nieder, welcher der Zeitung Mr. Mudds gerade gegenüber stand, aber unglücklicher Weise gerade in der Richtung, welche die Geschosse gegen die Wandtapete nahmen.

»Es ist noch ein anderer Herr da, welcher nach Ihnen gefragt hat.«

Mr. Mudd antwortete nicht, sondern sandte verdrießlich eine Ladung über die Zeitung hinweg, zum Glück für den Wirth ging diese auch über seinen Kopf. Er hielt es für die Folge aber doch für rathsam, seinen Sessel an eine andere Stelle zu rücken.

»Wollen Sie den Herrn sprechen?« fuhr dann der Unerbittliche fort.

Mr. Mudd antwortete nicht.

Statt seiner machte hinter seinem Rücken der Schwarze allerlei Grimassen, welche dem Wirth zu verstehen geben sollten, daß er um Himmelswillen seinen Herrn nicht noch mehr reizen möge·

»Der Herr beabsichtigt, falls er Sie hier nicht treffen und sprechen kann, Sie in Ihrem Hause zu besuchen,« fuhr der Wirth trotz dieser Abmahnung fort.

Die Arbeit des Schweißabwischens wurde für den Neger eine immer anstrengendere, denn die Aufregung des Mr. Mudd stieg mit jeder Secunde, und so oft auch seine Stirn abgewischt wurde, sie destillirte stets neue Schweißtropfen, und sein Auge fing an, Zornesblitze auf den Wirth zu schleudern.

Dieser indessen kannte die Herrn Aristokraten und Sklavenbesitzer schon, und wußte recht gut mit Ihnen fertig zu werden.

Mit einer Kaltblütigkeit, als ob Mr. Mudd ihm freundschaftlich die Hand geschüttelt und gesagt hätte:

»Ich bin Ihnen sehr verbunden für Ihre gütige Nachricht.«

erhob er sich und wandte sich der Thür zu, indem er sagte:

»So werde ich den Herrn herausschicken.«

Den Neger erfüllte diese Kaltblütigkeit des Wirthes mit wahrem Entsetzen.

Mr. Mudd aber sprang mit beiden Lackstiefeln auf den Boden und fuhr vom Stuhle auf, indem er wüthend schrie:

In's Teufels Namen, Sir, ich habe Ihnen gesagt, daß ich ungestört bleiben will! Wer ist der Lump, der Schurke, der mir seine Gesellschaft aufdringen will?«

»In wie weit der Herr diese Titel verdient, ist mir unbekannt,« sagte ruhig der Wirth, »und was seinen Namen anbetrifft, so hörte ich, daß sein Freund ihn Mr. Wilkes nannte.«

»Was? – Wie? – Wilkes?«

»Ja, Wilkes! freilich ein bloßer Vorname; den andern Namen habe ich nicht gehört.«

Der Schwarze mußte befürchtet haben, daß Mr. Mudd dem aufdringlichen Gastwirth irgend ein Stück seines Mobiliars an den Kopf werfen würde, und hatte sich, um solchen Eventualitäten vorzubeugen, mit beiden Händen der Stühle bemächtigt, welche in der Nähe seines Herrn standen.

Dieser jedoch dachte gar nicht an eine solche Inconvenienz, sondern sprang auf den Gastwirth zu, faßte ihn am Arm und sagte:

»Was sagen Sie, theuerster Sir; Wilkes? ... Sie sind gewiß, daß Sie sich nicht täuschten?«

»Völlig gewiß, Sir! Wenn dieser Herr aber, wie sie eben sich zu äußern beliebten, ein Lump und ein Schurke ist, so ist es meine Schuldigkeit, ihm zu bedeuten, daß er nicht das Recht hat, in das Parlour des Blackhouses einzutreten. Ich werde ihn fortschicken!«

Er hatte bereits die Thür in der Hand.

»Nichts da! Bleiben Sie, Sir! Nicht abweisen Sir! Sagen Sie ihm, ich ließe ihn bitten, sofort hierher zu kommen, oder falls es ihm lieber sein sollte, bin ich bereit, ihn auf seinem Zimmer zu besuchen.«

»Sie sind also Ihrer Sache gewiß, daß Mr. Wilkes kein Lump und kein Schurke ist?«

»Ja, ja! ich bin meiner Sache gewiß. Gehen Sie und richten Sie aus, was ich Ihnen sagte.«

Mr. Mudd war in sichtlicher Aufregung. In schnellen Schritten ging er im Zimmer auf und ab; er dachte nicht mehr an die Zeitung und verfehlte jedes Mal den Fleck an der Wandtapete, was ihm sonst nur bei grenzenloser Zerstreutheit und Aufregung passirte, ein Zustand, von welchem der Schwarze für seine persönliche Sicherheit alles Mögliche zu befürchten hatte.

