Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++
Und der verständige Greis Laertes sagte dagegen: | |
375 | Wollte doch Vater Zeus, Athene und Phöbos Apollon, Daß ich so, wie ich einst, am Vorgebirge der Feste, Nerikos' Mauern erstieg, die Kephallenier führend; Daß ich in jener Gestalt dir gestern in unserm Palaste, Um die Schultern gepanzert, zur Seite hätte gestritten |
380 | Gegen der Freier Schar! Dann hätt' ich ihrer wohl manchen Hingestreckt in den Saal, und dein Herz im Busen erfreuet! Also besprachen diese sich jetzo untereinander. |
385 | Und erhoben die Hände zum Essen. Siehe da nahte Dolios sich, der Greis, und Dolios' Söhne: sie kamen Müde vom Felde zurück; denn die Mutter hatte sie selber Heimgeholt, die alte Sikelerin, die sie erzogen, Und sorgfältig des Greises in seinem Alter sich annahm. |
390 | Diese, sobald sie Odysseus sahn und im Herzen erkannten, Standen still an der Schwell', und stauneten. Aber Odysseus Wandte sich gegen den Greis mit diesen freundlichen Worten: Setze dich, Alter, zu Tisch, und sehet mich nicht so erstaunt an: |
395 | Hier im Saale geharrt, und euch beständig erwartet.
Also sprach er. Da lief mit ausgebreiteten Armen Lieber, kommst du nun endlich nach unserem herzlichen Wunsche. |
400 | Aber ohn' alles Vermuten, und führten dich Götter zur Heimat; Nun so wünsch' ich dir Freude, Gesundheit und Segen der Götter! Aber sage mir doch aufrichtig, damit ich es wisse: Weiß es deine Gemahlin, die kluge Penelopeia, Daß du zu Hause bist? oder sollen wir's eilig verkünden? |
405 |
Ihm antwortete drauf der erfindungsreiche Odysseus: Also sprach er, und setzte sich hin auf den zierlichen Sessel. |
410 | Setzten sich dann nach der Reihe bei Dolios, ihrem Vater. Also waren sie hier mit dem fröhlichen Schmause beschäftigt. Aber Ossa, die schnelle Verkünderin, eilete ringsum |
415 | Lautwehklagend und lärmend, sich vor dem Palaste des Königs, Trugen die Toten hinaus, und bestatteten jeder den Seinen; Aber die andern, die rings von den Inseln waren gekommen, Legten sie heimzufahren in schnelle Kähne der Fischer. Und nun eilten sie alle zum Markte mit großer Betrübnis. |
420 | Als die Versammelten jetzt in geschlossener Reihe sich drängten; Da erhub sich der Held Eupeithes vor den Achaiern, Der mit unendlichem Schmerz um den toten Antinoos traurte, Seinen Sohn, den zuerst der edle Odysseus getötet; Weinend erhub sich dieser, und redete vor der Versammlung: |
425 |
Freunde, wahrlich ein Großes bereitete jener den Griechen! |
430 | Oder die heilige Elis, die von den Epeiern beherrscht wird; Eilet ihm nach! Sonst werden wir nimmer das Antlitz erheben; Schande brächt' es ja uns, und noch bei den spätesten Enkeln, Wenn wir die Mörder nicht straften, die unsere Kinder und Brüder Töteten! Ha! ich könnte nicht länger mit fröhlichem Herzen |
435 | Leben! mich förderte bald der Tod in die Schattenbehausung! Auf denn, und eilt; damit sie uns nicht zu Wasser entfliehen! Weinend sprach er's, und rührte die ganze Versammlung zum Mitleid. |
440 | Und sie traten beid' in die Mitte des staunenden Volkes. Und nun sprach zur Versammlung der gute verständige Medon. Hörer mich an, ihr Männer von Ithaka! Wahrlich, Odysseus |
445 | Immer zur Seite stand, in Mentors Bildung gehüllet. Dieser unsterbliche Gott beseelete jetzo den König, Vor ihm stehend, mit Mut, und jetzo stürmt' er vertilgend Unter die Freier im Saal; und Haufen sanken bei Haufen. Als er es sprach, da ergriff sie alle bleiches Entsetzen. |
450 | Unter ihnen begann der graue Held Halitherses, Mastors Sohn, der allein Zukunft und Vergangenes wahrnahm; Dieser erhub im Volke die Stimme der Weisheit, und sagte: Höret mich an, ihr Männer von Ithaka, was ich euch sage! |
455 | Denn ihr gehorchtet mir nicht, noch Mentor dem Hirten der Völker, Daß ihr eurer Söhn' unbändige Herzen bezähmtet, Welche mit Unverstand die entsetzlichen Greuel verübten, Da sie die Güter verschwelgten, und selbst die Gemahlin entehrten Jenes trefflichen Manns, und wähnten, er kehre nicht wieder. |
460 | Nun ist dieses mein Rat; gehorcht mir, wie ich euch sage: Eilt ihm nicht nach, daß keiner sich selbst das Verderben bereite! Also sprach er. Da stunden die Griechen mit lautem Geschrei auf, |
465 | Folgten. Sie eilten darauf zu ihrer ehernen Rüstung. Und nachdem sie sich alle mit blinkendem Erze gepanzert, Kamen sie vor der Stadt im weiten Gefilde zusammen. Und sie führte Eupeithes, der Törichte! denn er gedachte Seines Antinoos' Tod zu rächen; aber ihm war nicht |
470 | Heimzukehren bestimmt, sein harrte des Todes Verhängnis. Aber Athene sprach zum Donnerer Zeus Kronion: Unser Vater Kronion, der herrschenden Könige Herrscher, |
475 | Senden? oder beschließest du Freundschaft unter dem Volke?
