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Pech im Golf von Smyrna

Die endlos lange Spur meines Kielwassers zog nochmals hinüber in die Türkei, durch den Smyrnischen Golf nach Smyrna. Sofort nach meiner Ankunft begab ich mich aufs deutsche Konsulat, um meine Post abzuholen. Der Empfang, der mir zuteil wurde, war nicht eben erbaulich. Ich sah mich einem älteren, energischen Herrn gegenüber, der mich anfuhr, ob ich der Eigner des deutschen Segelbootes wäre, das vorhin über die Bucht gekreuzt wäre.

Ja, der war ich.

Wieso ich dazu käme, wollte er wissen, einen Hakenkreuzwimpel und in der schwarzweißroten Fahne keine Gösch zu führen? Ob ich mir überhaupt klar wäre, was das sei? – Parteipolitik ins Ausland getragen wäre das und eine Aufreizung politisch andersgesinnter Deutscher!

Es gab eine sehr unerquickliche Auseinandersetzung. Ich war gerade in der richtigen Stimmung, denn in der vergangenen Nacht war ich auf eine Untiefe gelaufen, von der ich erst am Vormittag wieder abkam, um geradeswegs in eine scheußliche Flaute zu geraten. Das Boot hatte sich noch dazu ein Leck gestoßen, und in sinkendem Zustande mußte ich es unter endlosem Geschelte nach Smyrna hineinrudern.

In der Aidin Bierfabrik war ein deutscher Braumeister angestellt, ein Münchener, Max Humps hieß er und war ein alter Freikorpskamerad von mir. Selbstverständlich suchte ich ihn auf. Eine vorsintflutliche, wackelige Pferdebahn fuhr zur Brauerei hinaus. Obschon ein Fußgänger bedeutend rascher vorwärts kam, soll ihr Besitzer zum reichen Mann geworden sein. Der Orient lebt eben zeitlos.

Ein freudiges Wiedersehen mit meinem Kameraden folgte, der zum fassungslosen Staunen der Türken in seiner bayerischen Lederhose herumlief und ein so wunderbares Bier brauen konnte, daß es selbst die glaubenstreuen Mohammedaner in Strömen hinter die Binde gossen, denn – sagten sie, Mohammed hat den Alkohol verboten, weil er das Bier noch nicht gekannt hat. Und hätte er heute Gelegenheit, dem Humps Bey sein Bier zu kosten, so würde er bestimmt deshalb noch eine eigene Sure in den Koran fügen.

Tag um Tag ging dahin, Wochen verstrichen, ich mußte mir einen energischen Ruck geben, um mich von der nimmer versiegenden Bierquelle meines Freundes loszureißen. Eines Abends bummelte ich den Kai entlang, der regelmäßig nach Sonnenuntergang von der See überflutet wurde – eine typische Erscheinung für Smyrna. Da sah ich mit breiten Seemannsschritten einen großen Mann daherschaukeln. Die rote Nase in seinem Gesicht funkelte wie ein Leuchtfeuer. Teufel, dachte ich mir, das ist doch der Kapitän Bundealich, den ich in Galatz kennenlernte? Da konnte auch seine »Ville de Toulon«, ein polnischer Liliputdampfer, nicht sehr ferne sein.

Richtig, ganz in der Nähe lag er auch und löschte seine Holzladung. Nun erkannte mich auch der Kapitän und steuerte geradeswegs auf mich zu. Er war Russe, nebenbei ein seelensguter Kerl, der gut deutsch sprach.

»Ich lichte heute abend noch die Anker«, erzählte er, »und fahre nach Rußland, um wieder Holz zu holen. Sind Sie noch immer mit Ihrem Hadernkahn unterwegs? Lassen Sie ihn da und fahren Sie mit mir ...«

Dieser Vorschlag barg allerdings sehr Verlockendes in sich. Ein Ausflug zu den Sowjets – aber darüber vergingen sicher wieder zwei Monate, und ich wollte nun endlich bald nach Ägypten. Dankend lehnte ich daher nach dieser Überlegung ab. Dann aber fiel mir ein, daß die »Ville de Toulon« nicht mehr als sechs Meilen lief und eigentlich wohl in der Lage gewesen wäre, mein Boot bis zum Kap Kara Burun in Schlepp zu nehmen. Der versandete Golf von Smyrna hat ein sehr enges Fahrwasser, und bei dem andauernden Gegenwind aus ihm hinauszukreuzen, war keine schöne Aussicht. Eine Schleppleine wäre mir aus diesem Grunde sehr gelegen gekommen.

