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Also sprach er. Da sank die Sonn', und Dunkel erhob sich. | |
330 | Drauf antwortete Zeus' blauäugichte Tochter Athene:
Wahrlich, o Greis, du hast mit vieler Weisheit geredet. |
335 | Denn schon sinket das Licht in Dämmerung. Länger geziemt sich's Nicht, am Mahle der Götter zu sitzen, sondern zu gehen. Also die Tochter Zeus', und jene gehorchten der Rede. |
340 | Teilten dann rechts herum die vollgegossenen Becher. Und sie verbrannten die Zungen, und opferten stehend des Weines. Als sie ihr Opfer vollbracht, und nach Verlangen getrunken, Machte Athene sich auf und Telemachos, göttlich von Bildung, Wieder von dannen zu gehn zu ihrem geräumigen Schiffe. |
345 | Aber Nestor verbot es mit diesen strafenden Worten:
Zeus verhüte doch dieses und alle unsterblichen Götter, |
350 | Für sich selber zum Lager, und für besuchende Freunde! Aber ich habe genug der Mäntel und prächtigen Decken! Wahrlich nimmer gestatt' ich des großen Mannes Odysseus' Sohne, auf dem Verdeck des Schiffes zu ruhen, so lang' ich Lebe! Und dann auch werden noch Kinder bleiben im Hause, |
355 | Einen Gast zu bewirten, der meine Wohnung besuchet!
Drauf antwortete Zeus' blauäugichte Tochter Athene: |
360 | Dort zu ruhn. Allein ich muß zum schwärzlichen Schiffe Gehen, unsere Freunde zu stärken, und alles zu ordnen. Denn von allen im Schiffe bin ich der einzige Alte; Jünglinge sind die andern, die uns aus Liebe begleiten, Allesamt von des edlen Telemachos blühendem Alter. |
365 | Allda will ich die Nacht am schwarzen gebogenen Schiffe Ruhn, und morgen früh zu den großgesinnten Kaukonen Gehen, daß ich die Schuld, die weder neu noch gering ist, Mir einfodre. Doch diesen, den Gastfreund deines Palastes, Send' im Wagen gen Sparta, vom Sohne begleitet, und gib ihm |
370 | Zum Gespanne die schnellsten und unermüdlichsten Rosse.
Also redete Zeus' blauäugichte Tochter, und schwebte, |
375 |
Lieber, ich hoffe, du wirst nicht feige werden noch kraftlos; |
380 | Herrscherin, sei uns gnädig, und krön' uns mit glänzendem Ruhme, Mich und meine Kinder, und meine teure Genossin! Dir will ich opfern ein jähriges Rind, breitstirnig und fehllos, Unbezwungen vom Stier, und nie zum Joche gebändigt: Dieses will ich dir opfern, mit Gold die Hörner umzogen! |
385 |
Also sprach er flehend; ihn hörete Pallas Athene. |
390 | Und den Kommenden mischte der Greis von neuem im Kelche Süßen balsamischen Wein; im elften Jahre des Alters Wählte die Schaffnerin ihn, und löste den spündenden Deckel. Diesen mischte der Greis und flehete, opfernd des Trankes, Viel zu der Tochter des Gottes mit wetterleuchtendem Schilde. |
395 | Als sie ihr Opfer vollbracht, und nach Verlangen getrunken, Gingen sie alle heim, der süßen Ruhe zu pflegen. Aber Telemachos hieß der Rossebändiger Nestor Dort im Palaste ruhn, den Sohn des edlen Odysseus, Unter der tönenden Hall', im schöngebildeten Bette. |
400 | Neben ihm ruhte der Held Peisistratos, welcher allein noch Unvermählt von den Söhnen in Nestors Hause zurückblieb. Aber er selber schlief im Innern des hohen Palastes, Und die Königin schmückte das Eh'bett ihres Gemahles. Als nun die dämmernde Frühe mit Rosenfingern erwachte, |
405 | Da erhub sich vom Lager der Rossebändiger Nestor, Ging hinaus, und setzte sich auf gehauene Steine, Vor der hohen Pforte des schöngebauten Palastes, Weiß und glänzend wie Öl. Auf diesen pflegte vor alters Neleus sich hinzusetzen, an Rat den Unsterblichen ähnlich. |
410 | Aber er war schon tot und in der Schatten Behausung. Nun saß Nestor darauf, der gerenische Hüter der Griechen, Seinen Stab in der Hand. Da sammelten sich um den Vater Eilend aus den Gemächern, Echephron, Stratios, Perseus, Und Aretos der Held, und der göttliche Thrasymedes. |
