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Wer priese nicht der Jugend gebenedeite Zeit,
Wer wünschte nicht zurück sich ihr gold'nes Flügelkleid,
Die ungetrübten Freuden, den frohen Kindersinn,
Die ihrer frommen Unschuld glückseliger Gewinn!
Dem Alter reift Erfahrung – meist eine schlimme Frucht –
Die all' die schönen Blüthen zerjagt in wilder Flucht,
An denen sich die Hoffnung der Jugend froh entzückt,
Mit denen ihre Sehnsucht die ferne Zukunft schmückt.
Wohl häuft die Weisheit Schätze reich auf des Alters Haupt,
Doch reicher ist die Jugend, die, was sie wünscht, auch glaubt.
Die in dem Schacht des Busens Begeist'rung hegt und pflegt,
Wo Kränze bloß das Alter auf Aschenkrüge legt.
Ragt hoch und weit das Alter, ehrwürdig wie ein Dom,
So gleicht die Kraft der Jugend dem ungehemmten Strom.
Viel trägt und stützt des Mannes geduldgewohnte Kraft;
Die Jugend aber regt sich, bewegt und treibt und schafft.
Ich preise laut vor Allem sie um das eine Gut,
Um der Begeist'rung Flamme, die ideale Glut,
Die mit der Schönheit Zauber des Strebens Ziel verklärt
Und selbst des Alters Kälte in Jugendfeuer kehrt.
Sie ist des jungen Herzens kostbarstes Eigenthum,
Die Quelle seiner Wonnen, sein höchster Stolz und Ruhm:
Wer glücklich durch das Leben sich rettet ihren Schwung,
Bleibt selbst mit grauem Scheitel im Herzen frisch und jung.