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Fast jeder Sklavenhalter hat eine Art Gefängniß, und zwar meistens eine Art Verließ, um widerspenstige Sclaven durch Einsperrung zu züchtigen.
Das Verließ Mr. Berckley's war ein Gewölbe von nicht allzugroßem Umfange, aber tief und feucht. Etwa zwanzig Stufen führten hinab in das Gewölbe, das sein Licht nur durch eine einzige Oeffnung erhielt, welche schornsteinartig sich nach oben erstreckte und dort stark vergittert war.
Die Neger erfaßten den Tragekorb und trugen denselben die Stufen hinab.
Da der Haushofmeister gerade am Schnupfen litt, so hielt er es nicht für gut, mit in das feuchte Verließ hinab zu steigen, sondern er blieb auf den Stufen stehen und ertheilte von oben herab seine weiteren Befehle, wie ein Kapitain von der Schanze sein Schiffsvolk commandirt.
»Da, in dem Winkel linker Hand werdet Ihr Stroh finden.«
Ehe sich das Auge an die Finsterniß gewöhnt hatte, vermochte selbst das Auge der Neger kein Stroh zu erblicken. Nur mit Hülfe des Tastens gelang es ihnen, einige halb verrottete Halme zu entdecken, die indeß kaum hinreichend schienen, um das allerdürftigste Lager abzugeben.
»Da! Schüttet ihn aus!«
Dies geschah buchstäblich; denn der Haushofmeister hatte absichtlich solche Neger ausgewählt, welche Ursache hatten, den Gemißhandelten zu hassen und ihm sein grausames Schicksal bestens gönnten.
»Lebt er noch?«
»Die Brust bewegt sich,« antwortete Einer; »sonst giebt er kein Lebenszeichen.«
»So wollen wir ihn nicht eher einreiben, als bis er zu sich gekommen,« erwiderte der Haushofmeister; »denn wenn er im Sterben liegt, wozu noch Zeit und Geld an ihm verschwenden?«
»Möglicherweise brächte ihn aber eine scharfe Einreibung zur Besinnung versetzte der Schwarze; »denn die Wund-Salbe beißt, und man hat schon öfter Beispiele gehabt, daß die Nigger von dem brennenden Schmerz beim Einreiben zum Bewußtsein zurückgekehrt sind.«
»Ach was! Kümmere Dich nicht darum! Komm' hinauf und laß ihn liegen. Du, Cesar, kannst heute Abend nachsehen, ob er noch lebt.«
Die Nigger entfernten sich schweigend. Selbst ihnen, obgleich sie hierin eine Strafe des großen Geistes sahen und obwohl ein Gefühl gesättigter Rache sich in ihnen regte, empfanden doch größtentheils Mitleid.
Auch Pet, der sicherlich keine Ursache hatte, für den Verwundeten Theilnahme zu empfinden, da er ja mehr als einmal von ihm mißhandelt war, er hätte auch ohne Jims Aufforderung gethan, was in seinen Kräften stand, um den hier beabsichtigten Mord an einem Menschen zu verhindern.
Ein Mord war beabsichtigt, das war nicht zu leugnen. Denn ein Mann, von Wunden zerfleischt, ohnmächtig, durch mehrere Tage Kerkerhaft entkräftet, in einem feuchten Loch, auf nassem Stroh, nackend, ohne ein Heilmittel für seine Wunden, ohne jegliche Nahrungsmittel, ja ohne auch nur einen kühlenden Trunk für seine lechzende Zunge – das Alles waren Dinge, die sein von Natur weiches Gemüth bewegten und sein Mitleid erregten.
Mit der dem Nigger stets eigenen Schlauheit hatte er die Gelegenheit benutzt, die Lokalität genau zu untersuchen und die einzig mögliche Art eines Zuganges zu entdecken.
Durch die Thür war derselbe nicht möglich; denn die Treppe vom Gewölbe führte erst auf eine Art Flur und war hier durch eine Thür gesperrt, welche mit Eisenstangen und festen Schlössern versichert war. Nach außen führte noch eine zweite Thür, welche ebenfalls, wie die erste, vom Haushofmeister verschlossen wurde.
