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Ihn trieb es auf die bahnenlose See;
Abwechselnd lernt' er jedes Klima kennen,
Konnt' euch den Unterschied der Zonen nennen,
Die eisige, erstarrt in ew'gem Schnee.
Wie den Aequator mit der Gluthen Weh' –
Durchwittert von der Stürme Frost und Sengen«
Ein Schiffjung', schwindelnd auf den hohen Stengen.
Falconer.
Der Vater des gegenwärtigen Lord Aveleyn hatte drei Söhne, von denen die zwei jüngsten im Einklange mit den im vorigen Kapitel auseinandergesetzten Gebräuchen zur Armee und zur Flotte verurtheilt wurden. Der zweite hatte das Vorrecht der Wahl und entschied sich dafür, in einem rothen Rocke Loorbeere zu sammeln, während dem dritten empfohlen wurde, wo möglich das Gleiche im blauen Anzuge zu thun. Nachdem sie ihre verschiedenen Berufswege angetreten hatten, wurde eine Summe von jährlichen fünfzig Pfunden in die Hände ihrer respektiven Agenten gelegt, und dann dachte man nicht mehr an die beiden Krebsschäden.
Da Lord Aveleyns Vater erst im späteren Alter geheirathet hatte, so wurde er abgerufen, als der älteste Bruder des gegenwärtigen Lord Aveleyn noch minderjährig war; dies fiel in eine Zeit, in welcher der jüngste Bruder etwa zwei Jahre an Borde des Schiffes, zu dem Edward Forster gehörte, als Midshipman gedient hatte. Nun war es der Wille der Vorsehung, daß ungefähr sechs Monate nach dem Abscheiden des alten Edelmanns der junge Lord und der zweite Bruder, welcher auf kurze Zeit Urlaub erhalten hatte, sich höchst unvorsichtigerweise in einem kleinen Segelboote auf dem neben dem Herrenhause gelegenen Teiche vergnügten und durch unrichtige Behandlung der Segel das Fahrzeug zum Umschlagen brachten, so daß sie Beide ertranken.
Sobald diese traurige Nachricht den Vormündern bekannt wurde, erging ein Brief an Kapitän L., den Kommandanten des Schiffes, in welchem der junge Aveleyn seine Zeit ausdienen sollte, um demselben die traurige Katastrophe mitzutheilen und ihn zu bitten, den zum Lord gewordenen Midshipman unverweilt frei zu geben. Der Kapitän begab sich an Bord und forderte, als er auf dem Halbdecke anlangte, den ersten Lieutenant auf, den jungen Aveleyn herunter zu schicken.
»Er ist auf dem Mastkorbe, Sir,« versetzte der erste Lieutenant, weil er den Dienst vernachlässigt hat.«
»So, Mr. W.?« entgegnete der Kapitän, der das Emporsteigen des jungen Menschen wenigstens schon hundertmale mit völliger Gleichgültigkeit mitangesehen und ihn oft selbst nach dem Mastkorbe geschickt hatte; »Ihr scheint dem armen Burschen sehr scharf auf die Nähte zu gehen. Man muß Nachsicht mit der Jugend haben. – Knaben sind und bleiben Knaben.«
»Er ist der muthwilligste junge Affe im ganzen Schiff,« erwiederte der erste Lieutenant, über diese unerwartete Fürsprache nicht wenig erstaunt.
»Mir ist er immer als ein sehr wohlerzogener, verständiger junger Mensch vorgekommen, Mr. W., und ich wünschte, Ihr merktet Euch, daß ich das ewige Mastkorben nicht liebe. Er wird Euch übrigens nicht mehr belästigen, da er unverweilt entlassen werden soll. Er ist jetzt« – fuhr der Kapitän fort, ließ aber alsbald eine kleine Pause eintreten, um seiner Mittheilung mehr Nachdruck zu geben – »Lord Aveleyn.«
»Hui! da sitzt der Hase im Pfeffer!« rief der erste Lieutenant im Geiste aus.
