Magnus Gottfried Lichtwer
Fabeln
Magnus Gottfried Lichtwer

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Die ungestalte Tochter.

                  Ein armer Bauersmann zog unter sieben Kindern
Nur eine Tochter groß, von häßlicher Gestalt.
Wer wollte solche frein? Geduld! es wies sich bald,
Die Freier ließen sich durch die Gestalt nicht hindern.

Ein Bärenführer kam, und wünschte sie zur Braut.
Der Vater war ein Mann von altem Schrot und Korne,
Herr! sprach er, deutsch gesagt, mein Kind ist schlecht gebaut. –
Ach! dieses irrt mich nicht. – Der Rückgrath steht ihr vorne, –
            Gar wohl! – die Haut ist wie ein Sieb
            Voll Löcher! – O, das ist mir lieb –
            Die Nase fehlt ihr. – Immer besser! –
Sie ist vier Schuh hoch, und nicht größer. –
Vortrefflich! – Aber hört, die Beine stehn ihr krumm,
Sie hat die Wassersucht, ist grindicht, taub und stumm. –

Was? ihr entzücket mich, erwiederte der Freier,
            Ich suche längst ein solches Weib,
            Dergleichen ungeschaff'ner Leib
            Ist dieser Zeiten ziemlich theuer. –

Allein, was nützt sie euch? Sie ist ja lahm und krumm? –
Gar viel, ich ziehe fast in aller Welt herum,
Und zeige, doch für Geld, dem Volke fremde Thiere,
            Das bringt mir manchen Thaler ein;
Wenn ich nun dieses Mensch im Kasten mit mir führe,
            Wie reich will ich in Kurzem sein?

* * *

    Nichts ist so häßlich zu ergründen,
Und doch wird es Verehrer finden.

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