Magnus Gottfried Lichtwer
Fabeln
Magnus Gottfried Lichtwer

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Der Kapaun und das Huhn.

                      Es machte sich ein junges Huhn
    Und ein Kapaun, bei großer Hitze,
    Zu einer nah' geleg'nen Pfütze,
    Um einen guten Zug zu thun.
Es hatte der Kapaun die Schwachheit des Narcissen,
Daß er, sich zu besehn, gern an das Wasser ging.
    Ein Spiegel ist ein köstlich Ding,
    Wie Junggesell und Jungfer wissen.
    Die Pfütze war so ziemlich klar,
    Und Alles, was am Ufer war,
Erschien und malte sich auf ihrer glatten Fläche.
Auf dieser konnte sich der prächtige Kapaun
    In seinem vollen Putze schaun;
    Hier sah und liebt' er seine Schwäche.

        O Jungfer, seht ein Bißchen her,
    So sprach der Stutzer zu der Henne,
    Und saget mir nur ungefähr,
    Ob ich nicht artig heißen könne?
Herr! sprach das lose Huhn, das muß ich euch gestehn,
    Ihr seyd geputzt, und wunderschön;
Die Federn stehn euch gut, ihr seyd so schlank vom Leibe,
    Nichts fehlt euch weiter, als ein Kamm,
    Dann nähm' ich euch zum Bräutigam;
    Ihr habt zu viel von einem Weibe.


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