Selbstverständlich war der Kapitän einverstanden. Ich rannte also zum nächsten Telephon, verabschiedete mich durch den Draht von Humps und begab mich mit meinem Boot zur »Ville de Toulon«, deren Kran eben die letzten Bretter von Bord hob, während vorne schon die Ankerketten aufgewunden wurden. Inzwischen war hoher Seegang eingetreten. Am Himmel jagten düstere Wolken, das Wetter sah nicht mehr verheißungsvoll aus. An einem armdicken, etwa dreißig Meter langen Tau machte ich die »Bayern« fest. Bei einbrechender Nacht verließen wir den Hafen. Der Kurs war erst westlich, das Land blieb zurück, Lichter blinkten auf, rundum kochte die See. Immer höher liefen die Wellen. Ich sah ein, daß es nicht sehr klug von mir gewesen war, mich bei solchem Wetter schleppen zu lassen. Manchmal schob sich ein Wellenberg zwischen mich und den Dampfer, dann wurde das Boot durch ihn hindurchgerissen, manchmal keuchte der Dampfer einen Berg hinauf, während ich eben herunterglitt, der Abstand zwischen uns verringerte sich einen Augenblick, die Trosse wurde zu lang, dann zog der Dampfer plötzlich scharf an, und die »Bayern« erhielt dabei jedesmal einen solchen Ruck, daß ich glaubte, das ganze Vorschiff würde abgerissen.

War es ein Wunder, daß sie leck wurde? Ein Segelboot ist eben nicht zum Geschlepptwerden gebaut. Wasser schwapperte bald in der Kajüte, ich begann mir allmählich Sorgen zu machen. Ein Brecher nach dem andern brauste mir ins Gesicht, die Augen brannten vom Salz, hin und wieder überraste mich eine Quersee – auch das noch! Pechfinster war die Nacht nun geworden. Den Dampfer erkannte ich nur mehr als unsicheren Schatten, das Dröhnen seiner Maschinen kam gedämpft durch den Lärm des Sturmes, Funken stoben aus seinem Schornstein, und die Rauchfahne wurde vom Wind ins Wasser gedrückt. Erst hatte ich mir vorgenommen, unter allen Umständen bis Kara Burun durchzuhalten, um aus dem leidigen Golf herauszukommen. Nun aber sah ich ein, daß dies unmöglich war und rief daher den Dampfer an. Niemand hörte mich. Ich konnte brüllen, soviel ich wollte – umsonst. Da nahm ich den Karabiner und schoß das Magazin leer. Jetzt schienen sie auf mich aufmerksam zu werden. Die Maschine stoppte. »Was gibt's?« schrie man. »Ich saufe ab«, brüllte ich, »ich möchte losmachen und auf die Küste zu laufen ...«

»Lassen Sie doch diese Teufelsbarke«, wetterte der Kapitän, »früher oder später saufen Sie ja doch einmal ab damit – gehen Sie an Bord ...« »Kommt nicht in Frage«, schrie ich zurück. »Mein Boot gebe ich nicht preis. Können Sie mir angeben, wo wir beiläufig stehen?«

Man gab mir die Position bekannt und riet mir, bei gehißtem Sturmsegel vor Wind und See zu laufen, wobei ich nach Wurla Iskelessi, einem kleinen Hafen gelangen müsse. Daraufhin löste ich den Tauknoten von meinem Mast, die Schraube des Dampfers begann wieder zu mahlen und zu wühlen, dreimal heulte die Sirene – Nacht schob sich zwischen das Schiff und mich ...

