Magnus Gottfried Lichtwer
Fabeln
Magnus Gottfried Lichtwer

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Der Autor und der Mandarin.

        In China war ein Mann, den seine Neigung trieb,
    Durch eine Menge neuer Schriften
    Ein Denkmal seines Ruhms zu stiften:
    Unsterblichkeit ist Jedem lieb.
Es führte dieser Mann in allen seinen Werken
Ein'n Haufen Schriften an: der Vortheil war dabei,
    Wie groß sein Büchervorrath sey,
    Gelegentlich mit anzumerken.

        Des Mannes Ruf erscholl gar bald.
Ein alter Mandarin, der viel bei Hofe galt,
    Ließ sich ausdrücklich einst verlauten,
Daß seine Bücher ihn vor andern sehr erbauten.

Der Autor hört's. Der Fall war schmeichelhaft für ihn,
    Er geht, und dankt dem Mandarin,
    Und schwört mit knechtischer Geberde,
Daß er für solches Lob sein Sclave sterben werde.
    Nachdem er sich genug bedankt,
    So fragt er endlich im Vertrauen,
    Wodurch er denn das Glück erlangt,
    So einen Gönner zu erbauen?

Herr! sprach der Mandarin, das muß ich euch erklären:
Wenn ich die Schriften seh', die ihr in großer Zahl
An Rand gesetzet habt, so denk' ich alle Mal:
    Wie manches Buch kann ich entbehren?

Man zweifelt, ob der Schluß dem Autor bündig schien,
    Doch könnte dieser Mandarin
    Gewisser Deutschen Schriften schauen,
    Wie würde sich der Mann erbauen.


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