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In einem Städtlein zwischen Friedrichshafen und Mergentheim, welches ich wohl nennen könnte, wenn alle Leute einen gutgemeinten Spaß verstehen würden, da ist vor Zeiten einmal ein echter und gerechter Schwabenstreich passiert, und dieser ist es wert, aufgezeichnet und der Nachwelt überliefert zu werden. Um das bewußte Städtlein her ward einst eine Treibjagd abgehalten. Als die Mittagszeit kam, war man eben im östlichen Jagdbezirke fertig geworden. Nun ging's in den westlichen, und die Jäger marschierten durch das Städtlein. Da kamen sie an einem Wirtshause vorüber, und einer von ihnen machte den Vorschlag, sie könnten sich auch bis zum Abend in diesem Wirtshause einen Hasen fertig braten lassen. Gedacht, getan. Sie gingen hinein in das Haus, »wo unser Herrgott einen Arm herausstreckt«, und zechten. Und ehe sie wieder weiter gingen, übergaben sie der Frau Wirtin einen Hasen zum Braten. Am Abend, sagten sie, wenn die Jagd vorüber ist, wollen wir wieder kommen und einen fröhlichen Jagdschmaus halten. Hernach gingen sie weiter und ihrem Weidwerk nach. Und nach etlichen Stunden, als bereits die Dämmerung hereinfiel und die Jagd geschlossen werden mußte, kamen die Jäger wieder zurück in das Städtchen und gingen nun in das bewußte Wirtshaus. Sie freuten sich alle auf den Hasenpfeffer, den die Wirtin ja nun fertig haben mußte. Aber diesmal hatten die Jäger die Rechnung ohne die Wirtin gemacht. Nicht nur, daß noch gar kein Gedeck zum Hasenessen bereit lag, das wäre das wenigste gewesen; aber es kam auch kein Mensch zu ihnen in die Wirtsstube herein. Da riefen die Jäger ins Haus hinaus: »Den Hasen rei!« Aber er kam nicht, und die Wirtin kam auch nicht, und niemand ließ sich blicken. Und als nun die Jäger in die Küche hinausgingen, was mußten sie da sehen und hören? Da saß die Frau Wirtin auf einem Schemel, den Hasen auf dem Schoße und zerste: »Schon vier Stond sitz i do und rupf am Hase rom und hente und vorne ischt koi fertig werre, so e Viech hot halt luedersmäßig viel Hor am Leib. Und i pfeif drauf; do, machet's selber voll fertig.« Damit warf sie den Hasen in eine Ecke der Küche. Die Jägersleute aber, als sie gehört hatten, daß die Wirtin den Hasen rupfen wollte, wie man eine Gans oder eine Ente vor dem Braten rupft, mußten lachen, und alle, die diese Geschichte hörten, mußten lachen, und das ganze Schwabenland lachte mit. Nur mir allein wird bald das Lachen vergehen; denn ich sehe es jetzt schon im Geiste voraus, daß die Bürger desselbigen Städtleins nach mir fahnden werden, und wenn sie mich erwischt haben, werden sie sich überzeugen wollen, ob ich keine Hasenlöffel habe und keine Hasenhaare zum Rupfen – die lieben Hasenropfer!
(C. Schnerring-Kirchheim u. T.)