Ich war allein. – Allein inmitten einer heulenden Finsternis, kein Mond, kein Stern am Himmel, keine zwanzig Meter Sicht, und bis zu den Knien hatte ich Wasser im Raum. Vorerst band ich das Ruder fest und bemühte mich, das Sturmsegel zu hissen. Bemühte mich ...

Auf dem nur handbreiten Bug der »Bayern« kniete ich, eine Faust um das Vorstag geklammert, mit der andern Hand am Segel herumhantierend. Dabei wurde die Kiste nach allen Himmelsrichtungen umhergeschleudert, während die See wütete.

Zweimal riß mir die Fock in Fetzen, das drittemal band ich vier wollene Schlafdecken aufeinander und hißte sie als Rotsegel. Dies hielt! Das Boot lief nun langsam mit der See, fieberhaft schleuderte ich das eingedrungene Wasser heraus. Die beiden Anker hielt ich klar, um sie, falls ich unvermutet vor die Brandung kommen sollte, sofort fallen zu lassen.

Da – ein Licht voraus! Es bewegte sich langsam. Ein Schiff – vermutete ich – das wahrscheinlich demselben Hafen zustrebte wie ich. Die Küste mußte also noch weitab sein.

Eine Welle schlug mir ins Gesicht. Die hatte Sand bei sich ... Pfui Teufel ...

Woher die steile See mit einem Male? – Sand ...?

Grundseen!

Gefahr! – Höchste Gefahr!

Brandung ...

Ich war mittendrin! Dumpfes Donnern und Brausen ...

Jetzt ging es aufs Ganze!

Da warf sich das Boot auch schon auf den Bug – bäumte sich im nächsten Augenblick auf – aufs Heck – und krachte dann wieder nieder auf Grund. Wurde hochgehoben und nochmals niedergeschmettert. Atemzüge lang war ich fassungslos.

In der Mitte splitterte der Mast ab.

Die »Bayern« – ein Wrack ...

Unaufhörlich stürzten die Wogen heran, die Zentnerlasten des Wassers drohten mich zu erdrücken. Raus! ...

Das Boot war verloren ... aufgeben ... meine »Bayern« mußte ich preisgeben – im Stiche lassen!

Ich sprang in die Brandung, schwamm, watete, kroch – wurde zurückgerissen und die Küste hinaufgestoßen. Dann war trockenes Land da. Ich stand auf ihm – in Sicherheit, doch ohne mein Boot. Nun war wohl alles aus ...

Wo war ich überhaupt? Ich ging müde landeinwärts durch Gras und Gestrüpp – dann stieß ich auf eine Straße. Nun wurde mir die Ursache meines Mißgeschicks klar. Das Licht, das ich vorhin als von einem Schiff herrührend betrachtet hatte, war in Wirklichkeit ein Autolicht, und während ich die Küste noch in weiter Ferne gewähnt hatte, war sie bereits in unheilvoller Nähe.

Nach einiger Zeit fand ich eine Hütte, sie bestand nur aus vier Pfählen, einem Laubdach und Laubwänden. Ein einzelner Mann schlief darin. Erschrocken sprang er auf, als er mich herumtapsen hörte. Notdürftig brachte ich mit ihm eine Verständigung zuwege, er folgte mir zum Strand hinab, und ich wies mit dem Arm hinaus auf die donnernde Brandung, in der in schwachen Umrissen mein Boot – das Wrack zu erkennen war. Todmüde und vollkommen gleichgültig gegen alles legte ich mich dann auf das Lager, das der Mann mir zurechtmachte, und hatte nur den einen Wunsch: Schlafen.