Hätte er von hier zu dem Gefangenen hinabgewollt, so hätte er beide Thüren sprengen müssen, und selbst wenn er dazu die Mittel gehabt hätte, so hätte er doch erst über zwei Höfe hinübergehen und Angesichts der ganzen Dienerschaft sein Werk ausführen müssen, denn auf den Hof, auf welchem sich der Eingang zu dem Gefängnisse Jims befand, gingen alle Fenster der Wohnungen für die Dienerschaft.
Allein durch das Fenster des Kerkers war doch ein Zugang möglich.
Ein steiler, viereckiger, schlotartiger, Canal führte vom Gewölbe aufwärts und mündete oben in einen kleinen viereckigen Raum, welcher eigentlich den Niggerkindern zum Spielplatz dienen sollte, indessen von diesen verschmäht wurde, da die zwanzig Fuß hohen Mauern, die ihn rings umgaben, nicht nur der Sonne keinen Zugang gestatteten, sondern auch dem kahlen, baumlosen Platz ein stallartiges und ungemüthliches Aussehen gaben.
Hart an einer dieser Einschließungsmauern befand sich am Fußboden das horizontale Eisengitter, welches die schornsteinartige Lichtöffnung des Kerkers verschloß. Das Gitter war in Steine eingelassen und nur durch die größte Gewalt zu beseitigen.
Das Gitter aber bot, wie Pet ganz richtig erkannt hatte, nicht die größte Schwierigkeit. Dieselbe lag vielmehr darin, daß es beinahe unmöglich war, die zwanzig Fuß hohe Einschließungsmauer zu übersteigen.
Eine dieser vier Mauern war das Hofgebäude, in welchem sich die Niggerwohnungen befanden, und welches nach hinten hinaus keine Fenster hatte; die zweite grenzte an den zweiten Hof von Berckley's Besitzung, die dritte grenzte an den Park, in welchem das Ritterhaus lag, und die vierte ward durch die Stallgebäude Mr. Berckley's gebildet.
Pet kannte die Localität gut genug, um sofort die einzig mögliche Art, die Schwierigkeiten zu überwinden, zu entdecken.
Vom Park aus mußte er hinein. In den Park konnte er, wie wir wissen, auch von Mr. Breckenridge's Villa aus gelangen.
Er begab sich sofort dahin und recognoscirte unter irgend einem Vorwand das Terrain. Hätte ein Baum in der Nähe gestanden, so wäre es möglich gewesen, durch Erklettern desselben hinauf auf die Mauer zu gelangen, und vielleicht vermittels angebrachter Stricke von da hinab in den viereckigen Raum.
Allein zufällig befand sich hier gerade kein Baum.
Eine Leiter anzulegen war aus andern Gründen nicht rathsam; das Transportiren einer Leiter durch den Park hätte ja Verdacht erregen müssen.
Es war heller Nachmittag; die Sonne brannte heiß und drückend. Wer nicht nöthig hatte hinauszugehen, setzte sich sicherlich nicht der glühenden Sonne aus. Selbst die Dienerschaft der beiden Herren, welche verreist waren, welche also jetzt der strengeren Aufsicht entbehrte, ließ es sich nicht beikommen, die Wohnung zu verlassen und etwa einen Spaziergang in den Park zu machen.
Pet konnte also sicher sein, gerade jetzt nicht gestört zu werden. Mit einer eisernen Stange und starken Stricken versehen schlich er in den Park.
Etwa sechs und dreißig Fuß von der Mauer stand eine Eiche, deren Zweige indessen noch ziemlich weit von der Mauer entfernt blieben. Diese Eiche erkletterte er bis zu einer Höhe, in welcher er sich ungefähr in gleichem Niveau mit den eisernen Spitzen befand, die auf dem Gipfel der Mauer angebracht waren.
Nun nahm er eins der Stricke und warf es nach der Mauer hinüber, wie ein Seemann, der einem Ertrinkenden ein Rettungstau zuwirft.
Das Thau fiel herab; er zog es an sich und warf von neuem unermüdlich, bis endlich nach halbstündigem Bemühen es ihm gelang, die an das Ende des Taues geknüpfte Schleife an einer der Eisenspitzen auf der Mauer fest zu haken. Dass andere Ende des Taues befestigte er an einem dicken Ast der Eiche.