»Ruft ihn augenblicklich herunter, Mr. W., wenn ich bitten darf – und lasset's Euch gesagt sein, daß ich dieses ewige Strafsystem nicht billige.«
»Sehr wohl, Sir; aber in der That, Kapitän L., ich weiß nicht, wie ich mich zu verhalten habe, wenn Ihr meine Gewalt, die jungen Gentlemen zu strafen, also einschränkt; sie sind äußerst unbändig. Da ist zum Beispiel Mr. Malcolm,« fuhr der erste Lieutenant fort, indem er auf einen Knaben deutete, der, die Hände in seinen Taschen, auf der andern Seite des Decks hin und her spazierte; »der hat erst gestern Eurem Hunde Ponto auf dem Hackblocke wenigstens vier Zoll seines Schwanzes abgehauen und behauptet jetzt, es sey aus Zufall geschehen.«
»Wie? den Schwanz meines Hühnerhundes?«
»Ja, Sir, das that er – kann ich Euch versichern.«
»Mr. Malcolm,« rief der Kapitän in großem Zorn, »wie kommt Ihr dazu, meinem Hunde den Schwanz abzuhacken?«
Ehe ich zur See ging, glaubte ich immer, ein Londoner Sperling sei das non plus ultra vollendeter Unverschämtheit; seit dem habe ich aber die Entdeckung gemacht, daß dieser noch ganz bescheiden ist, in Vergleichung mit einem Midshipman.
»Ich, Sir?« versetzte der junge Mensch mit großer Gesetztheit; »ich hieb ihm den Schwanz nicht ab, Sir; er hackte sich ihn selbst ab.«
»Was, Sir?« brüllte der Kapitän.
»Mit Eurer Erlaubniß, Sir, ich zerhieb eben ein Stück Ochsenfleisch, und der Hund, der daneben stand, wandte sich, als ich ausholte, eben um, so daß sein Schwanz unter das Hackbeil zu liegen kam.«
»Daß sein Schwanz unter das Hackbeil zu liegen kam, Ihr kleiner Galgenstrick!« versetzte Kapitän L. wüthend. »So bringt jetzt Ihr Euern Kopf über die Bramstengen-Kreuzhölzer und bleibt dort, bis Ihr heruntergerufen werdet. Mr. W., Ihr werdet ihn vor Sonnenuntergang nicht herunterlassen.«
»Sehr wohl, Sir,« entgegnete der erste Lieutenant mit einem zufriedenen Lächeln über die Art der in Anwendung gebrachten Strafe.
Als ich Midshipman war, wurde es mir außerordentlich schwer, den Mastkorb zu vermeiden. Ich habe einmal eine Berechnung angestellt und ausgefunden, daß ich von den sechs Jahren, welche ich in gedachter Eigenschaft diente, wenigstens zwei auf den Kreuzhölzern zubrachte, von denen ich mit ruhiger Philosophie auf den Mikrokosmus herunterschaute. Obgleich ich aber diese wiederholten Züchtigungen nie verdiente, so zog ich daraus doch viel Vortheil für die Zukunft. Der Mastkorb wurde, weil ich dort nichts Schlimmeres thun konnte, mein Studirzimmer, und während der Zeit, welche ich dort verbrachte, vollendete ich gewissermaßen meine Erziehung. Während der peinlich langen Stunden las ich Bände um Bände, und ich glaube aufrichtig, daß die Welt es dieser Strafart, welche meine strengen Oberen gegen mich übten, alle die hübschen Bücher zu danken hat, welche ich schreibe.
Ich wurde in der Regel wegen Denkens oder wegen Nichtdenkens erhöht, und da ich kein Mittelding zwischen dem aktiven und passiven Zustand unseres Geistes kenne (etwa das Träumen ausgenommen, was noch unverantwortlicher ist), so kann sich der Leser wohl vorstellen, daß es keineswegs übertrieben ist, wenn ich in meiner vorigen Berechnung der Zeit meiner Midshipmanslaufbahn, welche ich »schwindelnd auf den hohen Stengen« zubrachte, zu einem Drittheil des Ganzen anschlage.
