Magnus Gottfried Lichtwer
Fabeln
Magnus Gottfried Lichtwer

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Der Hühnerhund.

                Des kranken Mopses gutes Leben
Begehrt der neidische Bellin,
Bellin, vor dem die Hasen beben,
Das Rebhuhn fällt, die Füchse fliehn.

    Da sieht man, wem das Glücke grünet!
Seht, spricht er, diesen Broddieb an,
Zeit Lebens hat er nichts gethan,
Doch wird er wie ein Abt bedienet.

    Das Brod vom schönsten Weizenkorne
Und Lerchenbrüste nähren ihn;
Seht, wie sich Herr und Frau bemühn,
Da ist Mops hinten, Möpschen vorne.

    Ich bin gesund. Was ist mein Dank,
Wenn ich Feld, Busch und Thal durchkrochen?
Des Tages Prügel, Abends Knochen.
Warum bin ich nicht gleichfalls krank?

    Es hat, nach des Fontaine Lehren,
Das Glücke zu gewisser Zeit
Die grausame Gefälligkeit
Der Thoren Wünsche zu erhören.

    Bellin ward krank, und Mops gesund.
Sobald der Hausherr es vernommen,
Ließ er gleich seinen Jäger kommen,
Und sprach: Erschießt den Hühnerhund.

    Der arme Hund erschrak nun heftig,
Als er den Todesspruch empfing,
Und dieser Schrecken war so kräftig,
Daß ihm sein ganzes Weh verging.
Er säumte nicht, davon zu scheiden.

* * *

      Sieh, Neid! wie thöricht du verfährst!
Du kannst im Elend uns beneiden,
Worin du längst versunken wärst.

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