Rascheln, Rauschen und Brausen weckte mich. Stimmen drangen an mein Ohr. Durch das trockene Laub der Hüttenwände fuhr der Wind, unvermindert tobte noch die See. Einige Männer hockten in meiner Nähe am Boden und nickten mir ermunternd zu. Ein kleiner Holzkohlenofen stand auf einem Tisch, daneben einige Flaschen, Tassen, Gläser, Büchsen. Ich schien in eine Schenke an der Landstraße geraten zu sein. In der Brandung draußen lag das Wrack meiner »Bayern«, vollkommen versandet. Nur der Maststumpf ragte in die Höhe, die Decken hingen noch daran in Fetzen und flatterten im Wind. Ununterbrochen stürzten die Seen darüber hinweg, und ich hatte in dieser Stunde keine Hoffnung mehr, daß das Fahrzeug noch zu retten wäre. Die Weltreise schien beendet, wenn es mir nicht gelang, ein anderes Boot aufzutreiben. Nichts hatte ich bergen können, ich stand da, nur mit dem bekleidet, was ich am Leibe hatte.

Nachmittags erschienen zwei Gendarmen und nahmen mich eine Stunde weit in den Ort mit, wo ich eigentlich in der Nacht hingewollt hatte. Man brachte mich in eine Kaserne und verhörte mich bei aller Höflichkeit sehr streng. Es war mir aufgefallen, daß der Platz verödet schien und beinahe keine Zivilbevölkerung aufwies. Während des Verhörs offenbarte man mir, daß ich in befestigtes Gebiet geraten wäre, dessen Betreten jedem Ausländer und Fremden streng verboten war. Schließlich konnte ich die Leute überzeugen, daß ich kein Spion war, und man gestattete mir, solange an der Unfallstelle zu bleiben, bis der Sturm nachließ, meine Sachen aus dem Wrack geborgen und dieses eventuell repariert wäre. Der Sturm ließ aber nicht nach. Es war kein Gewittersturm, sondern ein regelrechter Herbststurm, der stündlich an Gewalt zunahm. Nach einigen Tagen trat aber doch eine Atempause ein, und das Boot konnte geborgen werden. Es sah wüst aus, aber immerhin – die Möglichkeit, es wiederherzustellen, schien gegeben.

 

Ich hatte die Erlaubnis erhalten, bei einem Türken zu wohnen; er war Ingenieur. Ein gelungener Kerl. Während des Krieges war er mit deutschen Truppen zusammen, und es packte ihn der Ehrgeiz, mit seinen deutschen Kameraden in ihrer Muttersprache reden zu können. Er schloß sich vierzehn Tage in ein Zimmer ein und lernte Deutsch – nach seiner ganz persönlichen Methode. Den Schwierigkeiten der deutschen Grammatik wich er auf durchtriebene Weise aus. So lernte er zum Beispiel das Wort: ich gehe. Richtig würde es nun weiter heißen: du gehst. Er aber sagte: du gehe, er gehe, wir gehe – und so fort. Das Hauptwort von Gehen heißt: der Gang. Er aber sagte: die Gehung, und diese Endsilbe »ung« hängte er bei jedem Verb an. Also: Schlafen – die Schlafung; Essen – die Essung. Die Unterhaltung mit ihm war ein einziges Theater. Wenn er zum Beispiel sagen wollte: Sie sind heute abend bei mir zum Essen eingeladen, so hörte sich das folgendermaßen an: Sie bin heute abend bei mir zu Essung einladen.

Seine Frau, eine Lehrerin und sehr fortschrittlich gesinnte Dame, war recht stolz auf ihren Gemahl und Gebieter. Bei der »Essung« durfte sie aber doch nicht an der »Tischung« sitzen. Es wurden drei Gedecke aufgetragen. Beim Speisen waren wir aber zu zweit, mein Gastgeber und ich. Meine Frage, für wen denn die anderen Teller bestimmt wären, beantwortete er mir dahin, daß die Frauen mit den Männern nicht an einem Tische essen dürften. Für sie war das da, was die Männer übrigließen; wenn man für sie auftrug, so hatte dies nur eine symbolische Bedeutung.

Hin und wieder kam ein Bauer mit irgendeinem Anliegen zu dem Ingenieur. Einen angebotenen Stuhl lehnte jeder dankbar ab, ersuchte aber um die Erlaubnis, sich auf den Boden setzen zu dürfen. Diese Naturmenschen konnten auf einem Stuhl nicht sitzen!

