Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Zweites Kapitel.

Glücklich der Mann, der ohne Sorg' und Kampf,
In seidnem oder ledernem Beutel wahrt
Einen blanken Schilling.

Der blanke Schilling.

Und warum sollten sie sich müh'n mit Denken?
Gehorche ja blind das unbesonnene Volk,
Die Müh, die Armuth lassen sie dahinten,
Und rennen da und dort hinaus, das Glück zu finden.

West's Erziehung.

Armer Junge! Eure Geschichte interessirt mich, die Ereignisse sind romantisch, aber die Moral ist praktisch, alt, ewig – das Leben, Junge, das Leben. Armuth an und für sich ist kein so arger Fluch; das heißt, wenn sie nicht bis zum Verhungern geht, und Leidenschaft für sich allein ist etwas Nobles, Freund; aber Armuth und Leidenschaft mit einander – Armuth und Gefühl – Armuth und Stolz – die Armuth nicht der Geburt sondern des Unglücks; wenn der Mann, der Einen aus dem bequemen Lehnstuhl vertreibt, mit jeder Wendung, mit der er sich behaglicher zurecht setzt, Einem einen Fußtritt gibt– ha! daran ist nichts Romantisches – da ist hartes Alltagsleben, Freund! Gut, gut! Also auf Eures Bruders Brief hin überließet Ihr Euch dem Burschen, Smith.«

»Nein; ich gab ihm mein Geld, nicht meine Seele. Ich wandte mich von seiner Thüre mit einigen Schillingen, die er mir selbst zuwarf, und wanderte – ich fragte selbst nicht wohin – aus der Stadt aufs Feld hinaus, bis die Nacht kam, und da, gerade als ich plötzlich auf die Landstraße kam, viele Meilen weit entfernt, stieg der Mond auf, und ich sah auf der Seite am Gehege etwas, das einem Leichnam glich; es war ein alter Bettler, in dem letzten Stadium der Zerlumptheit, der Krankheit, des Hungers. Er hatte sich hingelegt, um zu sterben. Ich theilte mit ihm, was ich hatte und half ihm zu einer kleinen Herberge. Als er über die Schwelle trat, wandte er sich um und segnete mich. Wißt Ihr wohl, in dem Augenblick, wo ich diesen Segen hörte, schien ein Stein von meinem Herzen weggewälzt. Ich sagte bei mir selbst: Ha! also auch, ich kann noch Jemandem hülfreich seyn! und ich bin besser daran, als dieser alte Mann, denn ich habe Gesundheit und Jugend! Wie diese Gedanken in mir aufstiegen, da wurden meine Glieder, die zuvor schwer gewesen vor Erschöpfung, wieder leicht: eine wunderbare Aufregung bemächtigte sich meiner. Ich lief lustig fort unter dem Mondlicht, das über der rauhen, breiten Straße lächelte. Es war mir zu Muth, als ob kein Haus, kein Pallast sogar groß genug für mich wäre in dieser Nacht, und als ich endlich ermüdet in einen Wald schlüpfte und mich zum Schlafen niederlegte, murmelte ich noch vor mich hin: Ich habe ja Gesundheit und Jugend! Aber am Morgen, als ich aufstand, streckte ich meine Arme aus und vermißte meinen Bruder. Nach zwei oder drei Tagen fand ich ein Unterkommen bei einem Pächter; aber wir bekamen Streit nach wenigen Wochen; einmal hatte er Lust, mich zu schlagen, und wie dem nun sey, ich konnte arbeiten, aber nicht dienen. Der Winter hatte begonnen, als wir schieden. – Oh! welch ein Winter! Da – da erfuhr ich, was es heißt, heimathlos seyn. Wie ich da einige Monat lebte – wenn man es Leben nennen kann – wäre für Euch peinlich zu hören und für mich demüthigend zu erzählen. Endlich fand ich mich wieder in London, und eines Abends, vor nicht sehr vielen Tagen, entschloß ich mich zuletzt – denn nichts Anderes schien mir übrig zu bleiben, und ich hatte in zwei Tagen keine Nahrung berührt – zu Euch zu gehen.«