»Mr. Marryat,« konnte der erste Lieutenant rufen, »warum seid ihr mit dem Jollenboote so lange am Lande geblieben?«
»Ich ging nach dem Postbureau, um zu sehen, ob keine Briefe für die Offiziere eingelaufen sind.«
»Wer hat Euch dies geheißen, Sir?«
»Niemand, Sir; aber ich dachte – –«
»Ihr dachtet, Sir? Wie könnt Ihr Euch unterstehen, zu denken? – Hurtig hinauf nach dem Mastkorbe, Sir.«
So viel für's Denken.
»Mr. Marryat,« sagte er ein andermal, wenn ich an Bord kam, »habt Ihr auf dem Bureau des Admirals angefragt?«
»Nein, Sir; ich hatte keine Befehle. Ich dachte nicht – –«
»Und warum habt Ihr nicht gedacht? Hinauf nach dem Mastkorbe und bleibt dort, bis ich Euch herunterrufe.«
So erging mir's bei dem Nichtdenken. Wie in der Fabel von dem Wolfe und dem Lamme war Alles das Gleiche; mochte ich blöcken, wie ich wollte, meine Vertheidigung war vergeblich und ich war nicht im Stande, mein barbarisches Urtheil abzuwenden.
Kehren wir jedoch zu unserer Geschichte zurück. Kapitän L. verließ das Schiff wieder. Der letzte Ruf war gegeben und der Hochbootsmann hatte eben seine Flöte wieder in die Tasche gesteckt, um nach dem Vorderschiff zu gehen, als der erste Lieutenant, seinem Auftrage gemäß, nach oben schaute, um den neuen Lord anzurufen und ihn um das Vergnügen seiner Gesellschaft auf dem Verdecke zu bitten. Der junge Herr aber, der nach siebenstündigem Genuß der frischen Luft ohne Frühstück etwas Appetit verspürte, hatte es eben gewagt, in die Stengentackelung niederzusteigen, um sich eine Flasche Thee und etwas Zwieback zuzueignen, die seine Tischgenossen für ihn hinaufgebracht und in den Bauch des großen Marssegels gestaut hatten. Der junge Aveleyn, welcher glaubte, die Entfernung des Kapitäns werde die Aufmerksamkeit des ersten Lieutenants beschäftigen, war eben niedergestiegen und setzte seinen Fuß auf die Marssegelraa, als Mr. W. aufblickte und diesen Akt des Ungehorsams mit ansah. Da dies ein neues Vergehen war, so hielt er sich für gerechtfertigt, dem Auftrage des Kapitäns nicht zu willfahren, und der junge Mensch wurde wieder hinaufbeordert, um daselbst bis Sonnenuntergang zu bleiben.
»Ich hätte ihn heruntergerufen,« murmelte Mr. W., dessen Stimmung in Folge unablässig getäuschter Erwartung verbittert war; »aber nun er ein Lord ist, soll er mir noch ein Bischen zu dauen haben, ehe er aus dem Dienst tritt; er unterläßt es dann vielleicht, uns seine Standesgenossen zu rekommandiren, damit sie unserer Beförderung in den Weg treten.«
Nun traf es sich ferner, daß Mr. W., der ein Falkenauge besaß, wenn er seine Blicke nach oben warf, die Bemerkung machte, der Bauch des großen Marssegels sei nicht ganz so gut gestaut als dies an Bord eines Kriegsschiffes der Fall sein sollte – kein Wunder, wenn man sich erinnert, daß die Midshipmen so eifrig bemüht gewesen waren, es zur Speisekammer zu machen. Er schickte daher die Matrosen hinauf, »um die Segel auszubessern,« und nahm seine Stellung in der Mitte des Schiffs, um sich zu überzeugen, daß das verbrecherische Segel gehörig beschlagen werde. – »Aufgeholt – ausgelegt – Alles bereit vorne?« – »Alles bereit, Sir.« – »Alles bereit hinten?« – »Alles bereit, Sir.« – »Laßt fallen!«
Die Segel kamen von den Raaen herunter, zugleich aber auch die Theeflasche und der Zwieback, welche dem aufblickenden Lieutenant in's Gesicht fielen, so daß ihm drei Vorderzähne ausgeschlagen und von den Glasscherben Lippen und Kinn blutig gerissen wurden.
