Magnus Gottfried Lichtwer
Fabeln
Magnus Gottfried Lichtwer

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Der Krieg der Füchse und Wölfe.

            Füchse stallen nicht mit Wölfen,
Und sie sind sich, wie es scheint,
Von Natur so spinnefeind,
Als ein Ghibellin den Guelphen.

    Einst gebar ein todtes Pferd
Einen Zwiespalt unter Beiden;
Güte wollte nichts entscheiden,
Also griff man nun zum Schwert.

    Reinecke that Heldenthaten,
Reinecke, der Füchse Haupt,
Schlägt die Feinde, beißt und raubt,
Bis sie selbst um Frieden baten.
Selbst der Feldherr bat für sie,
Füchse, sprach er, sollen nie
Lange mit den Wölfen kriegen;
Ein noch dummer Feind wird fliehn,
Langes Kriegen lehret ihn
Widerstehn und endlich siegen.

    Reinecke ward ausgelacht,
Und man kriegt noch viele Jahre;
Wolf und Füchse ließen Haare,
Dennoch kam es nicht zur Schlacht.

    Nebst der Last des schweren Krieges
Ward die Zeit den Streitern lang,
Und, in Hoffnung eines Sieges,
Wagte man den andern Gang.
Mancher Kopf ging hier verloren,
Mancher Krieger lag gestreckt,
Und die Wahlstatt war mit Ohren,
Schwänzen, Pfoten, Blut bedeckt.

    Reinecke braucht Löwenstärke,
Isegrimm stritt wie ein Bär,
Und der Sieg wankt hin und her;
Jeder Theil that Wunderwerke.
Endlich ließ der dicke Wald
Einen starken Hinterhalt
Frischer Hammelfresser sehen.

    Hier verschwand der Füchse Glück,
Mancher ward ein Raub der Krähen,
Mancher ließ den Balg zurück,
Andre flohn mit blut'gen Hälsen
In die Höhlen, auf die Felsen,
Reinecke nach Malepart,
Wo ihm erst geglaubet ward.

* * *

    Die, so über Barbar'n siegen,
Sollen nicht zu lange kriegen,
Rom erfuhr das Ding genug.
Erst durch Schaden wird man klug.

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