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Auf hoher Bergeszinne im Abendsonnenstrahl,
Da saßen zwei der Freunde beim funkelnden Pokal.
Es rauschten dumpf die Wogen hinauf zum Felsenhort,
Und dumpf wie ihr Gebrause erklang des Ersten Wort.
»Der Strom ist mir des Strebens und des Versiegens Bild;
Er stirbt im öden Sande und rauscht doch hier so wild.
Vom Eispalast entsprossen, aus stolzer Herrlichkeit
Schleppt müd' er sich an's Ende in dürft'gem Bettlerkleid.«
Der And're d'rauf mit Lächeln: »Der Meinung bin ich nicht.
Mir malt des Meeres Zauber ein leuchtendes Gesicht,
Ich sehe stolze Städte, des Hafens bunte Pracht,
Mich grüßen frohe Segel mit kostbar edler Fracht.«
»Ich weiß« – versetzt der Erste – »Du bist des Glückes Sohn
Und malst mit heit'rem Pinsel in rosafarb'nem Ton.
Wo ich das Dunkle tadle, bejubelst Du den Tag,
Wo wund mich Dornen ritzen, sproßt Dir ein Blüthenhag.
Mir dünkt die ferne Zukunft wie dieses Flusses Lauf –
In trostlos öder Fläche hört alles Leben auf;
Die Burgen sind verschwunden, das Bergland blieb zurück,
So weit es von der Quelle, so fern ist auch das Glück.«
Des Andern Gegenrede mit Worten, wohl bedacht:
»Es stimmt nicht ganz, mein Lieber, was Du hast vorgebracht.
Du bist zu sehr verblendet von Schmerz und Leidenschaft,
Sonst müßtest Du erkennen des Geistes Wunderkraft.
Mir schwirrt ein gold'nes Märchen gar freundlich durch den Sinn:
Es ruht im Schooß der Zeiten ein strahlender Rubin;
Die Welt verschwimmt in Dämm'rung, so lange eben nicht
Der Zukunft rüst'ger Hammer die dunkle Rinde bricht.«
»Du hältst mit treuer Liebe Vergangenheit umfaßt,
Mir ist aus tiefster Seele die Zeit des Wahns verhaßt.
Vom gold'nen Zeitenalter, ah! Lüge ist der Schwank,
Einst wird es golden, wenn wir von Aberglauben frank.«
»D'rum, grämen mich die Flecken am Kleid der Gegenwart,
So macht voraus in's Blaue die Hoffnung eine Fahrt.
Der Zukunft einen Becher! Ihr weih' ich diesen Trank!« –
Der And're grollt: »Ich meinen, was hinter uns versank.«
Und wogte hin und wider auch fort die Redeschlacht,
Von seiner Weise würde doch Keiner abgebracht.
Aufjubelnd schwingt den Becher des Einen frohe Hand,
Der And're aber opfernd gießt aus ihn in den Sand.