Der junge Aveleyn, welcher die Katastrophe mit angesehen hatte, war entzückt. Die übrigen Midshipmen schaarten sich um ihren Vorgesetzten, um ihm ihr Beileid zu bezeugen, blinzelten sich aber von der Seite zu, bis der erste Lieutenant in seine Kajüte hinunterstieg und sie ihre Heiterkeit ungebunden austoben lassen konnten.
Ungefähr eine Stunde später erschien Mr. W. wieder mit verbundenem Gesichte, berief alle junge Gentlemen auf das Deck und stellte ein Verhör an, wer die Flasche in den Segelbauch gestaut habe; aber Midshipmen haben ein gar treuloses Gedächtniß, und Niemand wollte etwas davon wissen. Als letzte Auskunftsquelle wurde der junge Aveleyn von dem Maste herunterbeschieden.
»Wohlan, Sir,« sagte Mr. W., »entweder bekennt Ihr mir augenblicklich, wer die Flasche hinaufgestaut hat, oder ich gebe Euch mein Ehrenwort, daß Ihr morgen früh aus Seiner Majestät Dienst entlassen werdet. Kommt mir nicht mit der Ausflucht, daß Ihr es nicht wißt, denn Ihr müßt es wissen.«
»Ich weiß es, werde es aber unter keinen Umständen sagen,« versetzte der junge Mensch keck.
»Dann verlaßt entweder Ihr den Dienst, oder trete ich aus. Bemannt den ersten Kutter!«
Sobald das Boot bemannt war, schickte der erste Lieutenant einige Papiere an's Land, die der Kapitän verlangt hatte.
Nach der Rückkehr des Kutters wurde der Schreiber vorbeschieden und von Mr. W. beauftragt, Mr. Aveleyns Entlassung auszufertigen – Offiziere und Midshipmen meinten, wegen Ungehorsams, denn Mr. W. hatte sein Geheimniß bewahrt. Der arme Junge, der nun alle seine Aussichten vernichtet wähnte, wurde an's Land geschickt. Die Thränen liefen ihm die Wangen herunter – sowohl in Folge des Beifalls und des freundlichen Lebewohls seiner Schiffskameraden, als auch ob dem Gedanken an die über ihn verhängte Beschimpfung. Nun aber war der eigentliche Verbrecher kein anderer Mensch, als der junge Malcolm, welcher, um den Kapitän zu verbinden, seine Stellung auf den Kreuzhölzern der Fockbramstenge genommen hatte, weil es dem Hunde Ponto beliebt hatte, sich den Schwanz abhacken zu lassen. Der erste Lieutenant vergaß in seinem eigenen Schmerze den der Uebrigen, und so wurde es Abends neun Uhr, ohne daß er Malcolm heruntergerufen hätte. Der Letztere meinte jetzt, er sei lange genug auf seinem Posten gesessen, und wagte sich auf's Deck nieder, wo man ihm das Vorgefallene mittheilte.
Der junge Mensch schrieb augenblicklich einen Brief an den Kapitän, bekannte sein Verbrechen und bat, daß Mr. Aveleyn nicht aus dem Dienste gewiesen werden möchte; auch wagte er, in einer Nachschrift die Bitte beizufügen, daß die gleiche Milde auch auf ihn ausgedehnt werde. Der Brief ging am nächsten Morgen mit des Kapitäns Gig an's Land und langte ganz zu derselben Zeit bei dem Kommandeur an, in welcher der junge Aveleyn, der erst spät Abends an's Land geschickt worden war, dem Kapitän seine Aufwartung machte, um denselben durch Bitten zu Widerrufung seines harten Urtheils zu vermögen.
Der junge Mensch ließ sich anmelden und wurde augenblicklich vorgelassen.
»Vermuthlich wisset Ihr, warum Ihr aus dem Dienste entlassen wurdet?« begann Kapitän L. mit einem wohlwollenden Lächeln.
