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Vor einer schmutz'gen Trödlerbude
Steht müßig eine Gafferschaar.
Aufmunternd winkt der Trödeljude
Und bietet seinen Krimskram dar.
Dolchmesser, Säbel und Pistolen,
Goldringe hier in langer Zeil',
Filzhüte, Schuh' mit schlechten Sohlen
Und manchen Plunder hat er feil.
Auch Bilder sieht man pomphaft prangen
Mit hellen Farben, grell und roth.
Ein einz'ges – abseits aufgehangen –
Scheint staubzerfressen, matt und todt.
Und doch zu diesem hingewendet,
Ein altes Männlein steht und starrt,
Die Taschen hat es umgewendet
Und alles Geld zusamm'gescharrt.
»Das Bild ist mein!« hört man ihn sprechen
Zum Händler, der geschäftsbereit;
In Lachen aber ringsum brechen
Die Leute aus vor Heiterkeit.
Man wünscht ihm Glück zu seinem Kaufe –
Wohl sei's ein rechtes Meisterstück.
Im Spotte übt sich so der Haufe,
Doch er spricht mit erfreutem Blick:
»Dies Bild ist alt wohl und voll Schimmel,
Gemalt hat es kein Tizian,
Und doch lacht mich ein ganzer Himmel
Aus den verblaßten Farben an.
Dies Auge, klar einst, jetzt so trübe,
War stets nur für mein Wohl bedacht,
Und sorgenschwer, voll treuer Liebe,
Hat's oft an meinem Bett gewacht.
Wie sanft war dieses Mundes Sprache,
Der früh mich beten hat gelehrt;
Wie oft im Leid und Ungemache
Hat er mir Trost und Rath bescheert.
Umwölkt war diese Stirn von Kummer,
Wenn ich gewankt auf meiner Bahn,
Doch süß umhüllte sie der Schlummer,
Wenn redlich ich mein Werk gethan.
Das Bildnis, um es kurz zu sagen,
Ist meiner theuren Mutter Bild;
Wie sie in früher Kindheit Tagen,
So sieht's mich herzlich an und mild.
Es wurde fühllos weggepfändet,
Als sie in Noth und Armuth starb.
Mein Alles hab' ich jetzt gespendet,
Daß ich zurück es mir erwarb.
Gebt mir, von ersten Künstlernamen
Herstammend, eine Gallerie,
Nicht tauschte hier im schlechten Rahmen
Ich dieses schlechte Bild für sie.
Fürwahr, wohnt' ich in gold'ner Halle,
Ich hing' es an den Ehrenplatz!« –
Er spricht – gerührt umsteh'n ihn Alle –
Und fort eilt er mit seinem Schatz.