415 | Auch der sechste der Brüder Peisistratos eilte zu Nestor. Und sie setzten den schönen Telemachos neben den Vater. Unter ihnen begann der Rossebändiger Nestor: Hurtig, geliebteste Kinder, erfüllt mir dieses Verlangen, |
420 | Welche mir sichtbar erschien am festlichen Mahle Poseidons! Gehe denn einer aufs Feld, damit in Eile zum Opfer Komme die Kuh, geführt vom Hirten der weidenden Rinder. Einer gehe hinab zu des edlen Telemachos' Schiffe, Seine Gefährten zu rufen, und lasse nur zween zur Bewahrung. |
425 | Einer heiße hieher den Meister in Golde Laerkes Kommen, daß er mit Gold des Rindes Hörner umziehe. Aber ihr übrigen bleibt hier allesamt, und gebietet Drinnen im hohen Palaste den Mägden, ein Mahl zu bereiten, Und uns Sessel und Holz und frisches Wasser zu bringen. |
430 |
Also sprach er, und emsig enteilten sie alle. Die Kuh kam |
435 | Auszubilden das Gold. Es kam auch Pallas Athene Zu der heiligen Feier. Der Rossebändiger Nestor Gab ihm Gold; und der Meister umzog die Hörner des Rindes Künstlich, daß sich die Göttin am prangenden Opfer erfreute. Stratios führte die Kuh am Horn und der edle Echephron. |
440 | Aber Aretos trug im blumigen Becken das Wasser Aus der Kammer hervor, ein Körbchen voll heiliger Gerste In der Linken. Es stand der kriegrische Thrasymedes, Eine geschliffene Axt in der Hand, die Kuh zu erschlagen. Perseus hielt ein Gefäß, das Blut zu empfangen. Der Vater |
445 | Wusch zuerst sich die Händ', und streute die heilige Gerste, Flehte dann viel zu Athenen; und warf in die Flamme das Stirnhaar. Als sie jetzo gefleht und die heilige Gerste gestreuet, |
450 | Stürzte die Kuh in den Sand. Und jammernd beteten jetzo Alle Töchter und Schnür' und die ehrenvolle Gemahlin Nestors, Eurydike, die erste von Klymenos Töchtern. Aber die Männer beugten das Haupt der Kuh von der Erde Auf; da schlachtete sie Peisistratos, Führer der Menschen. |
455 | Schwarz entströmte das Blut, und der Geist verließ die Gebeine. Jene zerhauten das Opfer, und schnitten, nach dem Gebrauche, Eilig die Lenden aus, umwickelten diese mit Fette, Und bedeckten sie drauf mit blutigen Stücken der Glieder, Und sie verbrannte der Greis auf dem Scheitholz, sprengte darüber |
460 | Dunkeln Wein; und die Jüngling' umstanden ihn mit dem Fünfzack. Als sie die Lenden verbrannt, und die Eingeweide gekostet, Schnitten sie auch das übrige klein, und steckten's an Spieße, Drehten die spitzigen Spieß' in der Hand, und brieten's mit Vorsicht. Aber den blühenden Jüngling Telemachos badet' indessen |
465 | Polykaste die Schöne, die jüngste Tochter des Nestor. Als sie ihn jetzo gebadet, und drauf mit Öle gesalbet, Da umhüllte sie ihm den prächtigen Mantel und Leibrock. Und er stieg aus dem Bad', an Gestalt den Unsterblichen ähnlich, Ging und setzte sich hin bei Nestor, dem Hirten der Völker. |
470 |
Als sie das Fleisch nun gebraten, und von den Spießen gezogen, |
475 |
Eilt, geliebteste Kinder, und bringt schönmähnichte Rosse; Also sprach er; ihn hörten die Söhne mit Fleiß, und gehorchten. |
480 | Brot und feurigen Wein und göttlicher Könige Speisen. Und Telemachos stieg auf den künstlichgebildeten Wagen. Nestors mutiger Sohn Peisistratos, Führer der Menschen, Setzte sich neben ihn, und hielt in den Händen die Zügel; Treibend schwang er die Geißel, und willig enteilten die Rosse |
485 | In das Gefild', und verließen die hochgebauete Pylos. Also schüttelten sie bis zum Abend das Joch an den Nacken. Und die Sonne sank, und Dunkel umhüllte die Pfade. |
490 | Ruhten bei ihm die Nacht, und wurden freundlich bewirtet.
Als die dämmernde Frühe mit Rosenfingern erwachte, |
495 | Und durchliefen behende die Weizenfelder, und jetzo War die Reise vollbracht: so flogen die hurtigen Rosse. Und die Sonne sank, und Dunkel umhüllte die Pfade. |