Er sollte jedoch der Gefahr enthoben werden.

Mr. Mudd wandte sich nach ihm um und sagte, indem er zugleich nach dem Stock mit dem goldenen Knopfe griff:

»Hinaus mit Dir, widerwärtige Bestie! Oder willst Du etwa aufschnappen, was hier gesprochen wird? – He? – Und willst es dann bei dem andern Vieh, Deinen Collegen, als Neuigkeit vorbringen, damit nach vierundzwanzig Stunden ganz Maryland weiß, was Dein Herr mit einem Fremden gesprochen?«

Der Neger war kaum zur Thür hinaus, als zwei Männer eintraten, die dem Leser bereits Beide wohlbekannt sind.

Der erste war ein junger Mann von ungefähr sechsundzwanzig Jahren, von edlem, graciösem Wuchs, schönem Gesicht, intelligentem, feurigem Auge; der Andere groß, starkknochig, ja fast herkulisch, aber doch ebenmäßig gebaut, mit finstern Zügen, und wilde Leidenschaft in seinem unheimlich düstern Auge.

Der erste dieser Beiden wurde von Mr. Mudd begrüßt, nicht wie ein lieber Freund, sondern fast eher, wie ein hoher Vorgesetzter. Mr. Mudd eilte ihm entgegen, ergriff die dargebotene Rechte des Fremden mit beiden Händen und sagte:

»Ich bitte tausend Mal um Verzeihung, Mr. Wilkes, daß ich nicht sofort zu Ihnen kam; indeß der Esel von Wirth verschwieg mir Ihren Namen, und von einem Fremden wollte ich nicht gestört sein, da ich, wie Sie wissen, hier eine Unterredung unter vier Augen mit Mr. Blackburn haben werde.«

»Ich weiß, ich weiß!« unterbrach ihn Wilkes Booth; »indessen wird es vielleicht überflüssig sein, daß Sie wegen der bewußten Angelegenheit mit dem berühmten Gelbenfieber-Arzt Rücksprache nehmen. Es ist zunächst ein anderer Plan in's Werk zu setzen.«

Mr. Mudd warf fragend einen Seitenblick auf den Begleiter Booths.

»Mein Freund, Robert Payne,« antwortete Booth, diesen Blick richtig deutend, »wir können in seiner Gegenwart ungestört sprechen.«

»Einer der Ihrigen?« fragte Mr. Mudd.

Booth nickte bejahend.

Payne stand mit verschränkten Armen am Fenster, während Mr. Mudd und Wilkes Booth, das Haupt der Verschworenen, ihr Gespräch fortsetzten.

»Sie meinen also, es wäre überflüssig,« nahm der erstere das Thema wieder auf, »über die bewußte Angelegenheit mit Blackburn Rücksprache zu nehmen?«

»Ich hoffe, es wird überflüssig sein.«

»Aber die Jahreszeit ist jetzt gerade dem gelben Fieber am günstigsten.«

»Thut nichts, Mr. Mudd; wenn wir Abraham Lincoln in unsere Gewalt bekommen, so brauchen wir das gelbe Fieber nicht mehr zu unserm Bundesgenossen zu machen.«

»Sie beabsichtigen, Abraham Lincoln zu entführen?«

»So ist es, und zwar noch heute.«

»Was!?« rief Mr. Mudd. »Ein so riesenmäßiger Plan ist im Werke, und ich weiß nichts davon?«

»Dabei ist Ihre Hülfe überflüssig; ich habe Ihnen gesagt, daß ich Sie nicht unnöthig der Gefahr der Theilnahme aussetzen werde; ich werde Ihre Hülfe nur da in Anspruch nehmen, wo unsere Kräfte nicht ausreichen.«