»Ja, Sir,« versetzte Aveleyn mit demüthig gesenktem Kopfe; »wegen jenes Unfalls – es thut mir recht leid, Sir.«
»Ich kann mir's denken; solche harte Schläge sind nicht gewöhnlich und schwer zu ertragen. Vermuthlich werdet Ihr jetzt nach Buckhurst gehen?«
»Ich werde wohl müssen, Sir; aber ich hoffe, Kapitän L., daß Ihr Nachsicht mit mir haben werdet.«
»Mit größtem Vergnügen,« versetzte Kapitän L.; »ich höre, daß es –«
»Danke, Sir, tausend Dank,« versetzte der junge Mensch, den Kapitän unterbrechend. »Ich darf also wieder an Bord gehen und dem ersten Lieutenant sagen –?«
»Was wollt Ihr dem ersten Lieutenant sagen?« rief Mr. L., welcher jetzt bemerkte, daß hier ein Irrthum obwalten mußte. »Ei, hat Euch denn Mr. W. nicht mitgeteilt –?«
»Ja, Sir, er sagte mir, daß ich auf Euren Befehl aus Seiner Majestät Dienst gewiesen werde.«
»Entlassen – nicht gewiesen. Und vermuthlich sagte er Euch auch warum – weil nämlich Eure beiden älteren Brüder todt sind und Ihr nun Lord Aveleyn geworden seid.«
»Nein, Sir!« rief der junge Mensch erstaunt; »weil seine drei Vorderzähne durch eine Theeflasche eingeschlagen wurden, und ich nicht eingestehen wollte, wer sie in den Segelbauch gestaut hatte.«
»Das ist höchst sonderbar. Nehmt gefälligst Platz, mein Lord; die Briefe vom Schiff werden wahrscheinlich die Sache aufklären.«
Die ganze Auskunft bestand jedoch in dem Briefe des jungen Malcolm. Der Kapitän las und übergab ihn sodann Lord Aveleyn, der nun den ganzen Vorgang ausführlich erzählte.
Kapitän L. holte nun das Schreiben der Vormünder, bot dann Seiner Herrlichkeit den Beistand seiner Börse an und bat den jungen Lord um die Ehre seiner Gesellschaft bei dem Diner. Letzterer, dem ob dieser plötzlichen Veränderung in seinen Aussichten der Kopf wirbelte, war froh, sich zurückziehen zu können, erbat sich aber zuvor die Erlaubniß, mit dem Pardon des jungen Malcolm, der gnädigst zugestanden wurde, an Bord gehen zu dürfen. Zum Erstaunen der gesammten Schiffsmannschaft langte nun der junge Aveleyn in des Kapitäns eigenem Gig an, und wer kann sich denken, welcher Jubel nun in der Midshipmans-Kajüte losbrach, während der erste Lieutenant seinen Groll in sich verbeißen mußte.
»Ihr gehört nicht mehr zum Dienste, Frank,« sagte der alte Schiffmeistersmate, »und da Ihr als Peer des Reichs zum Besuche anlangt, so seid Ihr zu einer Salutation berechtigt. Schickt hinauf und laßt den ersten Lieutenant bedeuten, daß Ihr eine Begrüßung erwartet; er muß dann die Wache aufziehen lassen und Euch den gebührenden Respekt erweisen. Ich will mich hängen lassen, wenn ich nicht selbst den Auftrag besorge, sofern Ihr einwilligt.«
Lord Aveleyn war jedoch nicht an Bord gekommen, um Jemand zu kränken, sondern um eine Schuld der Dankbarkeit abzutragen. Er verließ das Schiff bald und versprach, Malcolm nie zu vergessen – eine Zusage, die nicht in der gewöhnlich bei großen Herren beliebten Weise ad acta gelegt wurde, denn Malcolm stieg in Folge seines eigenen Verdienstes, das durch den Einfluß seines jugendlichen Gönners unterstützt wurde, zum Range eines Kapitäns.
Die nächste Woche waren die drei Masten so mit Midshipmen beladen, daß der Hochbootsmann einen Borgbackstag in Antrag brachte, um zu verhindern, daß die Stengen nicht über Bord gingen.
Bald nachher erwirkte auch Kapitän L., der mit Mr. W.'s Unwahrheit nicht sehr zufrieden war und noch viele andere Gründe hatte, sich von ihm zu trennen, eine Versetzung seines ersten Lieutenants auf ein anderes Schiff, worauf die Midshipmen wieder wie zuvor, die Hände in ihren Taschen, auf dem Halbdecke hin- und herspazierten.