Magnus Gottfried Lichtwer
Fabeln
Magnus Gottfried Lichtwer

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Jupiter und die Winde.

            Dem Jupiter fiel ein, zu reisen;
Wohin? wohin, als in die Welt,
Er sprach, der Augenschein mag weisen,
Wie die Natur mein Recht bestellt.
Kein Schwanenkleid verbarg die Glieder,
Kein goldner Thau fiel mit ihm nieder,
Kein Nebel macht' ihn unsichtbar.
Er zeigte sich so, wie er war.

    Aus seiner Rechten strahlen Blitze,
Die Linke schmückt ein goldner Stab,
Ein Adler dienet ihm zum Sitze,
So fährt er auf die Erd' herab.
Es hob sich Alles an zu regen,
Die Nymphen sangen ihm entgegen,
Die Faunen tanzten vor ihm her,
Die Erde jauchzt, es horcht das Meer.

    Ihr Brüder, rief ein Fürst der Winde,
Der Götter Haupt kehrt bei uns ein,
Und Alles liegt voll Staub, geschwinde!
Die Straßen müssen sauber seyn.
Wohlan, laß uns die Backen füllen,
Hob Bruder Sturmwind an zu brüllen,
Es merke Zevs, daß auch kein Heu
In einem klugen Windkopf sey.

    Sie fahren stracks, wie wilde Drachen,
Durch Süd und Nord, durch Ost und West,
Um Bahn und Wege rein zu machen,
Durch die der Gott sich fahren läßt;
Ihr Blasen füllt die Luft mit Staube,
Mit Dünsten, Sand und dürrem Laube,
Ein schwarzer Dampf bezog das Land,
Es wurde Nacht, und Zevs verschwand.

* * *

            Seht doch der falschen Weisheit Früchte!
Rief der erzürnte Zevs allhier,
Eh' ihr erschient, war Alles lichte,
Wer macht den Staub, als eben ihr?
Er winkt und droht den tollen Winden,
Und Staub und Finsterniß verschwinden.
Zur Bess'rung schreite mit Bedacht,
Weil Sturm oft Uebel ärger macht.

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