»Und warum fiel Euch das nie früher ein?«

»Weil,« sagte Philipp mit tiefem Erröthen, »weil ich zitterte bei dem Gedanken, welche Macht über meine Gedanken und meine Zukunft ich einem Mann einzuräumen im Begriff stand, den ich als Wohlthäter segnen, aber dem ich als Führer mißtrauen mußte.«

»Gut,« sagte Love oder Gawtrey mit einer eigenen Mischung von Ironie und Mitleid in seinem Ton, »und also der Hunger war es, vor dem Euch am Ende noch mehr bange ward als vor mir?«

»Vielleicht der Hunger, vielleicht auch die Gedanken, die aus dem Hunger entspringen. Ich hatte, wie gesagt, zwei Tage keine Nahrung berührt, und ich stand auf der Brücke, wo man auf der einen Seite den Palast eines Kirchenhaupts sieht, auf der andern die Abtei, worin die Männer begraben liegen, von denen ich in der Geschichte las. Es war ein kalter, frostiger Abend und der Fluß unten glänzte im Widerschein der Lampen und Sterne. Ich lehnte mich, schwach und matt, an die Brückenmauer; und in einer der Bogenvertiefungen neben mir streckte ein Krüppel die Hand nach Penny's aus. Ich beneidete ihn! – er hatte einen Lebensberuf; – er war daran gewohnt, vielleicht dazu auferzogen; – er wußte Nichts von Schaam. Vermöge eines plötzlichen halb unbewußten Entschlusses wandte auch ich mich plötzlich um, streckte meine Hand dem ersten Vorbeigehenden hin, und fuhr erschrocken zurück über den gellenden Ton meiner eignen Stimme, als sie rief: »Seyd so barmherzig!«

Gawtrey warf noch ein Scheit ins Feuer, sah sich vergnügt in dem behaglichen Zimmer um und rieb sich die Hände.

Der junge Mann fuhr fort:

»›Ihr solltet Euch schämen. – Ich habe große Lust, Euch der Polizei zu übergeben,‹ war die Antwort in scharfem und grobem Tone. Ich schaute auf und sah die Livreen, welche meines Vaters Bedienten getragen. Also hatte ich um mein Brod gebettelt bei Robert Beauforts Lakaien! Ich sagte Nichts; der Mensch ging auf den Zehenspitzen einem Geschäft nach, damit der Koth seine Schuhe nicht über die Sohlen beschmutze. Da erfaßten mich Gedanken – so schwarz, daß sie jeden Stern am Himmel auszulöschen schienen, Gedanken, gegen die ich oft gekämpft, aber denen ich mich jetzt mit einer Art wahnsinniger Freude ergab; – und ich erinnerte mich an Euch. Ich hatte die Adresse, die Ihr mir übergeben, bewahrt; ich ging gerade auf das Haus zu. Euer Freund nahm mich, als ich Euch nannte, freundlich und ohne weitere Fragen auf, setzte mir Speise vor, drängte mir Kleider und Geld auf– verschaffte mir einen Paß – gab mir Eure Adresse – und nun bin ich unter Eurem Dach. Gawtrey, ich kenne von der Welt noch Nichts als die dunkle Seite. Ich weiß nicht, was ich von Euch zu denken habe, – aber da Ihr allein gütig gegen mich gewesen, so es ist mehr Eure Güte als Eure Hülfe, an die ich mich jetzt wende – Eure freundlichen Worte und freundlichen Mienen – aber doch –« er stockte und athmete schwer.

»Doch möchtet Ihr Mehr von mir wissen. Wahrhaftig, mein Junge, ich kann Euch in diesem Augenblick nicht Mehr sagen. Ich glaube, aufrichtig gesprochen, ich lebe nicht ganz genau innerhalb der Grenzlinien des Gesetzes. Aber ich bin kein Schurke! Ich habe nie meinen Freund geplündert und es Spiel genannt! – ich habe nie meinen Freund gemordet und es Ehre genannt! – ich habe nie meines Freundes Weib verführt und es Galanterie genannt!« –

Indem Gawtrey dies sagte, drückte er die Worte eines ums andere durch seine übereinandergebissenen Zähne, hielt dann inne, und fuhr munterer fort: –

