Magnus Gottfried Lichtwer
Fabeln
Magnus Gottfried Lichtwer

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Der Fuchs und das Eichhorn.

            In sich'rer Höh' gerader Eichen
Sah Reinecke, von ungefähr,
Ein braunes Eichhorn hin und her
Ringfertig durch die Gipfel streichen.
O, mein Herr Vetter! rief der Dieb,
Es ist mir ja von Herzen lieb,
Dich unverhofft hier zu begrüßen;
Ich brenne seit geraumer Zeit
Vor Sehnsucht und vor Zärtlichkeit,
So einen nahen Freund zu küssen.

    Das muß ich wohl mit Dank erkennen,
Versetzt das Eichhorn, daß du mich
So heftig liebst, ich bitte dich,
Kannst du mir deinen Namen nennen?
Zu dienen, Eichhorn heißet er,
Dein Vater, tröst' ihn Jupiter,
Und meiner waren rechte Brüder,
Vollbürt'ge Brüder, und wir sind
Im andern Grad gesippt, mein Kind!
O, steige doch geschwind hernieder.

    So! sind wir zwei so nahe Vettern,
Antwortete das Eichhorn d'rauf,
So werd' ich, nimm's nicht übel auf,
Nur noch ein wenig höher klettern.
Denn meine Mutter lehrte mich,
Daß unter nahen Vettern sich
Die Eintracht allzeit stärker nähre,
Je weiter hier auf dieser Welt,
Wo Mein und Dein uns Fallen stellt,
Der Eine von dem Andern wäre.

    Der gute Fuchs ging seine Straße,
Und dachte, daß der Unterricht
Von seiner alten Muhme nicht
Auf all' und jede Fälle passe,
Nur dieses fiel, mit alle dem
Dem alten Heuchler unbequem,
Daß sein Gewissen ihn belehrte,
Daß unter die, bei denen man
Die Lehre wirklich brauchen kann,
Er und sein Vetter auch gehörte.


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