Es war nun vom Baume nach der Mauer ein Seil ausgespannt, auf dem freilich ein Seiltänzer oder ein gewandter Turner leicht hätte hinüber gelangen können. Für einen bejahrten und durch schwere Arbeit steif gewordenen Schwarzen aber hatte dies seine Schwierigkeiten.
Indessen Pet machte es möglich.
An dem eisernen Haken befestigte er einen zweiten Strick, und diesen ließ er in den viereckigen Raum hinab. Auf seinem Rücken hatte er die Eisenstange befestigt, mit welcher er das Gitter der Fensteröffnung erbrechen wollte.
Eine mehrstündige Arbeit erforderte es, ehe es ihm gelang, einen der Steine heraus zu heben, in welche das Gitter eingelassen war.
Wieder ein Strick oben angebracht und durch die schornsteinförmige Oeffnung hinabgelassen, führte Pet an das Lager des Verwundeten.
Jim hatte sich bereits aufgerichtet und saß auf dem erbärmlichen Lager.
»Pet,« sagte er, als dieser mit den Füßen den Boden erreichte, »ich will Dir nicht danken, weil ich weiß, daß Du das, was Du gethan hast, nicht meinetwegen gethan hättest. Du hast keine Ursache, mir gefällig zu sein, aber Du dienst Miß Esther so gut, wie ich es thue. Ich bin ihr Verbündeter.«
»Du?«
»Ja, ich! Ich habe mich mit ihr verbunden, um Rache an Berckley zu nehmen; sie hat mir die Mittel dazu gegeben. – Du glaubst es nicht? Da, sieh' her!«
Aus seinem Gürtel zog er die Goldrolle und die Kassenanweisungen, welche ihm Esther übergeben hatte.
»Hätte ich wirklich auch den Gedanken fassen wollen, ihr das Geld zu veruntreuen, und sie im Stiche zu lassen, so würde ich nach dem, was ich jetzt erfahren, doch lieber eine Million ausschlagen, als meine Rache aufgeben. Die Nichtswürdigen haben mich ermorden wollen, weil sie fürchteten, daß ich auf mein gutes Recht pochen würde. Du weißt, Pet, daß mein Haß sich nicht von selber legt; wen ich hasse, den verfolge ich auch bis zum Tode!«
»Du wolltest von Miß Esther sprechen.«
»Was ich von mir spreche, gilt auch von ihr; unser Haß trifft denselben Gegenstand und unsere Rache hat dasselbe Ziel. In Deiner Hand steht es, Miß Esther's Rache zu fördern, oder unmöglich zu machen.«
»Wie soll das geschehen?«
»Du mußt mir hinaushelfen Ich muß frei sein, nur für eine Nacht und einen Tag.«
»Du?«
»Ich muß!«
»Aber Du bist ja bis zum Tode krank!«
»Ha!« lachte Jim sarcastisch, »die Henker haben zwar ein Uebriges gethan, weil sie recht gut wissen, wodurch sie sich bei Mr. Berckley insinuiren können, und haben mich arg genug zugerichtet. Aber der Vorsatz, mich zu rächen, hat mich stark gemacht und hätte mich eine noch schlimmere Züchtigung ertragen lassen. Es ist wahr, ich bin entkräftet und zerfleischt, daß ich nicht einmal ein Hemde auf meinem Rücken dulden könnte; aber so schwach, wie ich mich Berckley und dem Haushofmeister gegenüber stellte, bin ich nicht; und wär' ich's! mein Wille würde mir doch Kraft geben, auszuführen, was ich vorhabe.«
»Du willst entlaufen?«
»Nein! Ich will nicht entlaufen Zwei Tage später will ich an derselben Stelle liegen, wo Du mich jetzt findest.«
»Was hast Du vor?«
»Das ist mein Geheimniß, Pet; aber ich schwöre Dir's, daß ich im Interesse Miß Esthers handle.«
»Wenn man Dich aber vermißt während der Zeit?«