»Ich ringe mit dem Glück, voilà tout! Ich bin nicht, was Ihr zu vermuthen scheint, nicht ein Gauner im eigentlichen Sinn, gewiß kein Räuber! Aber, wie ich Euch früher gesagt, ich bin ein Charlatan, wie Jeder, der reicher und vornehmer zu seyn strebt, als er ist. Auch mir thut Freundlichkeit so Noth wie Euch. Mein Brod und mein Becher stehen Euch zu Diensten. Ich will es versuchen, Euch unbefleckt zu erhalten, selbst von dem feinen Schmutz, der dann und wann an mir hängen bleibt. Auf der andern Seite, mein junger Freund, hat die Jugend kein Recht, den Censor zu machen; und Ihr müßt mich nehmen, wie Ihr die Welt nehmt, ohne allzu ekel und skrupulös zu seyn. Mein dermaliger Beruf bezahlt sich gut; in der That ich fange an zurückzulegen. Mein wirklicher Name und mein früheres Leben sind gänzlich unbekannt, und bis jetzt hat, in diesem Quartier, Niemand Argwohn; denn obgleich ich mich viel in Paris umgetrieben, habe ich doch bisher andere Gegenden der Stadt zum Schauplatz meiner Thätigkeit gewählt; und im Uebrigen müßt Ihr gestehen, daß ich gut vermummt bin! Welch ein wohlwollendes Aussehen mir diese kahle Stirne gibt – he? zwar,« fuhr Gawtrey etwas ernsthafter fort, »wenn ich sähe, daß Ihr Euch fortbringen könntet auf einem breitern Lebenspfade, als auf welchem ich weiter zu kommen suche, so könnte ich zu Euch sagen, was ein lustiger Welt- und Lebe-Mann zu einem nüchternen jungen Laffen sagen könnte – oder was mancher dissolute Vater zu seinem Sohn sagt (oder sagen sollte): ›daß ich kein Heiliger bin, das ist kein Grund, daß Du ein Sünder werden sollst.‹ Mit Einem Wort, wenn Ihr in gutem Zuge wäret in einem achtbaren Berufe, dürftet Ihr leicht zuverläßigere Bekannte haben als mich. Aber so wie es ist, sehe ich – auf mein Wort, als ein ehrlicher Mann – nicht ein, was Ihr besseres thun könnt.«

Gawtrey sprach dies mit so viel Offenherzigkeit und Ruhe, daß sein Gast sehr dadurch getröstet zu werden schien; und als er schloß: »Was sagt Ihr nun? Kurz und gut, mein Leben ist das eines großen Schulknaben, der in Klemmen und Nöthen geräth wegen lustiger Streiche, und der sich, so gut er kann, heraushilft und ficht! – Wollt Ihr sehen, wie es Euch behagt?« legte Philipp, in vertrauensvoller und dankbarer Aufwallung, seine Hand in die Gawtreys. Der Wirth schüttelte sie herzlich, und ohne ein weiteres Wort zu sprechen, führte er seinen Gast in ein kleines Cabinet mit einem Sophabette, und sie trennten sich für die Nacht.

 

Das neue Leben, in welches Philipp Morton eintrat, war so seltsam, so grotesk und so unterhaltend, daß es wohl natürlich war, wenn er in seinem Alter über die Gefahren desselben nicht klar sah.

