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Von hoher, steiler Felsenzinke
In's weite Land hinauszuspäh'n;
So sehr ich liebevoll auch winke,
Von keinem Wanderer geseh'n;
So sehr ich laut und lauter rufe,
Stets überschallt von neck'schen Winden,
Und überall mir jede Stufe
Zu Sterblichen versperrt zu finden:
Das ist mein Los seit manchen Tagen,
Wo mir das lichte Geisterreich
Kein Labsal bot für meine Klagen,
An denen, ach! mein Herz so reich.
Zu Menschen fühlt sich hingezogen
Die Letzte auf dem Geisterthron,
Erhaben über Unglückswogen
Und Tod, der Staubgebor'nen Lohn.
Hier weh'n des Winters strenge Lüfte
Und einsam schlägt und fühlt mein Herz –
Tief unter mir im Schooß der Klüfte
Bewegt sich frohe Lust und Scherz
In sorgenlosem Glanz und Schimmer.
Doch einsam hebt sich meine Brust,
Und auf dem Geisterthrone nimmer
Labt mich der Unterthanen Lust.
Mein Herz kann an kein and'res schlagen,
Von süßer Liebesgluth erwärmt;
Denn um sich meinem gleich zu wagen,
Das sich mit Liebessehnsucht härmt,
Fehlt meinem Chor der Unterthanen,
An inn'rem Werth mir gleich zu sein.
Und spähe ich auf allen Bahnen –
Ich bin allein, allein, allein!
Den Sternenhöh'n entgegensenden
Will ich der Lippen heißes Fleh'n,
Es möge gut sich, böse wenden;
Schon lange ist der Riß gescheh'n,
Der von der Geisterwelt mich trennet.
Zu Menschen zieht ein mächt'ger Drang
Mich hin, der in der Seele brennet,
Mich ruft ein liebevoller Klang.
Aus fleißbewohnten, heit'ren Hütten
Ringt sich empor des Herdes Rauch;
Der lust'gen Kinderschaar inmitten
Freut Vater sich und Mutter auch,
Und Alles schafft und webt und strebet.
In Lust und Arbeit flieht die Zeit,
Weil Alle nur ein Band umwebet
Von liebender Glückseligkeit.
Gehabt euch wohl, ihr Bergesriesen,
So lebe wohl, du Geisterschaar;
Hinunter zu des Thales Wiesen,
Zu guter Menschen froher Schaar
Tragt mich, ihr schicksalsschweren Schritte,
Umschlinge du mich, Liebesglück,
Da ich mich beug' der Menschen Sitte
So wie dem menschlichen Geschick.