Ihr antwortete drauf der Wolkenversammler Kronion: |
480 | Tue, wie dir's gefällt; doch will ich das Beste dir sagen. Da der edle Odysseus die Freier jetzo bestraft hat, Werde das Bündnis erneut: er bleib' in Ithaka König; Und wir wollen dem Volke der Söhn' und Brüder Ermordung Aus dem Gedächtnis vertilgen; und beide lieben einander |
485 | Künftig wie vor, und Fried' und Reichtum blühen im Lande!
Also sprach er, und reizte die schon verlangende Göttin: Jene hatten sich nun mit lieblicher Speise gesättigt. |
490 |
Gehe doch einer, und seh, ob unsere Feinde schon annahn. Nahe sind sie uns schon; wir müssen uns eilig bewaffnen! |
495 | Also rief er; da sprangen sie auf, und ergriffen die Rüstung: Vier war Odysseus' Zahl, und sechs von Dolios' Söhnen. Auch der alte Laertes und Dolios legten die Rüstung An, so grau sie auch waren, durch Not gezwungene Krieger! Und nachdem sie sich alle mit blinkendem Erze gerüstet; |
500 | Öffneten sie die Pforte, und gingen, geführt von Odysseus.
Jetzo nahte sich Zeus' blauäugichte Tochter Athene, |
505 |
Jetzo wirst du doch sorgen, Telemachos, wenn du dahin kommst: Und der verständige Jüngling Telemachos sagte dagegen: |
510 | Sehen wirst du es selbst, mein Vater, wenn du es wünschest: Daß dies Herz dein Geschlecht nicht schändet! Wie kannst du das sagen? Also sprach er; da rief mit herzlicher Freude Laertes: |
515 |
Siehe da nahte sich Zeus' blauäugichte Tochter, und sagte: Also sprach die Göttin, und haucht' ihm unsterblichen Mut ein. |
520 | Eilend flehte der Greis zur Tochter des großen Kronions, Schwung dann mutig, und warf die weithinschattende Lanze. Und er traf Eupeithes am ehernwangichten Helme, Und den weichenden Helm durchdrang die stürmende Lanze: Tönend sank er dahin, von der ehernen Rüstung umrasselt. |
525 | Aber Odysseus fiel und Telemachos unter die Feinde, Hauten und stachen mit Schwertern und langgeschafteten Spießen. Und nun hätten sie alle vertilgt und zu Boden gestürzet; Aber die Tochter des Gottes mit wetterleuchtendem Schilde, Pallas Athene rief, und hemmte die streitenden Scharen: |
530 |
Ruht, ihr Ithaker, ruht vom unglückseligen Kriege! Also rief die Göttin; da faßte sie bleiches Entsetzen: |
535 | Und sie wandten sich fliehend zur Stadt, ihr Leben zu retten. Aber fürchterlich schrie der herrliche Dulder Odysseus, Und verfolgte sie rasch, wie ein hochherfliegender Adler. Und nun sandte Kronion den flammenden Strahl vom Olympos, Dieser fiel vor Athene, der Tochter des schrecklichen Vaters. |
540 | Und zu Odysseus sprach die heilige Göttin Athene:
Edler Laertiad', erfindungsreicher Odysseus, Also sprach sie, und freudig gehorcht' Odysseus der Göttin. |
545 | Zwischen ihm und dem Volk erneuete jetzo das Bündnis Pallas Athene, die Tochter des wetterleuchtenden Gottes, Mentorn gleich in allem, sowohl an Gestalt wie an Stimme. |