William Gawtrey gehörte zu den Menschen, die dazu geboren sind, einen gewissen Einfluß und Zauber überall auszuüben, wohin das Geschick sie wirft; seine ungeheure Stärke, seine vollkräftige Gesundheit übten an sich schon eine Macht aus – eine moralische nicht minder als eine physische. Er besaß von Natur eine ungemeine lustige Laune, unter deren Oberfläche jedoch zu Zeiten ein gewisser Unterstrom von Bosheit und Hohn sich zeigte. Er hatte offenbar eine bessere Erziehung erhalten und es stand ihm, wenn er wollte, das Benehmen eines Mannes zu Gebote, der mit den feineren Classen der Gesellschaft nicht unbekannt ist. Von der ersten Stunde an, wo Philipp ihn oben auf der Kutsche auf der Straße von R*** getroffen, hatte dieser Mann seine Neugier und sein Interesse angezogen; das Gespräch, das er auf dem Kirchhof belauscht, die Verbindlichkeiten, die er gegen Gawtrey hatte von seiner Flucht vor dem Beamten der Gerechtigkeit her, die Zeit, die er nachher in seiner Gesellschaft zubrachte, bis sie sich in dem kleinen Wirthshaus trennten; die derbe und herzliche Güte, welche Gawtrey ihm damals gezeigt, und die Gastfreundschaft, die er ihm jetzt angedeihen ließ – Alles trug dazu bei, seine Phantasie aufzuregen, und gab diesem Mann ein großes, in der That ein sehr großes Recht auf seine Dankbarkeit. Morton war mit Einem Wort bezaubert; dieser Mann war sein einziger Freund, den er gewonnen.

Ich habe nicht nöthig gefunden, dem Leser genauen Bericht zu erstatten, von den Unterhaltungen, die sie mit einander gehabt, während des Lebensabschnitts von Philipp in früherer Zeit, wo er einige Tage Gawtreys Gesellschafter war; aber diese Unterredungen hatten sich tief in seine Seele gesenkt. Er war betroffen und beinah entsetzt über den tiefen Trübsinn, der unter Gawtreys breitem Humor lauerte – ein Trübsinn nicht des Temperaments, sondern der Erfahrung und Einsicht. Seine Ansichten vom Leben, von menschlicher Gerechtigkeit und menschlicher Tugend waren (wie dies in Wahrheit gewöhnlich der Fall ist bei Menschen, welche Grund gehabt mit der Welt zu hadern), traurig und verzweiflungsvoll und Mortons eigene Erfahrungen waren so trüb gewesen, daß diese Meinungen größern Einfluß auf ihn übten, als sie es je hätten können bei einem Glücklichen. Indeß bei dieser, ihrer zweiten Wiedervereinigung, waltete größere Munterkeit als bei der ersten; und unter dem Dache seines Wirths erlangte Morton unvermerkt, aber rasch, wieder Etwas von dem früheren, natürlichen Tone seiner ungestümen und heißen Gemüthsart.

Gawtrey selbst war im Ganzen ein guter Gesellschafter; ihre Gesellschaft, wenn nicht gewählt, war lustig. Wenn ihre Abende frei waren, besuchte Gawtrey gar gerne Cafés und Theater, und Morton war sein Begleiter; Birnie, (Mr. Gawtreys Associé) ging nie mit ihnen. Erfrischt durch diesen Wechsel der Lebensweise gewann der junge Mann, selbst in seiner äußern Erscheinung, wieder seine frühere Blüthe und Kraft, wie eine Pflanze, die aus einer erstickenden Atmosphäre und einem schlechten Boden, wo sie um Licht und Luft hatte kämpfen müssen, entfernt, nach der Versetzung sich ausdehnt; die anmuthigen Blätter brechen aus den lang schmachtenden Zweigen hervor, und die elastische Krone springt in der Glorie ihrer frischen Jugendlichkeit an die Sonne. Wenn in seinem Aeußern noch eine gewisse trotzige Herbigkeit lag, so war sie wenigstens nicht mehr wild und hohläugig, sie paßte sogar zu dem Charakter seiner dunkeln, ausdrucksvollen Züge. Er hatte vielleicht das Etwas von des Tigers heftigem Temperament nicht verloren, aber in den weichen Farben und in der sehnigen Symmetrie seiner Gestalt fing er auch an, Etwas von der Schönheit des Tigers zu zeigen.

Mr. Birnie schlief nicht in dem Hause, er ging Nachts heim in eine nicht entfernte Miethwohnung. Wir haben nur wenig von diesem Manne gesagt, denn es war allem Anschein nach wenig genug von ihm zu sagen; er that selten den Mund auf, außer gegen Gawtrey, mit welchem ihn Philipp oft in flüsternder Unterhaltung sah, an welcher er keinen Antheil nehmen durfte. Sein Auge jedoch war weniger müßig als sein Mund; es war kein glänzendes Auge, im Gegentheil, es war matt und für den oberflächlichen Beobachter leblos, von blaßem Blau, mit einem dämmernden Nebel darüber – das Auge eines Geiers; aber es hatte eine ruhige, schwere, verstohlene Wachsamkeit, welche Morton großes Mißtrauen und Abneigung einflößte.