»Wie aber wollen Sie es anfangen, Lincoln in Ihre Hand zu bekommen?«

»Die Sache ist sehr einfach; Lincoln fährt heute in Begleitung seines Geheim-Secretairs, Mr. Nicolai, nach Seward's Villa bei Alexandria. Auf dem Wege von hier bis zum Cedernwalde vor Alexandria werden seine Pferde scheu werden. Harrold, O'Laughlin, Atzerott und Arnold sind auf ihren Posten. Ich selbst und Payne werden in einer Equipage gerade da in der Nähe sein, wo die Pferde des Präsidenten anfangen scheu zu werden. – O'Laughlin wartet mit einigen zuverlässigen Männern im Wäldchen am Potomac; ein Boot steht bereit – das andere können Sie sich denken.«

»Vortrefflich! Aber wie werden Sie es anfangen, die Pferde scheu zu machen?«

»O, Mr. Atzerott hat ein vorzügliches Mittel. Sie werden es sehen, wenn Sie das Vergnügen haben werden, den Präsidenten von hier abfahren zu sehen. Sie werden bemerken, wie die Pferde ungeberdig den Kopf schütteln, wie sie alle Symptome der Angst zeigen, schon beim Abfahren. Diese Symptome werden sich steigern, und man kann voraus berechnen, an welchem Punkte des Weges die Pferde bis zur Unbändigkeit wild geworden sind.«

»Sind Sie sicher, daß der Präsident hier anhält?«

»Er hält immer hier an und wechselt die Pferde. Binnen einer Stunde, vielleicht auch schon früher werden Sie seinen Wagen die Rampe hinausfahren sehen.«

Es fuhr in der That in diesem Augenblick ein Wagen die Rampe hinauf.

»Ha!« rief Booth, »unzweifelhaft die Equipage des Präsidenten!«

Payne, der noch immer am Fenster stand, zog das herabgelassene Rouleaux ein wenig in die Höhe und blickte hinaus.

»Nein,« sagte er, »es ist der Präsident nicht; es ist ein Fremder.«

»Ein Fremder?« versetzte Booth; »fatal! ich liebe nicht die Anwesenheit von Fremden, wenn es sich um ein solches Vorhaben handelt.«

»Ein Herr steigt aus,« bemerkte Payne, »der Kerl hat ein widerwärtiges Gesicht; ich will hoffen, daß er sich nicht lange hier aufhält.«

Diese Bemerkungen veranlaßten Mudd und Booth ebenfalls a eins der Fenster zu treten und die Rouleaux in die Höhe zu ziehen.

»Wahrhaftig! Der Kerl hat ein verdächtiges Aussehen!«

»Ist er ein Yankee, so haben wir uns in Acht zu nehmen!«

»Man sieht es an jeder seiner Bewegungen und wie er überall den Kopf umherdreht, als ob er hinter jedem Strauch und hinter jedem Mauerpfeiler eine Gefahr wittere.«

»Ich glaube aber doch nicht, daß er ein Yankee ist,« versetzte Mudd. »Ich muß gestehen, daß er mir aussieht wie ein Agent des Südens; denn die Spione der Union verstehen sich nicht so geschickt zu benehmen; wie ja auch die Erfahrung beweist, daß man sie überall erkennt. Sie wissen ja selber, wie man in Richmond damals jenen Mr. Parker entlarvte.«

»Ich bin aber doch neugierig zu wissen, wer der Fremde ist,« sagte Booth.

»Wir müssen Gelegenheit nehmen, uns danach zu erkundigen. Wo ist der Wirth? He!«

Er hatte schon die Schelle ergriffen, um einen Kellner zum Wirth zu schicken, als dieser eben die Thür öffnete und eintrat.

»Es ist ein Fremder da, Gentleman,« sagte er. »Allein ich muß gestehen, daß ich ihn nicht für honnett genug hielt, um seine Anwesenheit hier zu dulden. Ich habe ihn daher in das Boarding-House, das ich für Leute seines Genres eingerichtet, gewiesen.

»O, schade! Das hätten Sie nicht thun sollen,« sagte Booth; »es hätte uns großes Vergnügen gemacht, den Herrn kennen zu lernen und ein Viertelstündchen mit ihm zu conversiren.«

»Aber wer weiß,« versetzte der Wirth lächelnd, ob es dem Herrn Vergnügen gemacht hätte, Sie kennen zu lernen. Er verzichtete auf den Besuch des Parlour schon ganz von freien Stücken, als ich ihm sagte, daß Mr. Mudd und einige Freunde desselben sich dort befänden.«

»Trotzdem aber bitte ich Sie, daß Sie hinabgehen und dem Fremden sagen, wir ließest ihn einladen, zu uns hinaus in's Parlour zu kommen.«


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