Magnus Gottfried Lichtwer
Fabeln
Magnus Gottfried Lichtwer

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Die Nachtigall, der Staar und der Stieglitz.

            Pfui! rief einst eine Nachtigall
Aus ihrem Käfich, riecht's doch immer
Um uns und in dem ganzen Zimmer
So übel, als in einem Stall.
Wer mag mit so verdorbnen Düften
Um uns die reine Luft vergiften?

    Das macht der Rauch, versetzt ein Staar,
Von Kräutern, die man Knaster nennet,
Und unser Herr fast stündlich brennet,
Den Dampf davon verschluckt er gar,
Und rühmt, man sollte fast erschrecken,
Er pfleg' ihm wunderschön zu schmecken.

    Was? rief der Sprosser, träumest Du,
Er labet sich an diesem Kraute?
Wenn er noch Ameiseier kaute,
Und äße klein Gewürm dazu,
So möcht' er rühmen, was zu haben,
Das werth ist, Könige zu laben.

    Vergebt mir, warf der Staarmatz ein,
Er würde, wollt' er ja nichts sparen,
Mit altem Käse besser fahren.

    Mit altem Käse? Geh', du Schwein!
Ich rieth' ihm lieber Holz zu essen,
Als ein so ekelhaftes Fressen.

    Ein kluger Stieglitz pfiff sie aus,
Und sprach: Ihr Herr'n! Ihr irret beide
Mit Eurer schlechten Schnabelweide,
Ich weiß wohl einen bessern Schmaus.
Er sollte Distelköpfe kosten,
Das ist ein Essen für Starosten.

* * *

        Wenn Du jedwedem Urtheil trauen
Und Dich nach Allem richten willt,
Was Diesem schmeckt, und Jener schilt,
So mußt Du endlich Disteln kauen.

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