Mr. Birnie sprach nicht nur Französisch wie ein Eingeborner, sondern auch alle seine Gewohnheiten, seine Geberden, seine Eigenheiten waren französisch; es war nicht das Französische der guten Gesellschaft, sondern mehr das einer bestimmten, niedern Classe. Er war nicht gerade ein gemeiner Mensch, dazu war er zu schweigsam, aber er war unverkennbar von niedriger Herkunft und grober Erziehung; seine Fertigkeiten und Talente waren mehr mechanischer Natur; er war ein außerordentlicher Arithmetiker, ein sehr geschickter Chemiker, und hatte in seinem Logis ein Laboratorium; er flickte sich selbst seine Kleider und sein Weißzeug mit unvergleichlicher Nettigkeit. Philipp hatte ihn im Verdacht, daß er sich selbst seine Schuhe wichste, aber das war Vorurtheil. Einmal traf ihn Morton, wie er Pferdeköpfe zeichnete pour se désennuyer; und er machte ein paar kurze Bemerkungen über die Zeichnungen, welche von genauer Kenntniß dieser Kunst zeugen. Philipp, überrascht, suchte ihn in ein Gespräch zu ziehen, aber Birnie wich aus, und bemerkte nur, daß er einmal Graveur gewesen.

Gawtrey selbst schien nicht viel von dem frühern Leben dieses Mannes zu wissen, oder wenigstens nicht Lust zu haben, viel von ihm zu sprechen. Der Schritt des Mr. Birnie war schleichend, geräuschlos, katzenhaft; – er hatte keine Geselligkeit – hatte an Nichts Freude – trank tüchtig, war aber nie betrunken. Wie das nun kommen mochte – offenbar besaß er über Gawtrey einen nicht viel geringern Einfluß als Gawtrey über Morton, aber von ganz anderer Art; Morton hatte eine außerordentliche Zuneigung für seinen Freund gefaßt, während Gawtrey einen geheimen Widerwillen gegen Birnie zu hegen, und froh zu seyn schien, wenn er sich aus seiner Nähe entfernte. Es war in der That Gawtreys Gewohnheit, wenn Birnie sich für die Nacht zurückzog, sich die Hände zu reiben, die Punsch-Bowle herbeizuholen, die Citronen auszudrücken und während Philipp auf dem Sopha hingestreckt, ihm zwischen Schlaf und Wachen zuhörte, eine ganze Stunde lang, oft bis Tagesanbruch fortzuschwatzen mit jener seltsamen Mischung von Schelmerei und Gefühl von Spitzbüberei und gesundem Sinn, worin eben der gefährliche Reiz seines Umgangs bestand.

Eines Abends, als sie bei einander saßen, begann Morton plötzlich, nachdem er seines Genossen Betrachtungen über Menschen und Dinge zugehört:

»Gawtrey, Ihr habt so viel an Euch, was mich verwundert, so viel, was ich unvereinbar finde mit Eurer jetzigen Lebensart und Treiben, daß ich, wenn meine Bitte um Euer Vertrauen nicht unbescheiden ist, gar zu gerne etwas von Eurem frühern Leben erfahren möchte. Es würde mich ergötzen, es mit dem meinigen zu vergleichen; wenn ich in Eurem Alter bin, dann will ich zurückschauen, und sehen, was ich Eurem Beispiel verdanke.«

»Mein früheres Leben! gut – Ihr sollt es hören. Ich werde Euch hoffentlich bei Zeiten Vorsicht lehren vor den zwei Klippen der Jugend – Liebe und Freundschaft.«

Dann, während er die Citrone in sein Lieblingsgetränke mischte; das er, wie Morton bemerkte, stärker machte als gewöhnlich, begann Gawtrey folgendermaßen

die Geschichte eines Taugenichts.



 << zurück weiter >>