Nach einigen Tagen mußte ich in das Städtchen Urla übersiedeln – auf höheren Befehl! Urla lag zehn Kilometer vom Meer entfernt auf einem Berge. Diesmal genoß ich die Gastfreundschaft der Behörde. Nicht, daß man mich etwa eingesperrt hätte, im Gegenteil – ich wohnte im Hotel, es war Anordnung gegeben worden, daß ich in jedem Restaurant essen, in jedem Laden kaufen könne, ohne daß man Bezahlung dafür fordern dürfe. Die Rechnungen mußten beim Bürgermeister abgeliefert werden. Täglich begab ich mich in Begleitung zweier Gendarmen zur Küste hinab, um am Boot zu arbeiten. Wir benützten dabei die Postkutsche. Ein Erlebnis für sich! – Jeden Morgen erwarteten wir drei den Wagen etwas außerhalb des Städtchens. Nach einer Weile kam er daher wie ein tobendes Wetter, von Trompetengeschmetter begleitet. Sechsspännig! Um den Autobussen Konkurrenz zu machen. Die kleinen, abgehetzten Steppenpferdchen galoppierten verzweifelt und dampften unter der sausenden Peitschenschnur ihres Lenkers. Der Wagen rasselte in Sprüngen und Zickzackkurven hinterdrein, er sah immer aus, als hätte er keine Maus mehr beherbergen können. Selbst in den Rahmen der Fenster hockten die Gestalten und klammerten sich mit großem Geschrei aneinander fest. Ich begriff die lebensgefährliche Hast dieser Menschen nie, da ich doch wußte, daß der Wagen an irgendeiner Kaffeeschenke anhielt, wenn es einer der Passagiere wünschte, um erst nach einer vertrödelten halben Stunde wieder loszubrausen. Irgendwie fanden ich und die beiden Gendarmen immer noch Platz, und wenn es auch auf der Deichsel war. Die Straße führte durch den kleinen Ort, in dem ich zum erstenmal verhört worden war. Dort hielt er einen Augenblick an, aber nur so lange, als man brauchte, schnell einen Kaffee zu trinken. Dies war das türkische Zeitmaß für zehn Minuten. Fünf Minuten hieß: Eine Zigarette lang.

Drei Wochen dauerte dieses Abenteuer, dann konnte ich endlich abreisen Aber nochmals verfolgte mich das Pech. Ich landete am selben Abend auf der Insel Köstendsche, von der ich nicht wußte, daß sie ebenfalls verbotenes Gebiet war, und wurde wieder verhaftet. Diesesmal schickte man mich nach Smyrna zurück, wo ich zu Fuad Pascha, dem Platzkommandanten gebracht wurde. Dieser ordnete an, daß gegen mich eine Untersuchung wegen Verdachtes der Spionage eingeleitet würde. Im Konak hatte man mir ein Zimmer eingerichtet, das ich in dieser Zeit nicht verlassen durfte. Meine Harmlosigkeit stellte sich aber bald heraus – sehr zum Verdruß des deutschen Konsuls, der den Türken gerne gefällig gewesen wäre und ihnen einen griechischen Spion entlarven geholfen hätte, wenn es gegangen wäre. Man mußte mich nach zehn Tagen entlassen und gab mir den guten Rat, möglichst bald aus der Gegend zu verschwinden und keine türkischen Küsten mehr anzulaufen. Die Photographie meines Bootes wurde an sämtliche Hafenbehörden verschickt. Das Ausfahren auf eigenem Kiel wurde mir untersagt. Ich mußte mit der »Bayern« an Bord eines Dampfers gehen. Ein deutscher Levantedampfer, der eben im Hafen lag, nahm mich und das Boot an Deck und setzte mich außerhalb der türkischen Hoheitsgewässer nördlich der Insel Chios auf hoher See ab, nicht ohne daß mich Kapitän und Besatzung vorher zu bewegen versucht hätten, mit nach Deutschland zu kommen. Ich ließ mich aber von meinem Plan nicht abbringen – mein Ziel war die Südsee.


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