»Ich glaube nicht, daß man mich vermißt, Pet; man hat vor, ich weiß es, mich hier krepiren zu lassen, wie einen Hund. Man wird sich vielleicht zwei oder drei Tage nicht um mich kümmern; jedenfalls wird man sich begnügen, mir heute, oder spätestens morgen ein Brod und einen Krug Wasser herzustellen; damit wird man mich liegen lassen, bis man glaubt, daß ich todt sei, und wird vielleicht binnen vier bis fünf Tagen einmal nachsehen, ob man noch nicht die Leiche des Mannes herausschleppen kann, den Berckley fürchtet.«
»Was Du vorhast, ist ein gefährliches Unternehmen, Jim.«
»Ich wage Alles und wage auch mein Leben, um an den Weißen, die unsere Henker sind, meine Rache zu kühlen. Ich habe ihnen gedient, wie ein Lastthier mit übermäßiger Anstrengung meiner Kräfte, um mir ihre Gunst zu erwerben. Ich bin Niggervoigt gewesen, und habe meine eigenen Stammgenossen gefoltert, gepeitscht und gehetzt. Ich hatte nichts davon, als den Haß aller Schwarzen und die Verachtung aller Weißen. Ich that es, um mich den Sclavenzüchtern angenehm zu machen; was habe ich jetzt als Lohn für dies Opfer? – Man will mich ermorden. Was kann ich noch wagen? ... Mögen sie mich zu Tode foltern! Ich werde unter den Qualen der Folter lachen und höhnisch Mr. Berckley zurufen:
»Der Mann, der Dich vernichtete, das war ich!«
Pet hörte mit steigendem Interresse zu und antwortete nach einer Pause:
»Jim, Du weißt, daß ich Dich nicht leiden kann, so wenig, wie irgend ein anderer Nigger; aber jetzt sprichst Du mir so aus dem Herzen, daß ich nicht anders kann, ich muß Dir helfen.
»Du kannst mich hinausbringen und bis an die Petersburger Bahn begleiten?«
»Ich kann es.«
»Es muß noch in dieser Nacht geschehen.«
»Ich will es.«
»Auf welche Weise denkst Du ...«
Jim vollendete nicht; er hörte an der äußern Thür seines Kerkers die Schlüssel rascheln.
»Man kommt! – Fort!«
Pet hatte das Geräusch ebenfalls schon vernommen. Der Strick, durch welchen er hinabgelangt war, mußte ihm behülflich sein, auch wieder durch die röhrenförmige Oeffnung hinaus zu kommen.
In dem viereckigen Raum angelangt, zog er den Strick nach sich, deckte das Gitter wieder über die Oeffnung und legte sein Ohr daran, um zu hören, was im Innern verginge.
Es war bereits Abend geworden, die Zeit des Abendessens für sämmtliche Diener. Der Haushofmeister hatte zu dieser Zeit auch die Anordnung getroffen, dem Gefangenen seine Ration hinunter zu bringen.
»Da, Du Niggervoigt,« hörte Pet den Schwarzen sagen, welcher zu Jim in den Kerker getreten war; »so lange hast Du uns geschunden, den Weißen zu Liebe, und jetzt schinden die Weißen Dich selber. Geschieht Dir Recht!«
Jim gab keine Antwort.
»Bist Du etwa schon krepirt?« fuhr der Schwarze fort, und Pet hörte ein Rascheln im Stroh des Lagers, woraus er schloß, daß der Schwarze den Körper des Verwundeten hin und herbewege, um sich zu überzeugen, ob er schlafe, oder todt sei.
Jim stieß ein klägliches Stöhnen aus.
»Ha!« lachte der Schwarze, »noch bist Du nicht todt; aber von der Mahlzeit, die ich Dir bringe, wirst Du wahrscheinlich nicht viel verzehren. – Da! hier ein Brod und ein paar Quart Wasser. Konntest Deinen Freunden, den Sclavenzüchtern, keinen größeren Gefallen thun, als wenn Du das herrliche Mahl gar nicht anrührtest, sondern so bald, wie möglich, verrecktest.«
Pet hörte ihn wieder die Steinstufen hinaufgehen, die Riegel vor die Eisenthür schieben, den Schlüssel im Schloß umdrehen, und dann war Alles wieder still.
Da auch Pets Herr abwesend war, so war zwar die Gefahr seiner längeren Abwesenheit nicht sehr groß; indessen, da er für Jim für's Erste doch nichts weiter thun konnte, so zog er es vor, den Rückweg in den Park anzutreten.
Durch das Tau, welches noch in den Hof hinabhing, gelangte er auf die Mauer und von dort über den gefährlichen Steg auf die Eiche, und ohne seine Vorrichtungen, da dieselben schwerlich entdeckt werden konnten, zu beseitigen, begab er sich in seine Behausung. – –
Springhill ist derjenige Theil Richmonds, in welchem am wenigsten Verkehr herrscht, da er, wie wir bereits erwähnten, fast durchgängig nur von der Aristokratie bewohnt ist, und am meisten gilt das Gesagte von der Yorktown-Street, in welcher die Paläste der reichsten Leute des Landes belegen waren.
Nur bei außerordentlichen Gelegenheiten, wie etwa bei einem Ritterfeste oder bei einer großen Soiree eines der Sclavenbarone war hier zu später Abendzeit noch Leben zu bemerken.
Sonst herrschte hier gegen Mitternacht die tiefste Ruhe.
Um diese Zeit war es, als Pet aus seiner dürftigen Behausung hervorkroch, sich in dem dichten Schatten des Parkes bis an die Mauer schlich, über welche er die Communication mit dem Gefangenen hergestellt hatte.
Kein Blatt regte sich, kein Lüftchen bewegte sich. Das Zirpen der Grille und das Knistern, das Pet's Klettern den Eichbaum hinauf trotz aller Vorsicht verursachte, waren die einzigen Laute, welche man hörte.
Der beschwerliche Weg von der Eiche bis zur Hofmauer wurde diesmal leichter zurückgelegt, als das erste Mal, da er nunmehr nicht mit der Eisenstange beschwert war. Denn da der Stein einmal los gelöst war, so konnte man ohne Anwendung eines Hebels das Gitter über der Fensteröffnung leicht herausheben. –
Jim erwartete ihn bereits. Das Hemd, welches man bei der Züchtigung von seinen Schultern gezogen und welches an seinem Gürtel gehangen hatte, hatte derselbe trotz der Schmerzen, welche die Reibung auf der wunden Fläche seines Rückens ihm verursache, wieder an, ja sogar noch eine Jacke darüber gezogen.
Pet ließ den Strick hinab durch die Fenster-Oeffnung, und Jim versuchte, sich daran in die Höhe zu ziehen. Aber laut stöhnend mußte er den Versuch aufgeben; die sich straff über seine Wunden spannenden Kleider verursachten ihm Höllenpein.
»Es geht nicht,« knirschte er; »ich habe die Kraft nicht, hinauf zu klimmen.«
»Woran liegt's?« gab Pet flüsternd zurück.
»Die Schmerzen!«
»Warte ein wenig; ich habe gesorgt.«
Nach diesen Worten zog Pet den Strick hinaus, und als er ihn nach einigen Minuten wieder hinabließ, fand Jim eine Flasche daran gebunden. Er kannte den Geruch des Wundbalsams gut genug, um zu wissen, welchen Zweck die Flasche habe. Er versuchte sich selbst damit einzureiben, und so mangelhaft dies auch bewerkstelligt werden konnte, so hatte es doch die Wirkung, die sich verschorfenden Wunden geschmeidig und ihn fähig zu machen, sich an dem Strick empor zu arbeiten.
Nur ein Mann von Jim's Willensenergie und Entschlossenheit war im Stande, die Qualen zu erdulden, welche ihm seine Wunden verursachten bei dem Emporklimmen durch die Fensteröffnung und dem Hinübergleiten über die schwankende Brücke.
Aber er setzte es durch, und nach noch nicht einer halben Stunde stand er im Park unter der Eiche, während Pet beschäftigt war, die Spuren der Flucht durch Herabziehen der gebrauchten Taue zu verbergen.
Eine Stunde nach Mitternacht verließ Jim Richmond.
Der Weg, den er nahm? – – White-House war sein Ziel.